Montag, 31. Juli 2023

Die Zinsen aufs Ersparte werden im Nullkommaetwas-Bereich bleiben

„Man weiß, wie pflichtbewusst die Südtiroler sind beim Begleichen ihrer Bankschulden. Da wird zur Not auf fast alles im Leben verzichtet, was mehr als dem Überleben dient.“ Ein Kommentar von „Dolomiten“-Redakteur Rainer Hilpold.

Die 9 Leitzinserhöhungen der EZB seit letztem Jahr haben sich bislang so gut wie gar nicht auf der Haben-Seite bemerkbar gemacht. - Foto: © Shutterstock

So schnell macht der Europäischen Zentralbank beim Thema Geschwindigkeit niemand etwas vor. Nach anfänglichem Zögern, erhöht sie nun seit einem Jahr die Zinsen im Rekordtempo. Zuletzt diesen Donnerstag, als sie den wichtigsten Referenzsatz auf 4,25 Prozent anhob.

Ins Schleudern gerät sie deshalb nicht, vielmehr einige Kreditnehmer, die bei Vertragsabschluss wohl nicht damit gerechnet hatten, dass die EZB einen derart radikalen Kurswechsel vornehmen würde. Ob sie ihr Finanzierungsberater im Vorfeld ausreichend informiert hat?

Über massenhaft faule Kreditpositionen müssen sich die Banken in Südtirol wohl keine Sorgen machen.
Rainer Hilpold


Wenn ja, wer hat schon ernsthaft daran geglaubt, dass die Währungshüter so schnell von 0 auf 100 bzw. über 4 Prozent beschleunigen würden. Außerdem lag der Leitzins im fernen Jahr 2008 zuletzt auf demselben Niveau – lang, lang ist's her.

Über massenhaft faule Kreditpositionen müssen sich die Banken in Südtirol wohl trotzdem keine Sorgen machen. Man weiß, wie pflichtbewusst die Südtiroler sind beim Begleichen ihrer Bankschulden, erst recht, wenn´s ums Eigenheim geht. Da wird zur Not auf fast alles im Leben verzichtet, was mehr als dem Überleben dient – der Rate zuliebe.

Apropos Eigenheim: Ebendieses können sich in Südtirol durch die teurere Finanzierung nun noch weniger Menschen leisten. Der Immobilienmarkt spürt das bislang nur leicht, bei Objekten in Gunstlagen gar nicht, für die es immer einen Käufer gibt, der den aufgerufenen Preis zahlt – und sei er noch so absurd.

Aber wenigstens wird kurz durchgeatmet. Etwas Entspannung tut der Branche gut; gerade in Südtirol. Wer sich allerdings ob des Nachfragerückgangs allerlei Schnäppchen erhofft, dürfte enttäuscht werden, dafür ist das Angebot hierzulande zu knapp.

Die Zinsen aufs Ersparte auf dem Bankkonto werden im Nullkommaetwas-Bereich bleiben.
Rainer Hilpold


Die große Frage, die sich jetzt viele stellen, ist: Schaltet die EZB noch einen (Zins-)Gang höher oder war´s das? Selbst wenn die Spitze erreicht ist, dürfte es wohl noch etwas dauern, bis die EZB den Fuß ganz vom Gas nimmt. Der Kampf gegen die hohe Inflation ist noch nicht gewonnen, die Folgen für die Wirtschaft zeigen sich erst nach und nach; der Effekt tritt bekanntlich sehr zeitverzögert ein.

Fest steht nur eines: Die Zinsen aufs Ersparte auf dem Bankkonto werden im Nullkommaetwas-Bereich bleiben. Die 9 Leitzinserhöhungen der EZB seit letztem Jahr haben sich bislang so gut wie gar nicht auf der Haben-Seite bemerkbar gemacht. Jüngste Zahlen der Bankenvereinigung ABI beweisen dies. Zeit, etwas mit dem Geld zu machen – attraktive Möglichkeiten gibt es zuhauf.

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stol

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