Donnerstag, 31. August 2023

Ehrenamt: „Die Vereine müssen wissen, wo die Reise für sie hingeht“

Das Thema Ehrenamt brennt den Vereinen unter den Nägeln. Sie wollen wissen, woran sie sind. Deshalb hat der Südtiroler Theaterverband (STV) Landeshauptmann Arno Kompatscher am Mittwoch ein Schreiben überreicht. Kompatscher wird darin aufgefordert, sich noch vor den Landtagswahlen „klar und unmissverständlich“ zum Thema zu äußern. „Die Vereine müssen wissen, wo die Reise für sie hingeht“, heißt es. Das Schreiben geht zur Kenntnis auch an alle Landtagsabgeordneten und an die Südtiroler Abgeordneten und Senatoren im römischen Parlament.

STV-Präsident Klaus Runer (links) und Geschäftsführer Helmut Burger (rechts) bei der Übergabe des Forderungsschreibens an Landeshauptmann Arno Kompatscher.

„Die Südtiroler Gesellschaft würde ohne ihr breites bürgerschaftliches Engagement nicht die sein, die sie heute ist“, heißt es eingangs in dem Schreiben. Die Besonderheit liege darin, „dass sich unser Land durch die bewegte historische Vergangenheit sehr stark aus Kultur und Sprache heraus definiert und deshalb naturgemäß auch sehr viel ehrenamtliches Engagement in der Kultur im Allgemeinen, und im Amateurtheater im Besonderen versammelt.“

Was das Amateurtheater besonders auszeichne: „Es wird generationsübergreifend, berufsübergreifend, mit unterschiedlichen Mentalitäten und Kompetenzen gestaltet“, wobei persönlichkeitsbildende Faktoren eine gewichtige Rolle spielten.

„Aus diesem Grunde sollte man eigentlich eine gewisse Wertschätzung erwarten können, dass die Landesregierung ihrer Verantwortung gerecht wird und den 225 ehrenamtlichen agierenden Vereinen im Südtiroler Theaterverband die besten Rahmenbedingungen für ihre Tätigkeit schafft“, führt der STV an. Die staatliche Reform des dritten Sektors stelle aber seit Jahren eine schier unüberwindbare Hürde für die Vereine dar.

Politik hat zu spät reagiert

Es sei müßig zu betonen, dass es die Landesregierung verabsäumt habe, früher auf diese bedrohliche Entwicklung zu reagieren: „Schließlich wurde die Reform schon 2013 angekündigt und 2017 in ein Gesetz gegossen. Jetzt ist allerdings zu befürchten, dass durch das späte Eingreifen der Handlungsspielraum für die Landesregierung immer kleiner wird.“ Die Mitgliedsvereine des Südtiroler Theaterverbandes befänden sich jetzt mitten im Wust neuer Regelungen. Der STV ist zwar bemüht, die Theatergruppen mit den allernotwendigsten Informationen zu versorgen, seiner umfassenden Rolle als Dienstleister könne er aber schon lange nicht mehr nachkommen. „Die Unsicherheit und die Irritationen bei den Vereinsverantwortlichen nehmen bedenkliche Formen an.“

Eindringlich wird an den Landeshauptmann als zuständigen Referenten appelliert, „noch vor der Landtagswahl zum Thema unmissverständlich Stellung zu nehmen. Unsere Mitgliedsvereine wollen nämlich genau wissen, welches finale Ziel die Landesregierung in dieser heiklen Angelegenheit verfolgt und wie sie es erreichen will“.

Dabei wäre es laut STV wünschenswert, die Öffentlichkeit in einer Art und Weise zu informieren, dass diese die komplexen Vorgänge nachvollziehen kann – mit einfachem Sprachstil, der nicht nur für die Vereinsverantwortlichen, sondern auch für das Theaterpublikum und für eventuelle Geldgeber und Sponsoren verständlich ist, regt der STV an.

Außerdem bekräftigt der Südtiroler Theaterverband weiterhin folgende Forderungen:
Verwaltung des Registers für unsere ehrenamtlich tätigen Theatervereine muss wieder in die Zuständigkeit des Landes fallen.
steuerlichen Begünstigungen müssen weiterhin gewahrt bleiben.
bürokratische Aufwand für die Abwicklung der Vereinstätigkeit muss auf ein Minimum reduziert werden.
Landesregierung informiert den Theaterverband in regelmäßigen Abständen über den Fortgang der Verhandlungen mit den römischen Stellen.

Das Schreiben schließt mit den Worten: „Um Ihnen die prekäre Situation der durch ehrenamtliches Engagement getragenen Südtiroler Theatervereine vor Augen zu führen, lassen wir die allgemein gültige Vereinsdefinition sprechen: ,Die Vereine sind soziale Orte, wo die Mitglieder außerhalb ihres beruflichen Lebens ihren persönlichen Interessen nachgehen und sich verwirklichen können. Voraussetzung für das Funktionieren eines Vereins ist die praktizierte Solidarität der Mitglieder‘. Dem wäre hinzuzufügen, dass die unabdingbare Voraussetzung für den Fortbestand des so lebendigen und vielfältigen Südtiroler Amateurtheaters die praktizierte Solidarität der politischen Mandatare mit den unzähligen ehrenamtlichen Vereinen ist.“

stu

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