Sonntag, 31. März 2024

Der kaputte Motor namens Wohnbau

„Das Problem der hohen Baukosten ist zum Teil auch hausgemacht. Wir dürfen uns nicht in die eigene Tasche lügen.“ Ein Kommentar von „Dolomiten“-Redakteur Josef Bertignoll.

Josef Bertignoll: „Es wird gekauft, spekuliert und verkauft – und das zu oft.“

Zu behaupten, dass die Wohnungspreise in Südtirol hoch sind, ist untertrieben – sie sind für die meisten unbezahlbar. Die hohen Preise sind der eindeutige Beweis dafür, dass im privaten Wohnbau einiges nicht rund läuft – vergleichbar mit einem klapprigen Motor mit unzähligen Defekten und Problemen, die zum Teil auch selbst verschuldet sind.

Die Angebotsknappheit verschärft sich zusehends – ein Teufelskreis.
Josef Bertignoll, Redakteur

Eine dieser Fehlerquellen, welche den privaten Wohnbau nicht in die Gänge kommen lässt, ist das Problem der hohen Baukosten. Denn: Je teurer das Bauen, desto teurer die Wohnungen und desto weniger wird im Zeitverlauf gebaut. Ergo: Die Angebotsknappheit verschärft sich zusehends – ein Teufelskreis.

Die Zahlen des Landesstatistikamtes zeigen, dass Südtirols Bauwirtschaft schon seit einiger Zeit schwächelt: Die genehmigte Baukubatur für Wohngebäude ist seit 3 Jahren rückläufig und sank zwischen 2021 und 2023 von 1,6 Millionen auf 800.000 Kubikmeter.

Wir dürfen uns nicht in die eigene Tasche lügen.
Josef Bertignoll, Redakteur


Sucht man nach den Ursachen für die horrenden Baukosten, wird häufig auf die internationalen Entwicklungen am Markt hingewiesen. Das stimmt auch: Die Materialkosten sind inflationsbedingt stark gestiegen, ebenso die Finanzierungskosten aufgrund höherer Leitzinsen.

Doch was ebenfalls stimmt, ist, dass das Problem der hohen Baukosten zum Teil hausgemacht ist. Wir dürfen uns nicht in die eigene Tasche lügen. Denn mit den hohen Mindestanforderungen, die Neubauten in Südtirol mittlerweile erfüllen müssen, nehmen wir uns selbst die Möglichkeit, beim Bauen zu sparen.

Doch nicht nur die hohen Baukosten sorgen für teures Wohnen und zunehmende Angebotsknappheit. Eine weitere Fehlerquelle ist das Missmanagement bei bestehenden Strukturen. Auch hier liegt der Hund an mehreren Stellen begraben. Zum Beispiel im Leerstand. Es wird gekauft, spekuliert und verkauft – und das zu oft.

Beide Schienen verlaufen derzeit geradewegs in eine Sackgasse.
Josef Bertignoll, Redakteur


Zudem wird Wohnraum zweckentfremdet. Jüngste Zahlen des Landesstatistikamtes haben gezeigt, dass 7 Prozent der Wohnungen – rund 20.000 – für touristische Zwecke verwendet werden. Der Wohnraum in Südtirol ist ohnehin schon knapp, wir können es uns nicht leisten, weder Wohnungen leer stehen zu lassen noch sich zunehmend anderweitig zu verwenden.

Das Wohnungsproblem zu lösen, erfordert beide Schienen: Sowohl Neubau als auch die Nutzung bereits bestehender Strukturen. Doch beide Schienen verlaufen derzeit geradewegs in eine Sackgasse.

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stol

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