Donnerstag, 25. Mai 2023

„Wünschen uns mehr Wertschätzung und weniger Bürokratie“

Auf rund 2500 Höfen im Land steht innerhalb der nächsten 5 Jahre ein Generationenwechsel an. Die Jugend soll den Betrieb übernehmen und in die Zukunft führen. In vielen Fällen wird die Nachfolge zwar frühzeitig geregelt, die neuen Betreiber sehen sich aber mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. „Am Ende überwiegt meist die Leidenschaft für den Beruf“, weiß Raffael Peer, Obmann der Südtiroler Bauernjugend.

Vor allem in der Berglandwirtschaft sind die Herausforderungen groß. - Foto: © IDM/Frieder Blickle

92 Prozent der Landwirte, die in naher Zukunft kürzer zu treten gedenken, danken mit klaren Vorstellungen ab. Wie eine Erhebung des Instituts für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen (Wifo) ergab, wird die Nachfolge in der Regel frühzeitig geplant – und der Betrieb bleibt meist in der Familie. „In den meisten Fällen ist es eines der Kinder oder ein entfernterer Verwandter, die den Hof weiterführen. Manchmal wird die Fläche aber auch aufgeteilt. Dass der Betrieb komplett aufgelassen wird, passiert hingegen nur selten“, erklärt Raffael Peer, der Obmann der Südtiroler Bauernjugend.

Und das, obwohl die Herausforderungen immer mehr zu werden scheinen. Denn schon vor der offiziellen Hofübernahme müssen sich die Junglandwirte mit einer Reihe von Fragen auseinandersetzen. „Wie ist der Hof aufgestellt? Wie sieht die wirtschaftliche Situation aus? Was ist mit dem Maschinenfuhrpark? Gibt es Möglichkeiten zur Modernisierung? All das sind Themen, über die sich die jungen Bauern oft schon lange vor der Übergabe des Betriebs Gedanken machen“, weiß Peer.

Auf der Suche nach neuen Wegen

Nicht immer ist der Blick in die Zukunft dabei sorgenfrei. „Der Weinsektor steht im Normalfall gut da, im Obstbau und in der Berglandwirtschaft ist es oft schwieriger. Hier werden die hohen Kosten zunehmend zur Last und auch andere Faktoren tragen dazu bei, dass der Beruf an Attraktivität verliert“, gibt Peer zu bedenken.

Wenn die Leidenschaft vorhanden ist, sind meist auch die Risikobereitschaft und der Wille, einen Weg zu finden, da.
Raffael Peer, Obmann der Südtiroler Bauernjugend


Am Ende finden die meisten dann aber trotzdem einen Weg, wobei nur selten völlig umgekrempelt wird. Viele versuchen, neue Wege innerhalb des Sektors zu gehen oder Schritt für Schritt kleinere Veränderungen vorzunehmen. „Die nächste Generation beginnt ja meist schon auf dem Hof mitzuarbeiten, wenn die Vorgänger noch aktiv sind, und hat so auch Zeit und Möglichkeiten, etwas auszuprobieren“, so Peer. Und schlussendlich siegt – mit wenigen Ausnahmen – die Leidenschaft. „Wenn diese vorhanden ist, sind auch die Risikobereitschaft und der Wille, weiterzumachen, da.“

Mehr Wertschätzung und weniger Bürokratie

Und doch, einige Anliegen brennen den jungen Bauern sehr wohl unter den Nägeln. „Was wir uns in erster Linie wünschen, ist mehr Wertschätzung für unsere Arbeit und das, was wir tagtäglich produzieren“, sagt der Bauernjugend-Obmann. Landwirte hätten in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle, sie kümmern sich um die Pflege der Landschaft und sind oft im Dorfleben und in den Vereinen sehr aktiv. „Es wäre schön, wenn uns dafür mehr Dankbarkeit entgegengebracht würde“, so Peer.

Und dann bleibt noch das leidige Thema Bürokratie. „Die Politik muss unbedingt die richtigen Maßnahmen ergreifen, um die Arbeit auf den Höfen zu erleichtern. Die Bauern kümmern sich mit Freude und Begeisterung um Tiere, Pflanzen und die Natur und brauchen dafür ihre Zeit und ihre Ressourcen. Da kann es nicht sein, dass sie in einem Berg aus buchhalterischen Aufgaben untergehen“, schließt Obmann Raffael Peer.

deb

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