Dienstag, 31. Oktober 2023

Trauercafé: Wenn eine Tasse Kaffee Trost und Halt gibt

„Trauer kann auch nie aufhören“, sagt Bernadette Engl, Leiterin der Caritas Hospizbewegung. Wichtig sei es, Unterstützung zu suchen, aber auch anzubieten. Eine Form sind die Trauercafés, die die Caritas seit gut 10 Jahren veranstaltet. Ein Gespräch über das kostenlose Angebot und ein Thema, das alle angeht – den Tod.

Eine Tasse Kaffee unter Trauernden: Im Mittelpunkt steht die Begegnung mit Menschen in ähnlichen Situationen. - Foto: © Shutterstock / shutterstock

Von Teresa Klotzner

STOL: Was sind die Trauercafés?
Bernadette Engl: Das sind geschützte Orte, wo sich Interessierte und Betroffene treffen können. Es ist auch egal, wie lange der Trauerfall zurückliegt. Vielleicht nähert sich der 10. Todestag? Wenn man das Bedürfnis hat, darüber zu sprechen, ist man bei den Trauercafés richtig. Freiwillige, die eine Ausbildung in Sterbe- und Trauerbegleitung gemacht haben, bringen Kuchen mit und betreuen die Treffen.

STOL: Wie groß ist der Zuspruch?
Engl: Das kostenlose Angebot wird in den verschiedenen Landesteilen ganz unterschiedlich angenommen. Derzeit haben wir in Brixen und Sterzing starke Gruppen, in Reischach starten wir wieder mit November. In Meran gibt es spezifische Trauergruppen. In Bozen fand das Angebot wenig Anklang. Im Vinschgau hatten wir ein Trauercafé, dass dann aufgrund der geringen Nachfrage nicht mehr stattfand. Wir schauen immer, wie der Bedarf ist, dann starten wir wieder mit Treffen.

STOL: Wie oft finden die Treffen statt?
Engl: Im Schnitt einmal im Monat. Kürzlich hat mir eine Trauernde erzählt, dass sie eine nette Gruppe fand und dass man gar nicht viel sprechen musste, weil alle das gleiche Schicksal haben. Man verstand sich ohne Worte. Es hat ihr richtig gutgetan.

STOL: Jetzt, zu Allerheiligen, ist das Thema Tod sehr präsent. Ist es aber ansonsten nicht immer noch tabubehaftet?
Engl: Ja und Nein. Über den Tod selbst zu reden, ist nicht so schwierig. Über das Sterben spricht niemand gern, vor allem wenn es einen selbst betrifft. Oft möchten Sterbende über den Tod sprechen, aber die Menschen um sie herum nicht, weil sie möchten, dass die Sterbenden noch da bleiben. Ganz einfach, weil es schmerzt. Wir sterben vorwiegend von der Familie losgekoppelt, also im Seniorenheim oder im Krankenhaus. Dadurch wird das Thema immer weiter weggeschoben.

STOL: Was bedeutet es zu trauern?
Engl: Das heißt, mit dem Körper und der Seele Abschied nehmen. Traurig sein zu dürfen, dass der Mensch, den man gern hatte, nicht mehr da ist. Damit Körper und Geist das realisieren können, braucht es die Trauer. Sie ist ein natürlicher Prozess. In der Trauer findet man eher die Verbindung zur verstorbenen Person, durch gemeinsame Geschichten und Erinnerungen – an Positives wie Negatives. Die Beziehung zu der verstorbenen Person ändert sich, es wird eine innere Beziehung, sie bleibt als Gegenüber, als Du bestehen.

STOL: Wie lebt man Trauer aus?
Engl: Männer anders als Frauen, Kinder anders als Erwachsene. Früher hieß es immer, dass man ein Jahr ohne den Menschen verbringen muss, den man verloren hat. Wenn man das einmal durchgemacht hat, kann man danach wieder anfangen, in das Leben zurückzukehren. Aber Trauer geht viel länger. Das muss nicht krankhaft sein. Sie kann aber auch in eine Depression übergehen. Es gibt Hilfe – auch professionell, die man unbedingt annehmen sollte, wenn man sie benötigt.

STOL: Hört Trauer also nie auf?
Engl: Jeder trauert anders und braucht seine Zeit. Manchmal vergeht sie nie, z. B. wenn man ein Kind verliert. Die natürliche Grenze ist überschritten worden, weil es natürlich wäre, dass ein Kind nach dem Elternteil stirbt. Die Trauer wird im Laufe der Zeit weniger werden, aber sie wird nicht aufhören.

STOL: Wie kann man Betroffenen beistehen?
Engl: Einfach da sein, Zeit geben. Regelmäßigkeit ist wichtig. Regelmäßig den Trauernden besuchen. Manchmal möchten die zu Tröstenden sprechen, manchmal nicht. Wichtig ist, dass sie nicht allein sind. Man sollte keine Angst haben.

STOL: Angst?
Engl: Angst vor den Trauernden. Wir sind oft überfordert mit dem Thema. Dabei erleben wir es im Laufe des Lebens doch alle selbst. Irgendwann verliert jeder seine Großeltern, seine Eltern. Jeder kennt das Gefühl, wie sich Verlust anfühlt.

tek

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