Dienstag, 27. Juni 2023

5 Jahre Knast für ein Graffito am Kolosseum: Wie ist die Lage in Südtirol?

Ein Tourist in Rom hat seinen Namen und den seiner Freundin in eine Wand des Kolosseums eingeritzt. Ihm drohen nun 15.000 Euro Strafe und bis zu 5 Jahre Gefängnis. Im Interview erklärt die Direktorin des Denkmalamts, Karin Dalla Torre, ob es auch in Südtirol ähnliche Fälle gegeben hat.

Wer Denkmäler beschädigt, muss mit hohen Strafen rechnen. - Foto: © ANSA / REDDIT/RYTZ5873

Von:
Matteo Tomada
STOL: Sind solche Fälle wie der in Rom auch in Südtirol passiert?
Karin Dalla Torre: Es ist offensichtlich ein uraltes menschliches Bedürfnis, sich an Kulturdenkmälern zu verewigen. Ein Beispiel sind Brücken, wo Liebespaare ihre Liebe mit einem Schloss verewigen. Ein noch interessanteres Beispiel ist die Kapelle von St. Stefan in Obermontani im Vinschgau. Hier haben Menschen schon vor vielen Hundert Jahren ihre Namen eingraviert – die ältesten sind von 1458.


Karin Dalla Torre



STOL: Gehören diese Inschriften nun auch zum Denkmalschutz?
Dalla Torre: Inzwischen sind diese Inschriften tatsächlich auch historische Dokumente geworden. Es ist aber klar, dass ein Baudenkmal oder eine Malerei heutzutage durch Inschriften nicht beschädigt werden darf. Tatsache bleibt, dass es ein zutiefst verankertes menschliches Bedürfnis ist. Überall auf der Welt kann man es beobachten.

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STOL: Wie oft werden Menschen dabei ertappt und wurde in Südtirol jemals jemand bestraft?
Dalla Torre: Wenn der Fall nicht unmittelbar von einem Aufseher beobachtet wird, bleibt die Tat meistens ungestraft. Es sei denn, man wird gefilmt und stellt das Video ins Netz, wie es jetzt in Rom passiert ist. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemand in Südtirol jemals bestraft wurde. Ausnahme bleiben Graffiti, die größere Schäden anrichten.


Die Denkmäler gehören allen und niemand hat das Recht, sie zu beschädigen.
Karin Dalla Torre



STOL: Wie groß sind die Schäden, die durch solche Inschriften entstehen?
Dalla Torre: Das Kolosseum in Rom stürzt durch die eine Inschrift nicht ein. Wenn man sich aber vorstellt, dass sich Millionen Besucher verewigen wollen, dann wird es zu einem großen Problem. Deswegen bleibt es absolut verboten. Leider bekommt man es nur schwer in den Griff.

STOL: Sind die hohen Strafen also gerechtfertigt?
Dalla Torre: Das Signal an die Gesellschaft ist: „Das darf nicht passieren“. Deshalb werden Inschriften mit solch hohen Strafen geahndet. Ob sie wirken, sei dahingestellt.

STOL: Was kann man sonst dagegen tun?
Dalla Torre: Es beginnt bei der Erziehung. Hier sollte vermittelt werden, dass man mit dem kostbaren Eigentum anderer achtsam umgehen soll. Auch in den Schulen sollte man das Thema vertiefen, damit einem bewusst wird, dass das gesellschaftlich nicht tragbar ist. Die Denkmäler gehören allen und niemand hat das Recht, sie zu beschädigen.

Das Video vom Vorfall am Kolosseum sehen Sie hier.

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