Samstag, 2. März 2024

Darauf sind wir nicht vorbereitet

KI-Programme haben in den vergangenen Monaten eine rasante Entwicklung durchgemacht. Textbasierte Varianten wie ChatGPT gehören da mittlerweile schon beinahe zum „alten Eisen“. Kürzlich hat die Entwicklerfirma Open AI ihr neuestes Programm lanciert: Sora. Dieses KI-System wandelt Textbefehle in Videos um – und wir sind nicht darauf vorbereitet, was es jetzt schon kann.

Ein Kommentar von STOL-Redakteur Philipp Trojer.

Von:
Philipp Trojer
Es ist erst eineinhalb Jahre her, dass Open AI mit seinem Programm ChatGPT eine Revolution auslöste: Erstmals wurde eine breite Öffentlichkeit auf das Thema KI aufmerksam. Inzwischen nutzen Millionen Menschen das Programm täglich. Mit Sora hat Open AI nun erneut unter Beweis gestellt, dass sie in Sachen KI ganz vorne mitmischen.

KI-generierte Videos sind keine Neuheit. So kursierte etwa bereits vor einem Jahr ein Video von Schauspieler Will Smith im Internet, der einen Teller Spaghetti isst. Dass dieses Video nicht echt war, sondern von einer KI erstellt wurde, war auf den ersten Blick zu erkennen: Der Kopf des Schauspielers war seltsam verformt, der Hals zu lang, die Bewegungen unnatürlich und abgehackt, seine Haut wirkte pastellfarben.



Und jetzt kommt Sora: Vor rund 2 Wochen stellte Open AI sein neuestes Werk vor und übertraf damit alle Erwartungen. Das Programm erstellt aus Textbefehlen Videos, die kaum von der Realität zu unterscheiden sind. Ich zumindest hätte nicht erkennen können, dass es sich um KI-generierte Videos handelt.

Hätten Sie erkannt, dass es sich bei diesem Video um keine echten Aufnahmen handelt, sondern dass es von der KI Sora erstellt wurde?



Mein erster Impuls: „Wow – was für unendliche Möglichkeiten bietet diese neue Technologie?“ Mein zweiter Impuls: „Oje – was für unendliche Möglichkeiten bietet diese Technologie?!“ Wir steuern auf eine Welt zu, in der Realität und Fiktion nicht mehr zu unterscheiden sind - denn alles, was ich mir ausdenke, kann diese KI als Video absolut realistisch sichtbar machen.

Populisten, Verschwörungstheoretiker und Schwurbler auf den postfaktischen Spuren von Donald Trump werden vergnügt in die Hände klatschen: Egal welche abwegige Theorie oder krude Agenda sie verbreiten wollen, mit Programmen wie Sora können sie sich Beweisvideos im Handumdrehen erstellen lassen. Dann noch zu unterscheiden, was wahr und was falsch ist, wird zur Mammutaufgabe.

KI entwickelt sich viel schneller als unser Umgang mit dieser Technologie. Wir sind auf das Potenzial von Sora nicht vorbereitet und die Zeit drängt: Wenn man sieht, welche Fortschritte die KI in wenigen Monaten gemacht hat, kann man sich nicht vorstellen, was in einigen Jahren sein wird.

Die Politik muss sich Regeln für den Umgang mit dieser Technologie überlegen: Was ist erlaubt, was nicht? Wie schaffen wir die Voraussetzungen, um Fiktion von Realität unterscheiden zu können? Hier sind schnelle Antworten gefragt. Der technologische Fortschritt wartet nicht.

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