Donnerstag, 3. August 2023

Experte: „Ältere Arbeitnehmer werden immer wichtiger“

Der Personalmangel macht den Betrieben in Südtirol weiterhin das Leben schwer. Könnte es eine Lösung sein, ältere Menschen länger im Job zu halten? Der Handels- und Dienstleistungsverband (hds) sagt ja – und auch Arbeitsmarktexperte Stefan Luther sieht in den Senioren viel Potenzial.

Ältere Beschäftigte sind eine wichtige Ressource für den heimischen Arbeitsmarkt, die man auch gezielter ansprechen müsste, sagt Arbeitsmarktexperte Stefan Luther. - Foto: © Shutterstock / shutterstock

Hds-Präsident Philipp Moser forderte jüngst, in puncto Arbeitskräftemangel nicht nur auf junge Menschen zu setzen, sondern auch die älteren ins Boot zu holen. Man sollte Anreize schaffen, um ein Arbeiten nach der Pensionierung für „arbeitswillige und motivierte Rentnerinnen und Rentner“ attraktiver zu machen, so Moser.

Könnte die Generation 65-plus tatsächlich eine wichtige Ressource für den Südtiroler Arbeitsmarkt sein?

Auf jeden Fall, sagt Stefan Luther, Direktor des Arbeitsmarktservice. „Und diese Ressource wird immer wichtiger werden.“

Auf dem Weg zur Wissensgesellschaft

Dass das so ist, liegt unter anderem daran, dass viele Jobs auch jenseits der 60 noch gut machbar sind – Tendenz steigend. „Wir entwickeln uns ja von einer körperlich belastenden Arbeitswelt hin zu einer Wissensgesellschaft – und die entsprechenden Tätigkeiten sind besser vereinbar mit einem höheren Alter“, erklärt der Direktor des Arbeitsmarktservice.

Die Rentner werden wir nur dann gewinnen, wenn ein Weiterarbeiten für sie attraktiv ist, zum Beispiel vom finanziellen Aspekt her aber auch von den Arbeitszeiten.
Stefan Luther, Direktor des Arbeitsmarktservice


Das eine ist aber die Frage, ob ein Job überhaupt im höheren Alter noch zu schaffen ist, etwas anderes ist die Frage, ob ältere Arbeitnehmer überhaupt gewillt sind, nach der Rente weiterzuarbeiten.
Für Luther ist klar: „Die Rentner werden wir nur dann gewinnen, wenn ein Weiterarbeiten für sie attraktiv ist, zum Beispiel vom finanziellen Aspekt her aber auch von den Arbeitszeiten.“

Viele Faktoren müssen stimmen

Da sind aus seiner Sicht die Unternehmen selbst, aber auch die Politik gefragt, Lösungen zu finden. „Wenn den älteren Arbeitnehmern zum Beispiel mehr netto vom brutto bleiben würde, indem der Staat auf Einnahmen verzichtet, würde das Interesse bei den Älteren sicher steigen“, sagt Luther.
Aber natürlich immer nur unter der Voraussetzung, dass die berufliche Tätigkeit auch passt. „Wir brauchen uns nichts vorzumachen: Wenn jemand einen sehr belastenden Job hat, wird er sicherlich nicht weitere 10 Jahre dranhängen.“
Alles in allem müssen aus Sicht des Experten schon viele Faktoren stimmen, damit man ältere Beschäftigte für den Arbeitsmarkt gewinnen kann. „Aber der Druck in diese Richtung wird steigen.“

Oder man erhöht das Renteneintrittsalter

Denn angesichts des Personalmangels und der demografischen Entwicklung habe man als Gesellschaft eigentlich nur 2 Möglichkeiten: „Entweder man erhöht - unter Umständen gegen große Widerstände der Bevölkerung, man denke nur an die Rentenproteste in Frankreich – das Renteneintrittsalter und zwingt die Arbeitnehmer dazu, länger zu arbeiten. Oder man schafft gesetzlich ein akzeptables Eintrittsalter, das nicht zu hoch ist, und versucht dermaßen gute Rahmenbedingungen zu bieten, dass für eine guten Teil der älteren Beschäftigten ein freiwilliges Weiterarbeiten attraktiv ist.“

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gam

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