366 Männer – und damit 101 Männer mehr als im Jahr zuvor haben sich an die Männerberatung gewandt. Bei der Caritas sieht man diese Rekordzahl mit gemischten Gefühlen. Positiv daran sei, dass sich immer mehr Männer Hilfe holen würden. „Doch es zeigt auch, dass immer mehr Männer in Krise sind“, sagt Guido Osthoff, Leiter des Beratungsdienstes.<h3> Was macht den Männern zu schaffen?</h3>„Das reicht von einem Gefühl der Überforderung über Beziehungsprobleme bis hin zu allgemeinen Lebenskrisen“, erläuterte Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer gestern bei einer Pressekonferenz. Gewählt habe man dafür ganz bewusst den Tag vor dem Vatertag, denn auch die Vaterrolle komme sowohl in den Einzelgesprächen als auch in den Gruppenstunden immer wieder zur Sprache: „Alle Väter, die zu uns kommen, möchten gute Väter sein, sind aber oft überfordert“, so Osthoff. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1008149_image" /></div> <BR /><BR />Deutlich angestiegen ist laut Osthoff aber auch der Anteil der Männer, die in keiner festen Beziehung leben und keine Kinder haben: „Das waren 2023 knapp die Hälfte unserer Klienten. Viele dieser Männer haben schon eine oder mehrere gescheiterte Beziehungen hinter sich und zweifeln an der eigenen Beziehungsfähigkeit.“ <h3> Nicht gelernte Kommunikation</h3>So unterschiedlich auch die jeweiligen Gründe sein mögen, weswegen sich die Männer Hilfe holen, eines zieht sich dabei laut Osthoff wie ein roter Faden durch: nicht gelernte Kommunikation, wenn es um Gefühle geht. Osthoff verglich dies mit einem Schnellkochtopf. Gefühle wie Frust, Überforderung, Ärger, die man nicht mitteilen könne, steigerten den Druck und könnten schlussendlich gefährlich werden. Dann könne es zur Explosion in Form von Gewalt und Aggression kommen, gegen Frau und Kinder, gegen dritte Personen, aber auch gegen sich selber: „Nicht von ungefähr gibt es bei Männern deutlich mehr Suizide als bei Frauen, und auch bei Gewaltfällen im Kontext von Partnerschaft und Familie sind meist Männer die Täter.“ <h3> Und was geschieht nun bei der Männerberatung?</h3>In Einzelgesprächen mit Psychologen/Psychotherapeuten lernen die Männer, über ihre Gefühle zu reden. „Es ist uns aber auch ganz wichtig, ihnen zu vermitteln, dass sie selber und alleine für ihre Taten verantwortlich sind. Welche Gefühle auch immer sie haben, sie sind keine Ausrede für ihr Verhalten.“ Als besonders wertvoll hätten sich dabei die Männergruppen erwiesen, so berichtete Gabriele Munarini, der eine der Gruppen leitet: „Hier können Männer ehrliche und offene Gespräche über ihre Gefühle und eigenen Bedürfnisse, Herausforderungen und Überforderungen üben, sozusagen in einem angeleiteten Lernfeld.“<h3> Zahlen und Fakten</h3><b>101 Männer</b> mehr als im Vorjahr haben 2023 bei der Caritas Männerberatung angeklopft, nämlich 366 – und damit so viele wie nie zuvor. <BR /><BR /><b>Zwischen 40 und 60 Jahre</b> alt ist der überwiegende Teil der Männer, die sich an die Caritas Männerberatung gewandt haben, die Klientel wird jünger. <BR /><BR /><b>Schon seit 23 Jahren</b> gibt es die Caritas-Männerberatung in Südtirol, sie war die erste in Italien. Seit 2011 gibt es zudem das Anti-Gewalt-Training.<BR /><BR />