Bei den 3 Südtiroler Verunglückten handelte es sich um Marcello Alberti (53), Gabriella Bernardi (52) und Elisabetta Paolucci (44). Die 3 Tourengeher hatten die Nacht von Sonntag, 29. April auf Montag, 30. April 2018 nach einem Sturm unterhalb der Hütte „Cabane des Vignettes“ im Freien verbringen müssen und waren an Unterkühlung gestorben.<BR /><BR />Die Schutzhütte „Cabane des Vignettes“ liegt südlich von Arolla, am Fuße des Pigne d'Arolla auf 3157 Metern und in der Nähe des Col de Chermotane im Kanton Wallis. Die im Besitz der CAS Sektion Monte Rosa stehende Hütte ist ein wichtiger Zwischenstopp auf der berühmten Haute Route von Chamonix nach Zermatt. Alle Zustiege zur Cabane führen über Gletscher - Gletscher-Erfahrung ist deshalb erforderlich.<BR /><BR />Hier die Unglücksstelle von 2018 und jene vom jetzigen Unglück.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1005605_image" /></div> <h3> Diese 3 Südtiroler mussten ihr Leben lassen</h3>Marcello Alberti (53) war ein bekannter Wirtschaftsprüfer in Bozen („Studio Alberti“). Er absolvierte das Franziskanergymnasium und studierte Betriebswirtschaft an der Universität Bocconi in Mailand. Seit 1993 ist er im Album der Wirtschaftsprüfer eingeschrieben; das Studio Alberti hat sein Vater aufgebaut. <BR /><BR />Marcello Albertis Ehefrau <Fett>Gabriella Bernardi</Fett> (52) arbeitete hingegen als Personal-Leiterin bei der Firma Thun. Zuvor war sie bei der Glaxo in Verona beschäftigt. Bernardi hatte das deutschsprachige wissenschaftliche Lyzeum in Bozen besucht und danach Wirtschaft in Mailand studiert. Ihre Eltern stammen aus Triest. <Fett><BR /><BR />Elisabetta Paolucci</Fett> hingegen unterrichtete Italienisch im Pascoli-Lyzeum in Bozen und stammt aus einer Lehrer-Familie. Die 44-Jährige hatte sich ein Sabbat-Jahr genommen – zu Studienzwecken und auch, um Bergtouren zu unternehmen. Alle 3 Toten waren Mitglieder des CAI.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1005407_image" /></div> <div class="img-embed"><embed id="1005410_image" /></div> <BR /><div class="img-embed"><embed id="1005413_image" /></div> <h3> Weitere Opfer</h3>Neben den 3 Boznern waren bei dem Bergunglück noch der Bergführer Mario Castiglioni (59) aus Como und seine Ehefrau, die Bulgarin und Bergführerin Kalina Damyanova (52) ums Leben gekommen, die beide in der Schweiz lebten; beim sechsten Opfer handelt es sich um Andrea Grigioni (45) aus Lurate Caccivio (Como), einem Krankenpfleger, der in der Schweiz arbeitete. Wenige Tage nach dem Unglück starb auch die Alpinistin Francesca Von Felten (42), 3-fache Mutter, aus Parma, womit sich die Zahl der Toten auf 7 erhöhte. 2 weitere Tourengeher mussten in kritischem Zustand ins Spital gebracht werden – ein 72-jähriger Schweizer und eine 56-jährige Französin. 5 weitere Tourengeher wurden leicht verletzt.<BR /><BR />Die Gruppe bestand ursprünglich aus 10 Tourengehern (später kamen 4 dazu) und wollte am Sonntag von der 2928 Meter hoch gelegenen Hütte „Cabane des Dix“ über die klassische Route „La Serpentine“ zur Schutzhütte „Cabane des Vignettes“ (3157 Meter) aufsteigen. Am Anfang soll der Himmel noch wolkenlos gewesen sein, doch dann wurde die Gruppe am späten Sonntagvormittag von einem Wetterumschwung überrascht. Es stürmte, die Temperaturen von minus 5 bis minus 10 Grad wurden vom starken Wind noch verschärft und es kam starker Nebel auf, der die Sicht beeinträchtigte. <h3> 500 Meter von Hütte entfernt</h3>Die Gruppe verlor die Orientierung. Bergführer Castiglioni versuchte, allein den Weg zur „Cabane des Vignettes“ zu finden – stürzte aber ab und starb. Damit war die Gruppe auf sich allein gestellt. Etwa 500 Meter unterhalb der „Cabane des Vignettes“ war kein Weiterkommen mehr möglich. Die Gruppe musste die Nacht im Freien verbringen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1005416_image" /></div> <BR /><BR />Als die Gruppe nicht in der Hütte eintraf, schlug der Hüttenwirt Alarm und am Morgen kamen dann nach und nach die Rettungshubschrauber geflogen. Die Tourengeher konnten noch lebend gerettet werden – sie wurden in die Krankenhäuser von Wallis, Bern und Lausanne geflogen, wo dann 6 starben. <BR /><BR />Marina Alberti, die Schwester von Marcello Alberti, hat sich beim Bergrettungsdienst in der Schweiz über das Unglück informiert. Demnach habe der Bergführer gewusst, dass das Wetter umschlagen würde. Deshalb sei die Tour verkürzt worden. Ursprünglich hätte das Ziel der Gruppe eine andere Hütte sein sollen. Der Wetterwechsel sei dann sehr schnell gekommen und heftiger als erwartet ausgefallen. Bergführer Castiglioni habe einen sehr guten Ruf gehabt. <h3> „Diese Tour hätte man nie machen dürfen“</h3>Der Mailänder Architekt Tommaso Piccioli, einer der Überlebenden des Bergunglücks am Pigne d'Arolla, erhob damals schwere Vorwürfe gegen den Bergführer Mario Castiglioni: „Das war eine schwierige Tour – man hätte sie nie machen dürfen – an einem Tag, an dem das schlechte Wetter bereits um 10 Uhr vormittags hereingebrochen ist“. Er habe überlebt, weil er es geschafft habe, während der bitterkalten Nacht nicht einzuschlafen, berichtete Piccioli nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus gegenüber italienischen Medien. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1005419_image" /></div> <h3> Ständige Gymnastik rettete ihm das Leben</h3>Mehrmals sei er nahe dran gewesen, einzunicken. Der Gedanke an seine Frau habe ihm aber Kraft gegeben, weiter zu machen. „Wenn du in einer solchen Situation einschläfst, bist du fertig – dann kommt es zur Unterkühlung und die ist tödlich“, meinte Piccioli. Er habe versucht, sich ständig zu bewegen – mit Gymnastik. Und er habe auch andere angespornt, das Gleiche zu tun. Aber in der Dunkelheit habe er nicht alle Teilnehmer der Tour mehr sehen können. Später erzählte Piccioli, er habe seine Kameraden liegen sehen, bereits vom Schnee bedeckt. Piccioli hatte sich während der Nacht mit einer Kameradin aus Deutschland zusammengetan. Er habe sie immer wieder aufgefordert, sich zu bewegen – Arme und Beine.<h3> Die Gruppe verirrte sich gleich mehrmals</h3>Während der fatalen Tour habe sich die Gruppe verirrt. „Wir sind in einen Sturm geraten“, erzählte der Architekt. 4 oder 5 Mal sei man den falschen Weg gegangen. <h3> Piccioli führte die Gruppe an, weil er GPS hatte</h3>„Ich habe dann die Gruppe geführt, weil ich als Einziger ein funktionierendes GPS (Satelliten-Navigationssystem zur Positionsbestimmung, Anm. der Red.) hatte (der Bergführer hatte angeblich keines, Anm. der Red.). Irgendwann sind wir dann zu einem Punkt gekommen, an dem es nicht mehr weiterging, weil es aufgrund der fehlenden Sicht nicht möglich war.“ <h3> Falschen Standort für die Nacht gewählt</h3>Dann sei die Nacht hereingebrochen. Die Gruppe sei auf einem Kamm geblieben. „Auch das war ein Fehler – bei Wind ist das kein geeigneter Aufenthaltsort – man muss an einem fixen Punkt bleiben und dort ein Loch graben.“ Dort, wo sich die Gruppe befunden habe, sei es felsig gewesen, es sei nur wenig Schnee gelegen. Deshalb sei es auch nicht möglich gewesen, sich ein Loch im Schnee zu graben um sich vor dem Wind und der Kälte zu schützen. Die Gruppe sei damit in der Falle gesessen. In den Felsspalten habe man dann versucht, die Nacht zu überleben. <BR /><BR />Piccioli meint rückblickend auch: „Wir wussten nicht, dass diese Tour lange und anstrengend sein würde – das hat man uns nicht gesagt. Ich dachte mir dann, dass fast alle sterben würden – zumindest mehr als die Hälfte der Gruppe.“ <h3> Der morgendliche Hilferuf und die Rettung</h3>Als der Morgen heranbrach, hätten er und die Deutsche auf der anderen Seite des Tales 2 Tourenskifahrer gesehen; sie hätten dann um Hilfe gerufen. Daraufhin hätten diese Tourenskifahrer die Bergrettung verständigt – und dann sei auch der Rettungshubschrauber aufgetaucht. Der Hubschrauber habe dann nicht landen können. Daraufhin habe man einen Helfer mit der Winde abgeseilt.<BR /><BR />„Jetzt weiß ich, was die Hölle ist“, resümiert Piccioli. Er habe überlebt – aufgrund seiner Erfahrung. Nach seiner Rettung habe er gleich seine Familie verständigt. Sein Vater Stefano ist ein bekannter Architekt, Tommaso Picciolis Frau ist eine Australierin, beide leben zusammen die meiste Zeit im Jahr in Australien.<BR />