Dienstag, 18. Juli 2023

Hofer: „Nicht die Kühe, sondern die Menschen haben sich verändert“

Fotos aus unmittelbarer Nähe, direkter Zugang auf die Herden, und mitgebrachte Äpfel für Pferde und Kühe. All das zähle zum falschen Verhalten von Leuten, das man auf unseren Almen inzwischen täglich kopfschüttelnd beobachten kann. Nach der Kuh-Attacke am Sonntag auf der Seiser Alm ist sich Alberich Hofer, Vertreter der Bergbauern, deshalb sicher: „Dieser Vorfall ist die absolute Ausnahme. Nicht die Kühe, sondern die Menschen haben sich verändert.“

Ein Selfie mit einem Hochlandrind? Das Verhalten der Menschen im Umgang mit Tieren hat sich verändert – besonders auf den Almen. - Foto: © Shutterstock

Von Johanna Torggler

Der Vorfall am Sonntag hat in Südtirol für Aufsehen gesorgt: Etwa 15 Kälber und 2 Kühe attackierten Urlauber auf der Seiser Alm. Eine 40-jährige Wanderin wurde dabei schwer verletzt, nachdem 3 der Kühe auf sie losgegangen waren. Die Leitkuh soll die Frau aufgegabelt und mehrere Meter in die Luft geschleudert haben.

Touristen müssen darüber informiert werden, wie man sich auf Wanderwegen und auf Almen bewegt und benimmt.
Alberich Hofer, Vertreter der Bergbauern

Alberich Hofer, der Vertreter der Bergbauern, hat von dem Vorfall gelesen und sagt gegenüber STOL: „Mein Leben lang arbeite ich schon mit Kühen. So etwas ist mir in all den Jahren noch nie untergekommen. Die Kühe alleine waren für den Vorfall bestimmt nicht verantwortlich.“ Er erklärt, dass Kälber und Kühe allgemein nicht für aggressives Verhalten bekannt sind, sondern als friedvolle Tiere gelten. Er vermutet, dass ein Hund zuvor die Kühe in Angst versetzt hat, oder falsches Verhalten von Leuten den Angriff herausgefordert hat. „Sonst kann ich mir die Attacke nicht erklären“, so Hofer.

Alberich Hofer

Leute über den richtigen Umgang mit Tieren immer schlechter aufgeklärt

Das ganze Jahr über beobachte ich kopfschüttelnd, was sich die Leute zum Teil erlauben. Immer wieder sehen wir, dass Menschen direkt mit Hunden auf Herden zugehen, Fotos aus nächster Nähe machen und den Kopf der Kühe kraulen. So geht man mit Tieren auf den Almen nicht um.
Alberich Hofer, Vertreter der Bergbauern


Dass sich Kühe heute anders verhalten als noch vor 10 oder 20 Jahren, sei Unsinn. „Nicht die Kühe, sondern die Menschen haben sich verändert“, betont der Bergbauernvertreter. Die Leute seien über das Verhalten auf den Almen, besonders über den Umgang mit Tieren, viel schlechter aufgeklärt, als noch vor einigen Jahren.

„Das ganze Jahr über beobachte ich kopfschüttelnd, was sich die Leute zum Teil erlauben. Immer wieder sehen wir, dass Menschen direkt mit Hunden auf Herden zugehen, Fotos aus nächster Nähe machen und den Kopf der Kühe kraulen. So geht man mit Tieren auf den Almen nicht um. Die Leute bringen sich damit selbst in Gefahr“, so der Bergbauernvertreter. „Natürlich liegt die Schuld nach dem Vorfall am Samstag in erster Linie bei der Kuhherde, aber der Unwissende ist der Mensch“, sagt Hofer.

Ein großes Problem sei also die fehlende Aufklärung der Menschen vor dem Almbesuch. „Die Leute wissen zum Teil ja gar nicht, dass falsches menschliches Verhalten im Umgang mit Kühen eventuell gefährlich werden kann. Kühe sind nicht auf der Alm um gestreichelt zu werden, sondern Kühe sind Tiere, die ihre Kälber und ihre Herde bei Bedrohung beschützen“, so Hofer.

Auf den Wanderwegen bleiben, keine Fotos mit Kühen machen, Tiere nicht füttern

Vor weiteren Attacken müsse man sich also – bei richtigem Verhalten – nicht fürchten. „Die Idee, Kühe in Zukunft wegzuzäunen, das kommt für mich nicht in Frage“, sagt Hofer, „Viel wichtiger ist es, die Leute für das Thema zu sensibilisieren. Touristen müssen darüber informiert werden, wie man sich auf Wanderwegen und auf Almen bewegt und benimmt.“

Auf den Almwiesen ist für Pferde und Kühe Nahrung genug, man füttert die Tiere nicht.
Alberich Hofer, Vertreter der Bergbauern


Auf den Wanderwegen bleiben, Herden umgehen, keine Fotos aus der Nähe machen und nicht direkt auf Kühe und Pferde zugehen. Das alles gehört zum korrekten Verhalten auf der Alm. „Außerdem müssen die Leute aufhören, den Tieren Äpfel, Brot und Süßes zu geben. Denn die Tiere merken sich, dass sie von den Urlaubern gefüttert werden und gehen auch auf die nächsten vorbeikommenden Wanderer zu. Auf den Almwiesen ist für Pferde und Kühe Nahrung genug, man füttert die Tiere nicht“, betont der Vertreter der Bergbauern.

Abschließend rät Hofer allen Wanderern: „Bleibt nicht bei den Kühen stehen und fordert leichtsinnig mögliche Gefahren heraus. Geht an den Herden vorbei, genießt die schöne Landschaft. Jeder soll die Natur und die Alm genießen.“

Auch STOL-Reporter Ivo Zorzi hatte sich im Juli 2020 auf der „Borting Alm“ am Karerpass über das richtige Verhalten auf der Alm erkundigt. Hier das Video:

jot

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