Sonntag, 24. Dezember 2023

„Soziale Gerechtigkeit sieht anders aus“

„Menschen, die in existenzieller Armut leben, darf es in Südtirol nicht geben. Es ist Aufgabe der Politik, ausreichende Maßnahmen zu treffen und einer Verarmung unbürokratisch und rasch entgegenzuwirken“, das fordert Stephan Vieider, Fachsekretär der ASGB-Rentner.

Stephan Vieider, Fachsekretär ASGB-Rentner

Trotz einiger auf lokaler Ebene getroffener Maßnahmen nehme die relative Armut auch in Südtirol weiter zu, warnt er in einer Aussendung und verortet einen der Gründe dafür auch bei Steuerhinterziehung und Kapitalflucht, gegen die in Italien „nur halbherzig vorgegangen wird“.

Dadurch blieben kaum finanzielle Spielräume für die öffentliche Hand, Bedürftige zu unterstützen: „Solange nur 14 Prozent der Steuerpflichtigen in Italien ein Bruttoeinkommen von mehr als 35.000 Euro erklären, ist eine Entlastung der niedrigen Einkommen nicht nur für die wirklich Bedürftigen in Frage gestellt, sondern werden vor allem die Schlauen der Gesellschaft die Profiteure sein. Soziale Gerechtigkeit sieht anders aus“, kritisiert er.

„Höchste Teuerungsrate von Italien“

Davon betroffen seien dabei keineswegs nur Geringverdiener, Empfänger von Mindestrenten und chronisch Kranke, vielmehr gerate auch der Mittelstand, zu dem ein Teil der Rentner gehöre, unter Druck. „Es darf also niemanden verwundern, dass viele den Eindruck bekommen, sich das Leben in Südtirol nicht mehr leisten zu können, zumal wir in Südtirol die höchste Teuerungsrate von Italien haben“, schreibt der Fachsekretär.

Besonders hebt er aber die Situation der 16.000 Rentner hervor, die in Südtirol mit einer Mindestrente von weniger als 600 Euro auskommen müssen. Sie seien auf Unterstützung und Hilfe angewiesen, „die leider oft auch durch bürokratische Hürden erschwert und für viele dadurch unmöglich wird“.

Große Lohnunterschiede und unterbezahlte Arbeitsleistung“

Es werde nicht genügen, „finanzielle Unterstützung und Hilfen im Gießkannenprinzip zu verteilen“, findet Vieider und verweist auch auf die negativen Auswirkungen „großer Lohnunterschiede und unterbezahlter Arbeitsleistung“. Wenn ein Mensch „nicht mehr imstande ist, durch redliche Arbeit für den eigenen Lebensunterhalt und ein würdiges Auskommen im Alter zu sorgen, sinken Selbstwertgefühl und Eigeninitiative. Dies wirkt sich spürbar auf das soziale Verhalten aus, mangelnde Solidarität anderen gegenüber ist deutlich spürbar. Der Einfluss auch auf das Wahlverhalten ist klar ersichtlich“, so der Fachsekretär.

Es stelle sich die Frage, wer für diese Situation verantwortlich ist: „Die Politik, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, oder will man den Betroffenen glaubhaft machen, dass sie etwa selbst daran schuld wären?“, fragt Vieider. Abschließend kündigt er an, die ASGB-Rentner würden „jedenfalls nicht müde, auf die soziale Schieflage im Lande aufmerksam zu machen“ und fordert „alle politischen Vertreter und Verantwortlichen auf, in der nächsten Legislaturperiode, die konkreten und dringenden Bedürfnisse, also das Allgemeinwohl der Südtiroler Bevölkerung, vor die parteipolitischen Ideologien zu stellen“.

stol

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