Montag, 9. Oktober 2023

Corona: Risikogruppen sollten sich impfen

Im vierten Corona-Herbst warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO vor der Zunahme der Krankenhauseinlieferungen wegen Covid-19. Auch in Südtirol zirkulieren die Corona-Varianten Eris, Acrux und Pirola. Da es sich nicht um völlig neue Virusvarianten handelt, bleiben die derzeitigen Impfstoffe wirksam“, erklärt Prof. Dr. Christian Wiedermann, Koordinator der Forschungsprojekte des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen. Das müssen Sie wissen.

Erkältung, Grippe oder Corona? Diese Frage wird sich auch im heurigen Herbst und Winter öfter stellen. Risikogruppen wird deshalb zu einer frühzeitigen Corona-Auffrischimpfung und zur Grippeimpfung geraten. - Foto: © Shutterstock / shutterstock

Wie gefährlich sind die neuen Corona-Varianten Eris, Acrux und Pirola?
Seit diesem Sommer verbreiten sich in Europa 2 Varianten des Corona-Subtyps Omikron: Eris (EG.5) und Acrux (XBB.2.3). Im Unterschied zu Acrux verbreitet sich Eris stärker und schneller und kann sich unserer Immunabwehr besser entziehen. Im Juli wurde die Variante Pirola (BA.2.86) erstmals in Dänemark nachgewiesen, kürzlich ist sie auch in Italien aufgetreten. Sie hat viele Mutationen, die die Fähigkeit erhöhen, das Immunsystem zu umgehen. Die Symptome sind ähnlich wie bei Omikron: laufende Nase, Kopfschmerzen, Müdigkeit. Es gibt aber keine starken Hinweise auf eine erhöhte Gefährlichkeit dieser 3 neuen Varianten, dennoch sind Vorsichtsmaßnahmen weiterhin wichtig.

Wirken die aktuell eingesetzten Impfstoffe gegen diese Varianten?
Viele Bürger zweifeln aktuell an der Wirksamkeit der Impfstoffe. So wird in Frage gestellt, ob diese Impfstoffe auch vor den neuen Varianten schützen. Eine Anpassung der Impfstoffe wäre aber nur bei völlig neuen Varianten erforderlich. Trotz der neuen Varianten bleiben die Impfstoffe folglich wirksam. Zudem gehen internationale Experten davon aus, dass bisher durchgeführte Impfungen und die mittlerweile aufgebaute Immunität den meisten Menschen ausreichend Schutz bieten können.

Wer sollte sich jetzt gegen Corona impfen lassen? Ist auch eine Grippe-Impfung ratsam?
Aktuell wird Risikopatienten empfohlen, sich zusammen mit der Grippeimpfung auch gegen Corona impfen zu lassen, um den bestmöglichen Schutz zu erhalten. Zu den gefährdeten Gruppen zählen Über-65-Jährige, chronisch kranke und immungeschwächte Menschen, Schwangere und Frauen nach der Geburt sowie das Gesundheitspersonal. Für sie sind Auffrischimpfungen ratsam.

Ist das Tragen von Masken (noch) sinnvoll?
Ja, das Tragen von Schutzmasken – zumal von FFP2-Masken – ist auch in diesem Herbst sinnvoll, gerade für Risikopatienten. Wer jetzt beispielsweise im Zug und im Bus, im Supermarkt oder in der Wartehalle des Krankenhauses eine Maske trägt, verringert das Risiko einer Corona-Infektion. Die italienische Gesellschaft für Allgemeinmedizin SIMG rät zudem dazu, bei Covid-ähnlichen Symptomen zuhause zu bleiben und den Kontakt zu anderen Menschen zu meiden. Mein Tipp lautet: Ja zum situationsabhängigen Tragen von Masken – ohne Panik, aber mit Hausverstand!

Wie aussagekräftig sind aktuelle Corona-Schnelltests?
Nach wie vor sind Selbsttests für zu Hause in Südtirols Apotheken erhältlich, doch in einem Labor durchgeführte PCR-Tests sind genauer und zuverlässiger. Bei positiven Selbsttest-Ergebnissen sollte telefonisch Kontakt mit dem Hausarzt aufgenommen werden. Bei einer Atemwegsinfektion mit Verdacht auf eine Corona-Ansteckung kann frühzeitiges Testen sinnvoll sein, denn bei Bestätigung gibt es spezifische Möglichkeiten der zuverlässig erfolgreichen Behandlung.

Steht Südtirol im Herbst 2023 eine Dreifach-Epidemie bevor?
Europaweit warnen Experten vor einer Dreifach-Epidemie aus Covid-19, Influenza und RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus). Die Möglichkeit eines solchen Szenarios ist durchaus gegeben – auch bei uns in Südtirol. Es geht jetzt nicht darum, die Bürger zu verunsichern, sondern sie wissenschaftlich fundiert, sachlich und unaufgeregt über mögliche Risiken aufzuklären. Um den möglichen Druck auf die Krankenhäuser und auf Südtirols Praxen für Allgemeinmedizin zu verringern, ist es ratsam, Vorkehrungen zu treffen, um das Risikopotenzial zu verringern: Zu diesen Vorkehrungen zählen neben einer frühzeitigen Grippe- und Corona-Impfung das Auffüllen der Hausapotheke mit notwendigen Medikamenten und das Befolgen der – seit geraumer Zeit von vielen Menschen ausgeblendeten – AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) in schlecht gelüfteten und überfüllten Bereichen.


stol

Stellenanzeigen


Teilzeit






Teilzeit





powered by
Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden