Mittwoch, 31. Januar 2024

Bergrettung Gröden probt Lawinenabgang – „Immer Neues lernen“

Jährlich organisiert der Bergrettungsdienst Gröden während des Winters eine groß angelegte Rettungsübung, wo ein Schneelawineneinsatz mit Mehrfachverschüttung simuliert wird. Der Präsident Aaron Moroder erzählt von der Probe und erklärt, was im Ernstfall wichtig ist.

Im Gleichschritt suchten die Bergretter nach den „Verschütteten“. - Foto: © Judacrëp Gherdëina - Arik Oberrauch

STOL: Herr Moroder, sind Sie mit dem Ausgang der heurigen Großübung zufrieden?
Aaron Moroder: Ja, auf jeden Fall! Wir konnten eine sehr gute Übung durchführen. Das Gelände war dazu bestens geeignet, sodass wir als Mannschaft weiterhin optimal vorbereitet sind. Dabei muss man sagen, dass die Kompetenz aller Beteiligten sehr gut war.

STOL: Was hat besonders gut geklappt und was weniger gut?
Moroder: Die simulierte Lawine war heuer besonders groß und wir haben den Rettern nur sehr wenig Informationen mitgeteilt. Dabei wurde wieder deutlich, wie wichtig die Kommunikation bei solchen Einsätzen ist und wie viel Zeit man dadurch einsparen kann.


Die Bergretter starteten vom Sellajoch Richtung Langkofel. - Foto: © pas




STOL: Wie wichtig ist es dabei auch als Leihe, sein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät) gut zu kennen?
Moroder: Ich wage folgendes zu behaupten: Aussagen wie „jaja, mehr oder weniger weiß ich das schon noch vom Kurs, den ich im letzten Jahr gemacht habe“ im Ernstfall nicht ausreichen. Die Kameradenrettung versetzt die Retter in eine Stress- und Extremsituation. Es ist ja gar sehr wahrscheinlich, dass die Verschütteten Bekannte oder Freunde sind. Wenn man die Schritte der Rettung da nicht schon automatisiert hat, das LVS-Gerät nicht perfekt verwenden kann und sehr gut beherrscht, kann man sehr schnell in Panik verfallen und scheitern.

STOL: Selbst das Sondieren und Schaufeln sollte oft geübt werden, oder?
Moroder: Moderne LVS-Geräte haben die Rettung enorm beschleunigt und sind auch in der Bedienung einfacher. Sondieren und Ausgraben muss man aber dann den Verschütteten eigenständig. Leider geht durch schlecht koordiniertes Graben am meisten Zeit verloren, was dann für den Verschütteten schwerwiegende Folgen haben kann.



STOL: Die Bedingungen am Einsatzort waren ja äußerst realistisch, herrschten doch neben den vielen Schneemassen auch tiefe Temperaturen und sehr starker Wind, die den Einsatz erschwerten, oder?
Moroder: Dies ist bei Einsätzen leider häufig so, dass sich Unfälle in den Bergen gerne bei schlechtem Wetter und/oder Dunkelheit ereignen. Dies muss man immer berücksichtigen und dabei die Sicherheit von Rettern und Verletzten gewährleisten.


Mit der Sonde suchten die Bergretter nach den „Verschütteten“. - Foto: © Judacrëp Gherdëina - Arik Oberrauch




STOL: Warum sind Übungen dieser Art so wichtig, wo liegen die Gefahren/Probleme?
Moroder: Lawinen gehören für uns sicherlich zu den komplexesten Einsätzen, denn jede Minute zählt. Es gilt daher, so schnell wie möglich genug Retter an Ort und Stelle zu befördern, die wissen, was sie zu tun haben. Man muss daher häufig unterschiedliche Organisationen, d.h. Bergrettung, Flugrettung, Nachbarorganisationen, Feuerwehr, usw. gut koordinieren. Durch regelmäßige Übungen kann man immer wieder etwas Neues lernen und sich verbessern.

STOL: Die Symbiose zwischen erfahrenen und neuen Bergrettern erwies sich als sehr aufschlussreich, oder?
Moroder: Ja, absolut, ich glaube, dass dies auch eine der Stärken unserer Mannschaft ist. Jene, die schon länger dabei sind, können ihre Erfahrung weitergeben und jüngere Mitglieder sind tatkräftig dabei zu lernen und auch Verantwortung zu übernehmen. Dies motiviert uns gegenseitig und mich freut es immer, wenn ich sehe, wenn Jüngere und Ältere gut zusammenarbeiten.

STOL: Wird der Übungsausgang im Nachhinein nochmal analysiert?
Moroder: Selbstverständlich, wobei wir versuchen dies in einer eher lockeren Atmosphäre, wie heuer bei einem anschließenden gemeinsamen Mittagessen, durchzuführen. So kann sich jeder zu Wort melden und es entstehen interessante Tischgespräche, wo Erfahrungen ausgetauscht werden.


Auch der Notarzthubschrauber Aiut Alpin hat bei der Probe mitgemacht. - Foto: © Judacrëp Gherdëina - Arik Oberrauch




STOL: Welche Ratschläge möchten Sie den Tausenden begeisterten Skitourengehern und Schneeschuhwanderern in Südtirol geben?
Moroder: Die Lawinengefahr auf keinen Fall zu unterschätzen, denn man weiß nie, wie knapp man dran war. Riskiert man ein Mal zu viel, kann dies auch schon das letzte Mal gewesen sein. Und man darf nicht glauben, dass nur „gefährliche“ Skitouren schön sind.


Neben dem Bergrettungsdienst Gröden werden auch einzelne Mitglieder der lokalen Freiwilligen Feuerwehren Grödens sowie Bergretter der Nachbartäler eingeladen, teilzunehmen. Mit dabei war auch der Notarzthubschrauber des Aiut Alpin Dolomites. Insgesamt waren fast 40 Personen am Werk.

Der heurige Schauplatz war letzten Samstag die Langkofelgruppe im Gemeindegebiet Wolkenstein und zwar unterhalb der Fünffinger-Scharte, wo sich eine große Schneelawine gelöst hatte und laut ersten Informationen 4 Personen von den Schneemassen begraben wurden.

pas/stol

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