Donnerstag, 25. Mai 2023

Tigermücken: Der Kampf gegen die Plagegeister beginnt jetzt

Sobald es wärmer wird, erwachen auch Insekten und mit ihnen diverse Plagegeister wieder zum Leben. Besonders aggressiv zeigt sich auch hierzulande seit einigen Jahren die aus Südostasien stammende Tigermücke. Sie vermehrt sich rasant und exponentiell und wird im Verlauf des Sommers zunehmend zum Problem – sollten nicht rechtzeitig Präventionsmaßnahmen ergriffen werden. „Die richtige Zeit dafür ist jetzt“, sagt Alberta Stenico, Amtsdirektorin des biologischen Landeslabors.

Klein, aber aggressiv – und mitunter gefährlich: Die Tigermücken-Plage wird bald schon wieder aktuell. - Foto: © 354843696

STOL: Der Sommer steht vor der Tür und vereinzelt wird schon über Insektenstiche geklagt. Müssen wir uns wieder auf eine Mückenplage einstellen?
Alberta Stenico: Ja, wir müssen davon ausgehen, dass uns Mücken wieder in großer Zahl zu schaffen machen. Momentan sind erst wenige vorhanden. Wir haben in den Talebenen jedoch bereits mit den Erhebungen an 150 verschiedenen Punkten begonnen und festgestellt, dass die Tigermücke schon Eier gelegt hat.

STOL: Also wird das Problem bald schon akut?
Stenico: Die Entwicklung der Tigermücke hängt sehr stark von den Temperaturen ab. Momentan dauert ein Entwicklungszyklus rund 15 Tage, wird es noch wärmer, werden die Zyklen kürzer. Die ersten Generationen der Insekten werden also schon bald aktiv. Wenn man nun bedenkt, dass jede weibliche Mücke 5-mal an die 80 Eier legt, aus denen dann zur Hälfte wiederum weibliche Tiere schlüpfen, kann man sich ein Bild davon machen, wie schnell sich die Insekten ausbreiten. Umso wichtiger ist es deshalb, bereits jetzt Präventionsmaßnahmen zu ergreifen.

Jede weibliche Mücke legt 5 Mal rund 80 Eier, aus denen dann zur Hälfte wieder weibliche Tiere schlüpfen. Wir müssen also jetzt schon mit der Prävention beginnen, um eine großflächige Ausbreitung zu verhindern.
Alberta Stenico, Amtsdirektorin des biologischen Landeslabors


STOL: Wie sehen diese konkret aus bzw. was kann jede und jeder Einzelne tun, um dem Problem entgegenzuwirken?
Stenico: Die Tigermücken siedeln sich vor allem an kleinen, künstlichen Wasseransammlungen an, wo sie einen geeigneten Lebensraum finden und ihre Eier ablegen können. Deshalb sollten wir unbedingt versuchen, diese Reservoirs zu eliminieren, indem wir die Gießkannen leeren, die Untersetzer der Blumentöpfe trocken halten oder auch nach einem Gewitter das Wasser aus den Mulden der Abdeckplanen entfernen. Regenwassertonnen sollten mit einem Mückennetz abgedeckt werden. Ist es hingegen nicht möglich, präventiv einzugreifen und das Ablegen der Eier komplett zu verhindern, bleibt als letzte Lösung der Griff zu biologischen und chemischen Spritzmitteln, die die vorhandenen Larven angreifen.

STOL: Und was, wenn die Mücken bereits im Umlauf sind? Macht es auch dann noch Sinn, gegen sie vorzugehen?
Stenico: Nein, gegen adulte Tigermücken sollte man nicht ankämpfen, da bleibt die Wirkung in den allermeisten Fällen aus. Jene Insektizide, die hier helfen würden, müssten großflächig angewandt werden. Es bringt also nichts, sie im eigenen Garten zu versprühen, während rundherum nichts passiert. Außerdem sind die Mittel extrem toxisch und gefährlich für die Gesundheit der Menschen – und sie wirken nur für einen äußerst begrenzten Zeitraum.

STOL: Wie kann man sich trotzdem vor den Plagegeistern schützen?
Stenico: Tigermücken haben ein extrem aggressives Stechverhalten. Sie greifen nicht nur in den Abendstunden, sondern auch bei Tag an und stechen mitunter sogar durch festere Kleidung wie eine Jeans durch. Allerdings ist mittlerweile bekannt, dass die Insekten eher von dunklen Farben angezogen werden und auch auf Parfüms und Deos aggressiv reagieren. Wer diese Hinweise beachtet, kann sich vielleicht zumindest ein wenig Erleichterung verschaffen.

Wenn eine Person sich im Urlaub mit einer Krankheit infiziert und nach der Rückkehr von einer Tigermücke gestochen wird, besteht eine Möglichkeit, dass letztere die Erreger aufsaugt und auf ihr nächstes Opfer überträgt.
Alberta Stenico, Amtsdirektorin des biologischen Landeslabors


STOL: Tigermücken sind ja nicht nur aggressiv, sondern zum Teil auch gefährlich. Müssen wir Angst vor exotischen Krankheiten haben?
Stenico: Dass Tigermücken solche übertragen können, ist eine Tatsache. Italienweit hat es bereits mehrfach Problemfälle gegeben, in Südtirol verzeichnen wird bisher nur eine minimale Anzahl von Erkrankungen. An sich sind die gefährlichen exotischen Krankheiten hierzulande nämlich nicht verbreitet. Problematisch wird es dann, wenn eine Person mit einer Infektion aus dem Urlaub zurückkommt und zu Hause von einer Mücke gestochen wird. Dann besteht die Möglichkeit, dass das Insekt die Erreger aufsaugt und auf den nächsten Menschen überträgt, bei dem es zusticht. Sollte es jedoch dazu kommen, sind wir bereit, zu intervenieren. Entsprechende Maßnahmen und Protokolle sind bereits ausgearbeitet.

deb

Stellenanzeigen


Teilzeit






Teilzeit





powered by
Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden