Mittwoch, 7. Juni 2023

Kredite: Es kommt für die Südtiroler wohl noch dicker

Der Leitzins wird für immer mehr Südtiroler zum „Leidzins“: Zumindest, wenn sie Kreditraten zahlen oder eine neue Finanzierung aufnehmen möchten. Kommende Woche wird die EZB den wichtigsten Referenzzinssatz im Euroraum aller Voraussicht nach weiter anheben, dann auf 4 Prozent – den höchsten Stand seit 15 Jahren.

Finanzierungen dürften sich auf die kurze bis mittlere Sicht weiter verteuern. - Foto: © Shutterstock

Die Zeichen stehen weiter auf Zinserhöhungen: EZB-Präsidentin Christine Lagarde bezeichnete den Preisdruck jüngst weiterhin als „zu hoch“. Zuletzt lag die Teuerungsrate im Euroraum bei 6,1 Prozent. Die EZB werde sicherstellen, dass die Inflation weiter zurückgehe. Ähnliche Aussagen hört man von EZB-Ratsmitgliedern: „Wir müssen die Zinszügel weiter anziehen. Dies muss so lange wie nötig weitergehen, bis die Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen EZB-Ziel von 2,0 Prozent absehbar ist“, so Klaas Knot. Joachim Nagel pflichtet ihm bei und setzt sich für eine Fortsetzung des straffen Zinskurses ein.

Der 8. Zinsschritt binnen eines Jahres

Der Rat der EZB entscheidet bereits am nächsten Donnerstag (15. Juni) erneut über die Leitzinsen. Seit dem Juli 2022 hat die Zentralbank die Leitzinsen in 7 Schritten um insgesamt 3,75 Prozentpunkte erhöht. Das Tempo der Zinserhöhungen ist einmalig in der 25-jährigen Historie der EZB. Kommende Woche wird mit einem Anstieg um weitere 25 Basispunkte auf 4 Prozent gerechnet. Dieses Niveau gab es zuletzt vor 15 Jahren – und zwar im fernen Jahr 2008.

Hiobsbotschaft für Kreditnehmer

Was Sparer freuen dürfte, ist eine Hiobsbotschaft für Kreditnehmer und alle, die eine Finanzierung bei ihrer Bank ins Auge fassen wollten. Warum? Weil die zuletzt deutlich gestiegenen Kreditkosten weiter nach oben klettern werden. Steigt – vereinfacht gesagt – der EZB-Leitzins, also der Zinssatz, zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen können, steigt auch der Euribor und somit die Zinsbelastung des Kreditnehmers. Zur Erinnerung: Ein Kreditnehmer in Südtirol muss in der Regel den Euribor (meist 3 oder 6 Monate) und einen Aufschlag (Spread) zahlen. Der Aufschlag, der in vielen Fällen zwischen 1,0 und 1,5 Prozent ausmacht, dient zur Abdeckung der Kosten der Bank (z.B. Risikokosten, Sach- und Personalkosten) und enthält auch eine Gewinnmarge.

Ein Beispiel: Waren etwa Darlehen für Immobilienkäufer vor dem Kurswechsel der EZB mit Zinssätzen von etwas über einem Prozent zu haben, liegen wir aktuell wieder nahe der 5-Prozent-Marke, teils sogar darüber. Abhängig von Höhe und Laufzeit kann dies schnell eine Mehrbelastung von einigen hundert Euro im Monat bedeuten.

Wie die Reise weitergehen könnte

Viele Experten rechnen damit, dass es in der zweiten Jahreshälfte zu einer Zinspause und ab 2024 zu ersten Zinssenkungen im Euroraum kommen könnte. Abhängig ist dies vor allem von der weiteren Entwicklung der Inflation. Mit den höheren Zinsen soll die Nachfrage vonseiten der Konsumenten und Unternehmen eingebremst und so Entspannung an der Preisfront herbeigeführt werden. Problematisch für die EZB dabei ist, dass die Folgen ihres Handelns sehr zeitverzögert sichtbar werden.

hil

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