Montag, 3. Juli 2023

Die Wiederentdeckung der Lebensfreude

Ein vollbesetzter Reisebus braust mit Höchstgeschwindigkeit und kraft seiner 400 PS Richtung Nordkap. Eine Gruppe von Selbstmordkandidaten will mit einem spektakulären Unfall dem Leben ein Ende setzen – dieses Szenario bildet den Kernpunkt des Freilichttheaters in St. Ulrich, das am 14. Juli Premiere hat.

Alle zehn Jahre wieder… kommt nicht das Christuskind, sondern möchte der Theaterverein St. Ulrich dem Publikum eine Freilichtaufführung anbieten.

Alle zehn Jahre wieder… kommt nicht das Christuskind, sondern möchte der Theaterverein St. Ulrich dem Publikum eine Freilichtaufführung anbieten. Nach 2003 und 2013 war es daher auch 2023 an der Zeit, an eine solche Kulturveranstaltung zu denken.

Schon im vergangenen Jahr beschäftigte sich der Vereinsausschuss mit der Thematik, es wurde viel gelesen, abgewogen, besprochen, und letztlich fiel die Entscheidung für das Stück „Der wunderbare Massenselbstmord“, das der Regisseur Gerd Weigel vorgeschlagen hatte.

Darum geht es in diesem Stück

Beim Werk des finnischen Autors Arto Paasilinna (1942 – 2018) geht es um eine skurrile Situation, in der sich verschiedene Personen befinden, die allesamt keinen Ausweg sehen und daher unabhängig voneinander beschließen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Der Zufall will es aber, dass sich zwei dieser Personen treffen, ins Gespräch kommen und daraus eine Entwicklung nach dem „Schneeballprinzip“ ihren Anfang nimmt, die immer mehr und mehr Kreise zieht.



Dass es dazu eben auch zu absurden, schrägen und durchaus witzigen Momenten kommt, steht ganz im Geiste des Autors, der seinen beißenden, schwarzen Humor durchs ganze Stück wohl dosiert einsetzt.
Eine Geschichte, die viel vom Tod spricht, gleichzeitig aber eine Hymne auf die Lebensfreude, die Lebenslust ist, so dass der Theaterverein St. Ulrich passend den Untertitel „Eine Ode auf das Leben“ mit auf das Theaterplakat gesetzt hat.

Die Vorbereitungen

Von vornherein war klar, dass so eine aufwändige Produktion nur als große Gemeinschaftsarbeit verwirklichbar ist. So hat man schon recht früh mit einem Casting interessierte Akteurinnen und Akteure angesprochen, ausgewählt, getestet, ihnen Rollen zugewiesen, wobei es nicht immer einfach war, genau das Passende zu finden, aber letztlich wurde es doch etwas Rundes, wobei man neben bewährten und bereits bekannten Kräften auch Neueinsteiger mit ins Boot nehmen konnte.

Die Premiere am 14. Juli

Diese muntere und motivierte Truppe ging schließlich an die Arbeit, probte fleißig, wobei sich abermals das Fehlen eines geeigneten Theatersaales in St. Ulrich als Hindernis in den Weg stellte. Vom Kellerraum im Kulturhaus über den Pfarrsaal bis hin zur Aula Magna der Grundschule war man zu Gast, bis man dann Anfang Juni im Innenhof des Grundschulgebäudes die von Sara Burchia entworfene Bühne aufbauen konnte.



Auf dieser wirbeln nun die über 20 Darsteller (darunter auch ein paar Kinder) und wollen ab dem 14. Juli das Stück dem Publikum aus nah und fern präsentieren.

2003 hatte man mit dem Stück „Das Schloss am Abgrund“ erstmals Theaterfreunde nach Gröden zu einer Freilichtaufführung geladen, 2013 war die Thematik bei „Biss zum Langkofel“ wiederum sehr lokalbezogen, jetzt hat man sich für ein „finnisches“ Stück entschieden, das aber trotzdem eine Thematik aufgreift, die durchaus auch in Südtirol aktuell sein könnte.



Denn ein aufs Abstellgleis gesetzter Offizier, ein Bankrotteur, eine schwerhörige alte Dame, ein Opfer häuslicher Gewalt oder ein in den Tag hineinlebender Buschauffeur – das alles gibt es wohl weltweit überall. Und daher wird man selbst im finnischen Theaterstück ganz gut auch ein Stück Südtirol entdecken.

Der Aufführungsort

Vor allem aber entdeckt man eine Renaissance der Lebensfreude, die sich in zahlreichen turbulenten und dynamischen Szenen abspielt, stark im Kontrast zu den stillen, geradezu poetischen Augenblicken der Darbietung.

Als Aufführungsort wurde wieder der Innenhof der Grundschule in St. Ulrich ausgewählt. Diese Lokalität hatte sich schon bei den vergangenen zwei Produktionen bewährt, garantiert er doch einerseits die Intimität eines nahezu abgeschlossenen Raumes, bietet auch gleichzeitig Platz für eine größere Bühne und genügend Zuschauerraum.

8 Aufführungen – das sind die Termine

Insgesamt sind acht Aufführungen vorgesehen, wobei jeweils um 21 Uhr die Lichter angehen. Premiere ist am 14. Juli, es folgen die Darbietungen am 18., 19. 21., 22. 25., 27. und 29. Juli, zu denen Theaterliebhaber aus nah und fern eingeladen sind.



„Wir würden uns sehr freuen, wenn wir auch viele Menschen aus ganz Südtirol in St. Ulrich begrüßen könnten“, sagt dazu Vereinspräsident Patrick Perathoner, der wohl als Seele des gesamten Vorhabens in den letzten Monaten kaum einen Augenblick der Ruhe kannte, um das Stück passend auf die Bühnenbretter bringen zu können. „Doch ich habe eine engagierte Mannschaft hinter mir, in der sich alle um bestimmte Bereiche kümmern, so dass ich einiges delegieren kann“, sagt Perathoner, der jetzt dem Moment der Premiere entgegenfiebert.

In St. Ulrich ist man sich sicher: Theaterfreundinnen und – freunden aus ganz Südtirol, aber auch verschiedenen Feriengästen wird dieses Jahr im Juli bunte Unterhaltung geboten. Und trotz aller Skurrilität und Absurdität in so mancher Szene geht auch eine Botschaft vom „Wunderbaren Massenselbstmord“ aus: Das Leben ist schön!

Tickets gibt es hier.

stol

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