Montag, 15. April 2024

Natur-, Kultur- und Heimatpflegevereine sagen „Nein“ zum Speicherbecken im Montiggler Wald

Der Kalterer Gemeindeausschuss hat sich vor knapp einem Jahr für die Errichtung von 6 Speicherbecken mit einem Gesamtvolumen von 336.000 Kubikmetern im Überetsch ausgesprochen. Ein Speicherbecken ist auch für den Montiggler Wald vorgesehen. Umweltschützer stellen sich dagegen, mit dem Verweis auf den hohen Stellenwert des Waldes insbesondere für das lokale Klima.

Zahlreiche besorgte Bürger nahmen an der Begehung des Standortes des geplanten Speicherbeckens im Montiggler Wald teil. - Foto: © Karlheinz Sollbauer

Am vergangenen Sonntag fand in Überetsch eine Begehung statt, bei der unter anderem Florian Trojer, Geschäftsführer des Heimatpflegeverbandes Südtirol zum Projektstandort „Feld“ gesprochen hat. Dies geht aus einer Aussendung des Heimatpflegeverbandes hervor. Auch die Biologen Elias Spögler und Simon Stifter nahmen an der Begehung teil und boten den Teilnehmenden eine biologische Führung bei der sie auf die Besonderheiten und Zusammenhänge des Montiggler Waldes eingingen. „Der Klimawandel ist deutlich sichtbar“, hieß es von den Biologen, „heute spüren wir die Auswirkungen der CO2-Emissionen aus der Vergangenheit.“

Entscheidung der Gemeinde Kaltern stößt auf Kritik

Umso schwieriger sei es für den Verein für Kultur und Heimatpflege Kaltern, die AVS-Sektion Kaltern, Umweltgruppe Kaltern, Initiativgruppe „Unser Wald“, Heimatpflegeverband Südtirol und den Verein Südtiroler Biologen und Biologinnen zu verstehen, dass vor bald einem Jahr (im April 2023) der Kalterer Gemeindeausschuss sich für die Errichtung von 6 Speicherbecken mit einem Gesamtvolumen von 336.000 Kubikmetern, ohne Gegenstimme, ausgesprochen habe.

In den Gemeinden Kaltern und Tramin sollen außerdem für die Bewässerung im Obst- und Weinbau verschiedene Anlagen gebaut werden, die allesamt mitten im Wald auf Flächen liegen, die der Eigenverwaltung bürgerlicher Nutzungsrechte, laut Umweltschützer, „eigentlich“ der gesamten Bevölkerung gehören. Das Becken „Feld“, zu dem am vergangenen Sonntag im Landschaftsschutzgebiet Montiggler Wald eine Begehung stattfand, hat den Gemeindebeschlüssen zufolge ein Volumen von 99.000 Kubikmetern, Dämme in der Höhe von bis zu 14 Metern und eine Fläche von 3,9 Hektar.

Projektfinanzierung über den staatlichen Fonds zur Errichtung von Staudämmen

Finanziert werden soll das Projekt zur Errichtung der Becken über den„Fondo nazionale Invasi“, den nationalen Fonds zur Errichtung von Staudämmen. Das voraussichtliche Gesamtvolumen wird mit rund 30 Mio. Euro angegeben, heißt es in der Pressemitteilung. Im Hinblick auf die enormen Ökosystemleistungen, die diese Wälder bringen, verlangen die vereinten Verbände, dass das Projekt dringend überarbeitet und andere Standorte außerhalb des Waldes ausfindig gemacht werden, das gelte insbesondere für das geplante Speicherbecken „Feld“ im Montiggler Wald.

Zudem betonten die vereinten Interessensvertreter, dass die Wälder das Klima und die Niederschläge vor Ort beeinflussen und auch einen positiven Einfluss auf den Wasserhaushalt haben. Wenn also Waldflächen verloren gehen, führe das zu enormen ökologischen Konsequenzen für die lokalen klimatischen Gegebenheiten, den Wasserhaushalt bis hin zu gesamte Ökosysteme, Mensch und Wirtschaft.

Die Wälder steuern aktiv die Wasserkreisläufe der Erde und kühlen wirksam die Landschaften und senken nicht zuletzt auch den CO2-Gehalt der Luft. Das treffe auch auf Waldflächen in niedrigen und mittleren Höhen wie der Montiggler und der Altenburger Wald zu.

Nicht zuletzt haben diese Wälder eine idenitätsstiftende Funktion und bilden Charakterlandschaften, die weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt sind, heißt es von den vereinten Vereine, dem Verein für Kultur und Heimatpflege Kaltern, der AVS-Sektion Kaltern, der Umweltgruppe Kaltern, der Initiativgruppe „Unser Wald“, dem Heimatpflegeverband Südtirol sowie dem Verein Südtiroler Biologinnen.

Umweltschützer fordern Neubewertung

Die konkrete Forderung der Bürger: „Um den Wald im Überetsch zu erhalten, müssen die Speicherbecken für die Bewässerung der Landwirtschaft an einem anderen Ort, außerhalb des Waldes, gebaut werden. Denn das Limit für die erträglich Rodung von Wald ist in tieferen Lagen schon überschritten.“

nt

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