Mittwoch, 26. Juli 2023

Der Schutzstatus des Wolfes wackelt

Scharfe Kritik zogen die Äußerungen des EU-Umweltkommissars Virginijus Sinkevicius zum Thema Wolf nach sich, der verlautbart hatte, nicht am strengen Schutzstatus des Wolfes rütteln zu wollen. Anderer Meinung ist hingegen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Der Schutzstatus des Wolfes war neuerdings Thema in der EU-Kommission. - Foto: © Shutterstock

„Es ist richtig, dass die gefährdete Art geschützt werden muss. Aber wenn in bestimmten Regionen die Art nicht mehr gefährdet ist, müssen wir auch anders mit dem Wolf umgehen und ihn zum Beispiel bejagen“, sagte Ursula von der Leyen am gestrigen Dienstag nach einer gemeinsamen Sitzung mit dem bayerischen Kabinett in München. Zwar sei der Schutz des Wolfes völkerrechtlich geregelt und dieser basiere auf den vorgelegten Zahlen zur Populationsentwicklung der Wölfe, es müsse aber auch die Lebenswirklichkeit der Menschen vor Ort beachtet werden.

Die EU-Kommission werde eine andere Herangehensweise vorschlagen, derzeit laufe aber noch die entsprechende Datensammlung aus den Mitgliedsstaaten. „Wir wollen detaillierter heruntergebrochen auf die Regionen die Zahlen und Daten haben, damit wir ein klareres Bild über die Realität vor Ort kriegen.“ Von der Leyen appellierte an alle EU-Staaten, die Daten zu den Wölfen zu übermitteln.

Sinkevicius: Kein Verständnis für Anti-Wolf-Stimmung

Tags zuvor hatte dagegen EU-Kommissar Virginijus Sinkevicius erklärt, kein Verständnis für die Anti-Wolf-Stimmung in Österreich zu haben. Österreich habe bisher gerade einmal 20 Wölfe nach Brüssel gemeldet. Dass sich in Österreich Menschen aus Angst vor einer Begegnung mit einem Wolf nicht mehr in den Wald trauen und bereits mehrere Exemplare erlegt wurden – zuletzt am vergangenen Wochenende in Osttirol –, bezeichnete der Umweltkommissar im Interview mit dem „Ö1 Morgenjournal“ als irritierend.

„In Österreich sterben mehr Menschen nach einer Kuhattacke als nach einer Begegnung mit einem Wolf“, sagte Sinkevicius. Die EU plane vorerst nicht, den Schutz des Wolfes – EU-weit eine geschützte Art – „aufzuweichen“, hielt der Litauer fest. Das EU-Recht erlaube ja, Wölfe zu schießen, wenn sie zu nahe an Menschen herankommen.

Diese Aussagen wiesen Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Nordtirols Landeshauptmann Anton Mattle zurück. Mattle erwähnte dabei auch die Verluste der Bauern allein im Bundesland Tirol: Mehr als 400 Schafe wurden 2022 nachweislich vom Wolf gerissen, weitere 500 nach Wolfsichtungen erst gar nicht mehr gefunden. Die Angst der Menschen vor dem Wolf könne der EU-Kommissar nicht einfach ignorieren.

Uli Mair: Subsidiaritätsprinzip anwenden

Aus Südtirol meldete sich diesbezüglich die Freiheitliche Ulli Mair zu Wort: „Wahrscheinlich hat sich der EU-Kommissar noch nie mit den Folgen der Wiederansiedelung von Wölfen und Bären vertraut gemacht, wahrscheinlich hat er noch nie mit den betroffenen Tierzüchtern gesprochen, wahrscheinlich versteht er nicht, wie viel Herzblut in ihrer Arbeit steckt.“ Sie empfiehlt, in Sachen Großraubwild das Subsidiaritätsprinzip anzuwenden und somit die betroffenen Regionen über den jeweiligen Schutzstatus dieser Tiere entscheiden zu lassen.

apa/dpa

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