Der Versicherungs-Check: Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Versicherungsschutz. <BR /><BR /><BR /><BR />Einmal ehrlich: Wissen Sie genau, wogegen und wie hoch, ob Sie gut oder nur dürftig versichert sind? Und wann haben Sie sich die verschiedenen Polizzen zum letzten Mal angeschaut – womöglich noch vor der Hochzeit, dem Jobwechsel oder dem Umzug? <BR /><BR />Erwischt! Sie hatten schon ewig keinen Anlass mehr, um über Ihre Versicherungen nachzudenken, zahlen brav jedes Jahr den üblichen Betrag und müssten den Ordner „Versicherungen“ erst ganz hinten im Schrank suchen. Nun, das ist erst einmal kein schlechtes Zeichen. Immerhin scheinen Sie letzthin vor allzu großen Sorgen verschont geblieben zu sein. Aber: Das kann sich jederzeit ändern. Und dann ist es womöglich schon zu spät für „hätte“ und „sollte“. Dann ist die ausgebrannte Wohnung schlimmstenfalls unterversichert, die Klausel im Vertrag schließt ausgerechnet Ihre Lieblingssportart aus, bei der Sie sich einen bleibenden Schaden zugezogen haben, oder Sie zahlen viel Geld für eine Versicherung, die Sie längst nicht mehr brauchen. <BR /><BR />Immerhin befinden Sie sich mit Ihrem Dilemma in bester Gesellschaft. Denn auf dem Schreibtisch von Stefanie Unterweger landen fast täglich Nachrichten und Unterlagen von Menschen, die zu gutgläubig oder zu wenig sorgfältig im Umgang mit ihren Versicherungen waren, oder die es auf gut Südtirolerisch „glaggln“ lassen haben.<BR /><BR /><BR /> „Oft ist der Schaden schon angerichtet. Dann können wir nur versuchen, ihn gemeinsam mit den Klienten so gering wie möglich zu halten“, sagt die Versicherungsberaterin der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS). Besser sei es aber, schon vor Versicherungsabschluss auf Nummer sicher zu gehen und Fallen, in die jeder tappen kann, auszuweichen. Ein Frage-und-Antwort-Katalog kann dabei nützlich sein.<BR /><BR /><BR /><b>Welche ist die wichtigste Versicherung?</b><BR />Zweifellos die private Haftpflichtversicherung. Der Grund: Wer – wohlgemerkt unabsichtlich, also fahrlässig und nicht vorsätzlich – einen Schaden an Dritten verursacht, haftet dafür mit dem gesamten derzeitigen und zukünftigen Privatvermögen. Stefanie Unterweger sagt: „Wir empfehlen eine Mindestversicherungssumme von 1,5 Millionen Euro.“ <BR /><BR />Wichtig zu wissen: Im Normalfall sind alle Familienmitglieder desselben Haushaltes automatisch mitversichert. Das heißt bei 2 Eltern plus Kindern: Nur ein Elternteil muss die Versicherung abschließen. In diesen Fällen zahlt die Versicherung: Zum Beispiel, wenn der Mieter in der Mietwohnung ein Waschbecken kaputt macht oder der Fußball durch die Glasscheibe des Nachbarn fliegt, wenn der Hund den Briefträger beißt oder ein Kind seinen Freund beim Spielen aus Versehen zu Boden stößt und verletzt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="656447_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Gibt es in Italien verpflichtende Versicherungen?</b><BR />Ja. Das ist die Kfz-Haftpflichtversicherung. „Sie deckt bis zum versicherten Höchstbetrag die Schäden an Personen und Sachen, die Dritten mit dem versicherten Fahrzeug unabsichtlich zugefügt wurden, außerdem die Personenschäden der Insassen des versicherten Fahrzeuges“, erklärt die Verbraucherschützerin. <BR /><BR /><BR />Tipp: Die italienische Versicherungsaufsichtsbehörde hat einen Rechner ins Internet gestellt, mit dessen Hilfe jeder Kfz-Inhaber die Kosten für die in Italien angebotenen Versicherungen, maßgeschneidert auf sein Fahrzeug und seine Bedürfnisse, vergleichen kann (in italienischer Sprache). <BR /><BR /><BR /><b>Wer braucht eine Wohngebäudeversicherung?</b><BR />Der wichtigste Inhalt einer Wohngebäudeversicherung ist die Feuerversicherung. Sie ist für alle Wohnungseigentümer, aber auch für Mieter ratsam. Stefanie Unterweger: „Innerhalb nur weniger Minuten kann das gesamte Hab und Gut in Flammen aufgehen. Der Schaden kann so hoch ausfallen, dass wir nicht im Stande sind, ihn aus eigener Tasche zu bezahlen. Gerade bei Risiken, die so enorme Schäden verursachen können, ist eine Versicherung unerlässlich.“<BR /><BR /><BR /><b>Wer sollte eine private Unfall- und/oder Krankenversicherung abschließen?</b><BR />Auf jeden Fall alle Berufstätigen, da ein schwerer Unfall oder eine Krankheit zu einem geringeren Einkommen oder gar zu einem kompletten Verdienstausfall führen kann. „Die Entscheidung, welche versicherten Leistungen in den Vertrag aufgenommen werden sollen, hängt wesentlich von den beruflichen Umständen einer Person ab“, erklärt Stefanie Unterweger. Selbstständige müssten beispielsweise, abgesehen von der Invalidität, auch an eine vorübergehende Arbeitsunfähigkeit denken. <BR /><BR />Achtung vor allem bei Krankenversicherungen: Sehr oft werden in letzter Zeit laut der VZS-Expertin sogenannte Sanitätsversicherungen abgeschlossen. Sie decken Behandlungen in privaten Kliniken oder bei Privatärzten ab, allerdings nicht dauerhafte Schäden, die nach Krankheiten teilweise oder ganz berufsunfähig machen. Dazu Stefanie Unterweger: „Tatsache ist aber, dass im Ernstfall das öffentliche Gesundheitssystem sehr wohl funktioniert und der Aufenthalt in einer Privatklinik nicht zwingend erforderlich ist. Woran eine Existenz scheitern kann, sind viel eher die Langzeitfolgen eines Unfalles oder einer Krankheit. Sie gehen auf Dauer ins Geld, und sie müssen versichert sein. Für eine selbstständige Person können auch schon 3 Monate Arbeitsausfall zum Verhängnis werden.“<BR /><BR /><BR /><b>Wozu ist eine Lebensversicherung gut, und für wen?</b><BR />Seit 15 Jahren arbeitet Stefanie Unterweger bei der Verbraucherzentrale Südtirol, und seit genauso vielen Jahren begleitet sie ein Dauerthema, das sie rein von der Häufigkeit der Anfragen für die Klienten als Spitzenreiter in der Rangliste bezeichnen kann: die Lebensversicherungen. „Hier ist das Problem, dass es sich in der Regel um große Summen Geld handelt und dass den Klienten von einigen Vermittlern Verträge angedreht werden, die falsch oder unzureichend erklärt wurden.“ <BR />Zur Erklärung: Es gibt die Erlebensversicherung und die Ablebens- oder Risikolebensversicherung. <BR /><BR /><BR />Erstere ist allerdings keine reine Risikoabsicherung, sondern vielmehr eine Geldanlage, „und da sind einige Produkte auf dem Versicherungsmarkt sehr unvorteilhaft“. Sie hätten Laufzeiten bis zu 45 Jahren und hohe Kosten. Zudem müssten Versicherte bei vorzeitigem Ausstieg enorme Verluste hinnehmen. In diesen Fällen – laut Unterweger handelt es sich sehr oft um einen bestimmten Versicherungsvermittler, auf den auch schon die Versicherungsaufsichtsbehörde angesetzt wurde – kann die Verbraucherzentrale meist nur Teilerfolge verbuchen. „Wir schauen dann gemeinsam mit den Klienten, ob eine Stilllegung, eine Auflösung des Vertrages oder doch eine Weiterzahlung der günstigste Weg ist.“ <BR /><BR />Viel empfehlenswerter sei die Ablebens- oder Risikolebensversicherung, mit der die Familie im Falle des Todes abgesichert wird. Allerdings sei es auch hier sehr wichtig, die Vertragsklauseln zu überprüfen, etwa auf Karenzzeiten.<BR /><BR /><b>Welche Versicherungsverträge sind überflüssig?</b><BR />Der Versicherungsbedarf ändert sich je nach Lebenslage. „Größtmögliche Risiken sollten immer abgesichert werden, während es für kleinere Risiken mit geringen finanziellen Folgen keiner Absicherung bedarf“, rechnet Stefanie Unterweger vor. Eine Änderung der Lebenslage ergibt sich beispielsweise mit der Rente: „Eine Rentnerin wird kaum eine Unfallversicherung mit Tagesgeldabsicherung benötigen, da sie ohnehin monatlich ihre Rente bekommt und daher keine Einkommensausfälle hat.“<BR /><BR /><BR />Beispiel für eine meistens überflüssige Versicherung: Glasbruch. „Glasbruchversicherungen werden oft mit Wohngebäudeversicherungen mitverkauft. Aber moderne Fenster brechen in der Regel nicht einfach, es sei denn, es ist ein Material- oder ein Produktionsfehler vorhanden, und dafür muss der Verkäufer aufkommen.“<BR /><BR />Generell sollte man in Mehrparteienhäusern darauf achten, seine eigene Wohnung nicht gegen alles zu versichern. Sturmschäden oder Schäden durch Blitzschlag betreffen meistens den Gemeinschaftsteil des Gebäudes, der über das Kondominium bereits versichert ist. <BR /><BR /><BR /><b>Über- oder unterversichert?</b><BR />Grundsätzlich spricht man von Unterversicherung, wenn die versicherte Summe zu niedrig ist. Beispiel: Ein Haus hat einen geschätzten Wiederaufbauwert von 350.000 Euro. Ist es für nur 200.000 Euro versichert, ist es klar unterversichert. Die Folge: Das Versicherungsunternehmen berechnet bei einem Teilschaden das Verhältnis der Unterversicherung zieht diesen Prozentsatz ab. Bei einem Totalschaden werden lediglich die 200.000 Euro ausbezahlt.<BR /><BR /><BR />Dasselbe Haus wäre überversichert, wenn es der Eigentümer zum kommerziellen Wert versichert, da die aktuellen Immobilienpreise sehr viel höher als die 350.000 Euro sind. So würde man eine höhere Versicherungsprämie bezahlen, aber gleichzeitig keine höhere Schadenssumme ausbezahlt bekommen. <BR /><BR />Man kann aber auch generell über- oder unterversichert sein, das heißt, zu viel oder zu wenig versichern. Laut Landesstatistikamt haben die Südtiroler im Jahr 2018 pro Kopf rund 1844 Euro für Versicherungen ausgegeben, in ganz Italien waren es pro Kopf allerdings 2236 Euro.<BR /><BR />Heißt das, dass die Südtiroler unterversichert sind? Stefanie Unterweger kann nur aus Erfahrungswerten heraus antworten: „Was Haftpflicht-, Wohngebäude- und Ablebensversicherung betrifft, hätte ich bei den Südtirolern wenig Bedenken. Eher hapert es bei der Unfall- und Krankenversicherung, der manchmal zu wenig Beachtung geschenkt wird. Das führt dazu, dass Leute einfach falsch versichert sind. Will heißen: Die Versicherung entspricht nicht ihrem Bedarf.“ <BR /><BR />Daher ein wichtiger Tipp: „Alle 5 Jahre sämtliche Versicherungsverträge dahingehend überprüfen, ob die versicherten Summen noch passend oder zu verändern sind.“<BR /><BR /><b>Was ist bei der Kündigung einer Versicherung zu beachten?</b><BR />Sie muss immer schriftlich per Einschreibebrief mit Rückantwort oder online mit PEC-Adresse erfolgen. Außerdem muss die Kündigungsfrist eingehalten werden. Achtung: Es gibt sogenannte Mehrjahresverträge, wobei die Anbieter zwar zu einem Rabatt verpflichtet sind. Aber: „Das ist kein fairer Deal“, sagt Stefanie Unterweger. Denn der Rabatt falle in der Regel sehr gering aus, und man habe keine Möglichkeit, vor dem Auslaufen des Vertrages auszusteigen. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Darauf sollten Sie achten, bevor Sie einen Versicherungsvertrag unterschreiben:</b><BR /><BR /><i>Nie unvorbereitet in ein <BR />Versicherungsgespräch oder gar in den -abschluss gehen:</i><BR /> Jeder sollte sich vor einem Gespräch klar vor Augen führen, welche Versicherungen für ihn persönlich wichtig und welche weniger wichtig sind. Nach diesem Schema sollte man zuerst die allerwichtigsten Versicherungen abschließen, bevor man sich den weniger wichtigen Versicherungen widmet. Nur so behält man den Überblick und lässt sich nicht von einer in die andere Richtung drängen, um am Schluss so schlau wie zu Beginn zu sein. <BR /><BR /><BR /><i>Immer Angebote von etwa 3 Anbietern einholen und<BR /> vergleichen:</i><BR />Das können Agenturen, Broker oder auch Online-Anbieter sein. Bei Letzteren muss man sich aber im Klaren sein, dass man nie persönlich mit jemandem reden kann. Ein etwas komplizierterer Fall in einer Fremdsprache könnte da zum Problem werden. <BR /><BR /><BR /><i>Vertragsbedingungen immer genau durchlesen:</i><BR /> … auch wenn sie noch so klein gedruckt und viele Seiten stark sind. Sollte man mit einem Punkt nicht einverstanden sein, kann der Vertrag trotzdem annehmbar sein, sofern der betreffende Punkt in Rücksprache mit dem Anbieter abgeändert wird. <BR /><BR /><BR /><i>Sich nie unter Druck setzen lassen:</i><BR />… und daher eine oder auch mehrere Nächte drüber schlafen und sich dann erst für oder gegen eine Versicherung entscheiden. <BR /><BR /><BR /><i>Vorsicht bei Versicherungs-Paketen:</i><BR />Sie beinhalten zwar mehrere Absicherungen zu einem verhältnismäßig günstigen Preis. Allerdings sind die einzelnen Bereiche dann selten ausreichend bzw. dem Bedarf entsprechend versichert.<BR /><BR /><BR /><i>Tipp:</i><BR />Für alle, die den Überblick über ihre Versicherungen verloren haben oder einfach wissen wollen, wie gut oder schlecht sie versichert sind, gibt es auf der Homepage der Verbraucherzentrale Südtirol 2 Online-Instrumente: einen kostenlosen „Kurz-Check“, der mit wenigen Mausklicks eine Übersicht jener Versicherungsprodukte gibt, die – je nach Ausgangslage – die wichtigsten abzusichernden Risiken sind; einen „persönlichen Versicherungscheck“, der eine Analyse des Versicherungsbedarfs erstellt und Informationen zu den einzelnen Versicherungstypen samt Prämienüberblick für bestimmte Profile gibt (dafür ist der Mitgliedsbeitrag der VZS über 25 Euro zu zahlen).<BR />Alternativ gibt es für alle, die sich im Unterlagen-Dschungel zu verirren drohen, persönliche Beratungen.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />