Sonntag, 10. Dezember 2023

Südtirols Löhne haben Luft nach oben

In Deutschland beträgt der gesetzliche Mindestlohn 12 Euro brutto pro Stunde. In Belgien gibt es ebenfalls knapp 12 Euro, in Luxemburg gar 13,80 Euro. In Italien hat man über 9 Euro diskutiert. Am 5. Dezember wurde der entsprechende Gesetzentwurf in der Abgeordnetenkammer abgelehnt. In Südtirol liegt der Anteil der abhängig Beschäftigten mit einem Stundenlohn von unter 9 Euro bei 11,9 Prozent.

Wer arbeitet, soll auch halbwegs anständig davon leben können: Diese Selbstverständlichkeit gilt auch in Südtirol nicht für jede und jeden. - Foto: © Shutterstock / shutterstock

Im Jahr 2021 betrug die durchschnittliche Bruttojahresentlohnung abhängig Beschäftigter in Südtirol laut der jüngsten Studie des Landesstatistikinstitutes ASTAT 22.856 Euro, die mediane Bruttojahresentlohnung (siehe Infobox) 19.750 Euro.

Im Vergleich: Betrachtet man alle Arbeitnehmer in Deutschland, also ebenfalls alle Arbeitnehmer in Teilzeit oder in geringfügiger Beschäftigung, lag das Durchschnittsgehalt 2021 bei rund 3333 Euro im Monat (rund 40.000 Euro im Jahr). Das Durchschnittseinkommen aller Arbeitnehmer betrug monatlich 2244 Euro netto.


Als Working Poor werden alle Erwerbstätigen bezeichnet, die weniger als 60 Prozent des Medianbetrags beziehen. Für 2021 lag die Armutsrisikoschwelle von Erwerbstätigen in Südtirol bei 11.850 Euro brutto im Jahr. 32 Prozent der Südtiroler Arbeitnehmer blieben unter dieser Schwelle. „Allerdings berücksichtigt die vorliegende Analyse nicht die familiären Rahmenbedingungen, sprich das Einkommen und Vermögen des Haushalts, die jedoch eine wesentliche Rolle spielen“, heißt es in der Studie.

Oder anders gesagt, Erwerbstätige, die nur von diesem Gehalt leben müssen, sind armutsgefährdet. Dieser Prozentsatz ist auch deshalb recht hoch, da auch Teilzeit-Arbeitsverhältnisse einfließen. Betrachtet man nur die Personen, die mindestens 7 Monate lang gearbeitet haben, sinkt der Anteil der Working Poor nach Bruttojahresentlohnung auf 6,5 Prozent. Dabei ist er auf die Branchen unterschiedlich verteilt: Am höchsten ist er im Bereich Gastgewerbe mit 15,5 Prozent, im Baugewerbe beispielsweise liegt er bei 3,2 Prozent. Es lohnt also, einen Blick auf die Stundenlöhne zu werfen: Der mediane Südtiroler Stundenlohn lag 2021 bei 12,60 Euro – und damit knapp über dem aktuellen bundesdeutschen Mindestlohn.

11,9 Prozent der Südtiroler Arbeitnehmer verdienten 2021 weniger als 9 Euro, also dem Mindestlohn, der nun für Italien im Gespräch war. Laut ASTAT-Studie würde mit diesem 9 Euro Mindestlohn die Armutsrisikoquote von Erwerbstätigen von 6,5 auf 5,2 Prozent sinken.

ih

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