<a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/verschwunden-im-trentino-mein-mann-wollte-seinen-tod-nur-vortaeuschen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Wer sich an den Fall nicht erinnert: Hier die ganze unfassbare Geschichte zum Nachlesen.</a><BR /><BR /><b>STOL: Wie haben Sie reagiert, als Sie heute morgen erfahren haben, dass sich Ihr Mann bei der Trentiner Tageszeitung „L'Adige“ gemeldet und dann via WhatsApp über eine ausländische Nummer ein Interview gegeben hat, das heute in der Printausgabe zu lesen war?</b><BR />Katja Martini: Ich war geschockt und ungläubig. Im ersten Moment dachte ich, dass sich da jemand unter falschem Namen gemeldet haben muss. Aber als ich erfahren habe, dass es sich nicht nur um eine Mail an die Redaktion, sondern um ein Telefongespräch gehandelt hat und anhand der Dinge, die er im Interview schildert, bin ich mir sicher, dass er es war. Oder zumindest eine Person, die ihm nahesteht. Bei mir herrscht absolute Fassungslosigkeit, dass er den Weg über die Medien wählt, um mit mir in Kontakt zu treten. Warum hat er sich nicht direkt bei mir oder seinen Kindern gemeldet? Dieses Interview und gewisse Aussagen sind einfach nur ein Schlag ins Gesicht. Für alle: für seine Familie, für die Leute, die nach ihm gesucht haben, für mich. Es geht nur um seine Reputation, darum, seine Ehre zu retten und sein Gesicht zu wahren. <BR /><BR /><b>STOL: Im Interview sagte er folgende Worte: „Ich bin nicht in der Ukraine, ich habe nie daran gedacht, zu kämpfen. Ich bin im Osten, das ja, aber weit weg vom Krieg. Und ich möchte meiner Frau und meinen Kindern nur sagen, dass es mir gut geht. Es tut mir leid, wenn ich sie habe leiden lassen, denn es sind Menschen, die ich liebe, aber was ich wollte und was ich will, ist, ihnen aus dem Weg zu gehen, damit sie ein besseres Leben führen können“. Was sagen Sie zu dieser Aussage?</b><BR />Katja Martini: Ich bin fassungslos. Er wünscht mir ein besseres Leben mit all den Schulden, die er mir hinterlassen hat, mit dem Kredit von 15.000 Euro, den wir gemeinsam aufgenommen haben, um für seine Kinder zu kämpfen, mit Schuldnern, Kunden und Mitarbeiter, die er um ihr Geld betrogen hat, die hier vor der Tür stehen? Er wünscht seinen Kindern ein besseres Leben, die nun ohne Vater und ohne Unterhalt da stehen, zu denen er verpflichtet ist? Er wünscht mir ein besseres Leben, indem er mich im Glauben lassen wollte, dass er tot sei und indem ich für immer in der Ungewissheit gewesen wäre? Ein besseres Leben, ohne wirklich Abschied nehmen zu können? Wie hätten wir so glücklich weiterleben sollen? Ich empfinde absolutes Entsetzen darüber, dass er glaubt, uns so ein besseres Leben beschert zu haben. <BR /><BR /><b>Und zur Aussage, dass er Sie und seine Kinder liebt?</b><BR />Katja Martini: Menschen, die man wirklich liebt, tut man das nicht an. Das ist keine Liebe. <BR /><BR /><b>STOL: Sie gingen davon aus, dass er sich in Italien aufhält und dazu gab es auch mehrere Hinweise. Wo genau er ist, wollte er im Interview nicht sagen, nur dass er irgendwo im Osten ist… Glauben Sie ihm das?</b><BR />Katja Martini: Nein, ich glaube, dass er sich immer noch in Italien aufhält und dass er auch in Kontakt mit einigen engen Familienmitgliedern ist.<BR /><BR /><b>STOL: Warum glauben Sie das?</b><BR />Katja Martini: Weil im Artikel vom L’Adige die Sendung Chi l'ha visto erwähnt wird, und von dem geplanten Beitrag nur wenige Personen wissen. Ich glaube, dass er mit seiner Aussage, er sei im Osten, eine falsche Spur legen und den Fokus weg von Italien legen will, um die Suche über Chi l'ha visto zu verhindern. Er weiß um die Reichweite und den Erfolg der Sendung und er weiß, dass es für ihn eng werden könnte. <BR /><BR /><b>STOL: Sie wollen also auf jeden Fall, dass der Beitrag gesendet wird und verfolgen weiter die „italienische“ Spur?</b><BR />Katja Martini: Ja, auf jeden Fall. Das Team hat mich ja bereits Ende November interviewt und ich hoffe, dass der Beitrag trotz dieser neuen Wendung ausgestrahlt wird.<BR /><BR /><b>STOL: Zurück zu den Aussagen: Im Gespräch mit dem „L’Adige“ nennt er Sie auch direkt und sagt, dass er mit Ihnen noch nicht gesprochen habe, weil er sich nicht fühlt…</b>.<BR />Katja Martini: Das ist so armselig, dass man in einer Ehe und nach einem plötzlichen Verschwinden auf diese Art und Weise kommuniziert. Diese Art ist absolut feige und würdelos. Vor allem auch seinen Kindern gegenüber. Mir persönlich geht es gar nicht darum, mit ihm zu sprechen, sondern darum, zu wissen, wo er ist, um wichtige Sachen zu regeln. Er müsste zum Beispiel die Scheidungspapiere unterschreiben. <BR /><BR /><b>STOL: Was halten Sie von seiner Aussage, dass seine Flucht nicht finanzielle Ursachen, sondern rein emotionale hatte?</b><BR />Katja Martini: Er war sicher auch emotional belastet. Trotzdem: Wie bereits oben erwähnt, er steckte in sehr großen finanziellen Schwierigkeiten, von denen ich allerdings erst nach seinem Verschwinden erfahren habe. Er hatte einfach Angst diese finanziellen Probleme, sein Scheitern zuzugeben und sein Gesicht zu verlieren. Und auch im Interview versucht er dies zu vertuschen und seine Flucht nur auf die emotionale Ebene zu schieben. Anstatt eine derart perfiden Exit-Plan zu schmieden und sich einfach aus dem Staub zu machen, hätte es viele andere Wege gegeben, diese Probleme zu lösen und ich hätte zu ihm gestanden. Ja, es wäre vielleicht hart geworden, aber für wen ist der Weg jetzt nicht hart. Und wenn er mich verlassen hätte wollen, hätte man das auch anders zu einem ordentlichen und würdigen Abschluss bringen können.<BR /><BR /><b>STOL: Er sagt im Interview auch, dass er nur dann zurückkommt, wenn er keine strafrechtlichen Folgen zu befürchten habe…Wie realistisch ist das?</b><BR />Katja: In Deutschland bin ich sicher, dass er mit Folgen zu rechnen hat. Es geht um Unterhaltszahlungen und Verpflichtungen mir und auch anderen Leuten gegenüber, die, wie bereits erwähnt, Geldansprüche an ihn erheben. Wegen der aufwendigen Suchaktion in Italien <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/wenn-eine-suchaktion-in-einem-echten-krimi-endet" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">(STOL hat darüber berichtet)</a>, bin ich mir nicht sicher, ob man ihn da belangen kann. Könnte aber sein. Und auch wenn er sich im Interview bei den Rettungskräften entschuldigt und sagt, er hätte nicht mit so einem Aufwand bei der Suche nach ihm gerechnet, muss ich sagen: Ich glaube ihm das nicht. Wir haben sehr oft über Suchaktionen gesprochen, bei denen die Einsatzkräfte ausrücken mussten, um leichtsinnige oder schlecht ausgerüstete Personen aus Gefahrenzonen zu retten. Das hat Pietro immer verurteilt, weil er wusste dass hier Menschen ihr Leben aufs Spiel setzen, Menschen, die ein Leben und ein Gesicht haben, Menschen, die das vielfach freiwillig machen, um Leben zu retten, Menschen, die ihre Kinder zu Hause zurücklassen und was bei solchen Aktionen an Ressourcen verschwendet wird. Das hat ihn immer aufgeregt. Er als erfahrener Alpinist wusste sehr wohl, was er mit dieser seiner eiskalt geplanten Aktion lostritt. Ich war ja auch bei der Suchaktion vor Ort: Als die Einsatzkräfte erfahren haben, was los ist, haben die alle wortlos den Raum verlassen. <BR /><BR /><b>STOL: Wenn man seinen Worten glauben kann, schließt er eine Rückkehr also irgendwann nicht aus. Noch sei er dazu allerdings nicht bereit. Was, wenn er eines Tages vor Ihrer Tür steht?</b><BR />Katja Martini: Meine Antwort ist dieselbe wie vor 2 Monaten. Ich würde die Türe nicht öffnen. Brauch' ich Antworten von jemandem, der auf diese Art und Weise untergetaucht ist, uns im Glauben lassen wollte, er sei tot und nach 6 Monaten über ein italienisches Medium ein Lebenszeichen von sich gibt, Antworten, von jemanden, der nur gelogen hat? Nein, brauch' ich nicht. Ich möchte nur einen sauberen Abschluss und ich wünsche mir vor allem für seine Kinder, dass er wiederkommt und seine Verantwortung ihnen gegenüber wahrnimmt. . In dem Moment, wo es raus kam, dass er freiwillig gegangen ist, war mir klar, dass ich mit dieser Sache abschließen kann und werde, allerdings kann das seine Familie leider nicht.<BR /><BR /><BR /><BR />