Dienstag, 18. Juli 2023

„Wir brauchen eine KI-Strategie für das Land – ohne Frage“

In folgendem Gastkommentar macht sich Matthias von Wenzl,ehemaliger Vorsitzender der Südtiroler HochschülerInnenschaft (sh.asus) und Mitglied der SVP-JG, Gedanken über den voranschreitenden Einzug von KI in unseren Alltag: „Wir brauchen eine KI-Strategie für das Land – ohne Frage.“

„Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz, Blockchain und die gesamte Digitalisierung können auch für unser Land einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung bringen“, sagt Matthias von Wenzl. - Foto: © Shutterstock

Während technische Angaben wie MHz und GHz für den Durchschnittsbürger oft schwer verständlich sind, können bildliche Vergleiche dabei helfen sie in Relation zu setzten. Der Computer, mit dem die Menschheit 1969 zur ersten Mondlandung aufbrach, hatte eine Taktrate von 0,043 MHz.

Heutzutage kann da jede smarte IKEA Lampe problemlos mithalten, das erstbeste Smartphone auf Amazon für schlappe 25 Euro hat übrigens 2 Kerne mit jeweils 1300MHz. Gordon Moore, einer der Gründer von Intel, stellte 1965 die Behauptung auf, dass sich die Leistung von Prozessoren ungefähr alle 18 Monate verdoppelt. Sollte dies zutreffen, würde dies eine digitale Revolution bedeuten. Gordon Moore starb im März dieses Jahres, doch sein Gesetz lebt weiter und es hat sich bis heute bewahrheitet.

Eine stetige Verdopplung bedeutet Exponentielles Wachstum, das ist für den Menschen oft schwer nachvollziehbar. Stellen Sie sich jedoch vor, Sie hätten im Jahr 1956 einen Euro angelegt und dieser hätte sich mit dieser Geschwindigkeit verdoppelt. Heute hätten Sie etwa 274 Milliarden Euro – übrigens mehr als der reichste Mensch der Welt. Und das Wachstum geht weiter: AMD, einer der größten Halbleiterhersteller für Desktop-PCs, gab kürzlich bekannt, dass man das sogenannte „Mooresche Gesetz“ auch für die nächsten Jahre Einhalten könne.

Matthias von Wenzl.



Seit mehr als einem halben Jahrhundert befinden wir uns in einem technologischen Aufschwung, wie es ihn in der Menschheitsgeschichte in dieser Form noch nie gegeben hat. Durch ChatGPT wurde kürzlich auch die KI-Technologie (Künstliche Intelligenz) einer breiten Masse zugänglich gemacht, und dass, obwohl es sich lediglich um eine limitierte Vorabversion handelt. Als Italien vor einigen Monaten aus Datenschutzbedenken vorübergehend den Zugriff auf diese Technologie sperrte, war der Aufschrei groß. Man befürchtete einen erheblichen Wettbewerbsnachteil für italienische Unternehmen. ChatGPT hatte nämlich binnen Wochen Einzug in den Alltag vieler Unternehmen gehalten.

Doch was bedeutet das alles für Südtirol? Durch den immer stärkeren und meist unbemerkt voranschreitenden Einzug von KI in unseren Alltag benötigen wir eine KI-Strategie für das Land – ohne Frage. Auch führende Wissenschaftler in unserem Land, wie beispielsweise am Zentrum für höhere Studien der EURAC, sind längst der Meinung, dass ein breit angelegter Diskurs darüber nötig ist, wie wir als Gesellschaft mit diesen Entwicklungen umgehen wollen.

KI wird uns viele Entscheidungen abnehmen, sowohl im Alltag und in der Verwaltung als auch direkt oder indirekt in der Politik. Was bedeutet es, wenn zukünftig KI entscheidet, wer wie schnell einen Arzttermin bekommt, eine künstliche Hüfte erhält oder welche Unterstützung jemand bekommt? Auf der anderen Seite sollten wir uns jetzt schon darauf vorbereiten, dass Bereiche wie Bildung, Wirtschaft und das Gesundheitssystem und viele andere vollständig revolutioniert werden.

Wir sind bereits an einem Punkt angelangt, an dem KI beispielsweise wesentlich schneller und besser jegliche CT-, MRT- oder Röntgenaufnahmen interpretieren kann, und wir stehen erst am Anfang der Entwicklung. Generell haben wir in diesen Bereichen Nachholbedarf.

Im Regional Competitiveness Index (RCI) steht Südtirol auf Platz 176 von 268. In der Dimension „Innovation“ liegen wir im Vergleich zum EU-Mittelwert sogar unterdurchschnittlich. Es ist enorm wichtig zu akzeptieren, dass auch wir in Südtirol uns dieser diesen Entwicklungen nicht verschließen können. Demnach sollten wir jetzt Maßnahmen ergreifen. Dafür brauchen wir einerseits ein Umfeld, das diese Innovationen zulässt, sei es durch Investitionen im öffentlichen und privaten Bereich, und andererseits eine Politik, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzt.

Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz, Blockchain und die gesamte Digitalisierung können auch für unser Land einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung bringen. Doch sollten wir diese Entwicklungen verschlafen, werden wir in vielen Bereichen das Nachsehen haben – und das sollten wir tunlichst vermeiden.

stol

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