Dienstag, 16. Januar 2024

Südtirol: Mehrere Wege zu mehr Hausärzten

Südtirol krankt seit vielen Jahren an einem Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten. Derzeit sind fast 80 Stellen vakant. Abhilfe schaffen dürfte der im Frühjahr startende Ausbildungslehrgang für Allgemeinmediziner und -medizinerinnen. Auch das angepeilte Medizinstudium in Bozen sei ein wichtiger Schritt, zudem müsse man sich vom „Modell des allein arbeitenden Hausarztes“ verabschieden, erklären Dr. Adolf Engl und Dr. Giuliano Piccoliori vom Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen.

8 von 10 Gesundheitsproblemen löst der Hausarzt – das zeigt die enorme Bedeutung des Allgemeinmediziners vor Ort. Shutterstock/ - Foto: © Shutterstock / shutterstock

„Mehr als 80 Prozent aller gesundheitlichen Probleme können im Rahmen der Allgemeinmedizin gelöst werden“, unterstreicht Dr. Giuliano Piccoliori, Hausarzt in Gröden und wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen. Entsprechend bilden der Allgemeinmediziner und die Allgemeinmedizinerin das Fundament des Gesundheitswesens.

Ausbildung in 2 Teilen

Die Ausbildung in Allgemeinmedizin am Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen dauert 3 Jahre und kann in Voll- oder Teilzeit absolviert werden. Mit dem Abschluss wird der EU-weit anerkannte Titel „Ärztin/Arzt für Allgemeinmedizin“ verliehen, der Voraussetzung ist, um im öffentlichen Gesundheitsdienst als Hausärztin/Hausarzt zu arbeiten.

Die Ausbildung besteht aus 2 Teilen: Der praktische Teil (Vollzeit) umfasst 144 Wochen, zusätzlich 12 Wochen erlaubte Abwesenheit. Darin eingebettet ist der Theorie-Teil mit rund 100 je 4- bis 5-stündigen Seminaren. „Durch die Ausbildung in Bozen lernen die künftigen Hausärztinnen und Hausärzte das Südtiroler Gesundheitswesen und das Bezugsspital für die spätere Praxistätigkeit kennen. Das 11-monatige Praktikum in den allgemeinmedizinischen Praxen garantiert eine praxisorientierte Ausbildung“, sagt Dr. Adolf Engl, langjähriger Hausarzt und Präsident des Instituts.

Wer die Ausbildung absolviert, erhält ein Stipendium vom Land, das „fast 4 Mal so hoch ist wie jenes im übrigen Staatsgebiet“, erklärt Dr. Piccoliori. Es verpflichtet dazu, nach der Ausbildung mindestens 3 Jahre als Hausärztin/ Hausarzt in Südtirol zu arbeiten.

10 Vorschläge für attraktiveren Beruf

Welche Faktoren die Wahl des Hausarztberufes begünstigen oder behindern, hat das Institut für Allgemeinmedizin 2022 bei Medizin-Studierenden in Innsbruck und unter Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung an allen Krankenhäusern mit Ausbildungsberechtigung im Bundesland Tirol erhoben. Entstanden sind 10 Lösungsvorschläge.

Unter anderem arbeiten junge Hausärzte heute lieber im Team als allein, sie müssten von Aufgaben entlastet werden, die nicht rein medizinischer Natur seien, um wieder Zeit und Energie für ihre Patienten zu haben. Und der Einsatz von zusätzlichen diagnostischen Mitteln würde einen gezielteren Diagnoseweg ermöglichen und die berufliche Zufriedenheit der Ärztinnen und Ärzte erhöhen, erklärt Dr. Piccoliori (siehe eigene Meldung). Auch das Medizinstudium, das im Herbst in Bozen starten soll, werde dem Hausarztmangel entgegenwirken, ist man sich im Institut für Allgemeinmedizin sicher.

d

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