Freitag, 12. April 2024

Nach Ausrottung: So kamen diese Waldrappen nach Südtirol

Eigentlich galten Waldrappen in Europa als ausgestorben. „Nun wurden am Bozner Militärflughafen 7 Exemplare gesichtet, obwohl sie in Südtirol gar nicht hingehören“, sagt der Ornithologe Iacun Prugger. Die Geschichte dahinter.

Die Waldrappen folgen ihren menschlichen Zieheltern im Motorschirm. (Archivbild) - Foto: © APA / ZOO SALZBURG/Harald Klemm

Von:
Matteo Tomada
Sie wurden gejagt, gegessen und vertrieben. Ihre Lebensräume schwanden und ihre Population nahm ständig ab. Waldrappen galten in Europa ab dem 17. Jahrhundert als ausgestorben. Nur mehr einzelne Exemplare lebten in freier Wildbahn.


Waldrappen galten in Europa als ausgestorben, nun sind welche in Südtirol zu sehen. (Archivbild) - Foto: © APA / DR. REICHMANN/TIERPARK ROSEGG





Ornithologe Iacun Prugger. - Foto: © privat




Seit 2002 gibt es ein von der EU gefördertes Projekt, das die Wiederansiedlung von Waldrappen fördert. „Jährlich werden durch das Waldrapp-Projekt vor allem in Österreich und Deutschland mehrere Exemplare aufgezogen. Weil es aber Zugvögel sind und sie den Winter üblicherweise in der Lagune von Orbetello in der Toskana verbringen, muss man ihnen den Weg dorthin zeigen“, sagt Prugger.


Waldrappen bei der Durchquerung der Alpen. (Archivbild) - Foto: © Ersterer Waldrappteam


Waldrappen fliegen Motorschirm hinterher

Sogenannte Zieheltern, Menschen, die die Vögel großgezogen haben, steigen dafür in einen Motorschirm und fliegen voraus, während die Waldrappen ihnen folgen. Auf dem Weg dorthin haben sie auch schon einmal in Südtirol Halt gemacht (STOL hat berichtet). Wenn die Vögel ihre Route kennen, werden sie ausgewildert.


Die Waldrappen fliegen ihrer Ziehmutter hinterher, die im Motorschirm sitzt. (Archivbild) - Foto: © Hans Tappeiner


Kritik am Projekt

Ein erfolgreiches Projekt könnte man meinen, der Ornithologe Iacun Prugger sieht es aber kritisch: „In Theorie ist das Projekt eine wirklich tolle Idee, aber in der Praxis funktioniert es nicht so gut, wie man meint. Die ausgewilderten Vögel verirren sich gerne und haben keine bestimmte Jahreszeit, wo sie nach Süden oder Norden ziehen. Es verirren sich auch immer wieder Waldrappen nach Südtirol, wie die 7 Exemplare derzeit am Bozner Flughafen.“


Waldrappen würden sich verirren, sagt der Ornithologe. - Foto: © Hannes Engl




Die ausgewilderte Population ist auch nach mehreren Jahren zu klein, um selbstständig überleben zu können. Das Projekt werde deswegen noch einige Jahre weitergeführt, steht auf der Webseite des Waldrapp-Projekts.

„Das kostet Unmengen an Geld, das die EU in das Projekt pumpt. Die Mittel könnte man meiner Meinung nach viel sinnvoller ausgeben, für Renaturierungen oder andere Naturschutzprojekte“, sagt Prugger.

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