Mittwoch, 22. November 2023

Signa: Benko sucht frisches Geld und baut an Parallelstruktur

Während der österreichische Immobilien- und Handelskonzern Signa rund um den Nordtiroler Investor René Benko unter Hochdruck frisches Geld sucht, entsteht in Luxemburg eine Auffangkonstruktion. Das berichtet das „St. Galler Tagblatt“ in seiner Mittwochausgabe.

Insidern zufolge soll René Benkos Signa-Gruppe Schulden von rund 15 Milliarden Euro haben. - Foto: © APA / HELMUT FOHRINGER

Innerhalb dieser Woche muss Benko 600 Millionen Euro auftreiben, ehe die Sanierung seines Imperiums überhaupt starten kann, wie das „Handelsblatt“ bereits berichtete.
Die frischen Mittel sollen mit freien Vermögenswerten der Immobilientochter Signa Prime besichert werden. Die Gespräche würden mit Investoren geführt, die darauf spezialisiert seien, Firmen in Krisensituationen Geld zur Verfügung zu stellen, und sich das Risiko mit hohen Zinsen bezahlen lassen.

1,5 Milliarden Euro binnen Juni 2024

Ende November ist eine 200 Millionen Euro schwere Anleihe fällig, wie mehrere Insider dem „Handelsblatt“ mitteilten. Zudem müssten laufende Ausgaben wie Mieten und Gehälter gedeckt werden. Bis Ende des ersten Halbjahres 2024 seien dann insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro aufzubringen.
Insgesamt habe Signa aber vergleichsweise wenig Anleihen ausgegeben, so das „Handelsblatt“. Die meisten Kredite liegen demnach bei Banken, die dafür Sicherheiten bekommen haben.

2 Kommanditgesellschaften gegründet

Laut „St. Galler Tagblatt“ versucht Benko nun seinen verschachtelten Konzern nicht nur mit frischem Kapital, sondern auch mit neuen Finanz- und Firmenkonstruktionen zu retten – etwa mittels Kommanditgesellschaften, die eigentlich aus der Mode gekommen seien.
Ihr Vorteil: Es ließen sich Eigenmittel beschaffen mit beschränktem Risiko für den Geldgeber. Denn die Haftung des Gesellschafters einer Kommanditgesellschaft ist auf dessen Einlage minimiert.

Dem luxemburgischen Handelsregister lasse sich beispielsweise entnehmen, dass die Signa-Gruppe vergangene Woche 2 solcher Kommanditgesellschaften geschaffen und ineinander verschachtelt habe : die Signa Prime Swiss Invest und die Signa Prime Swiss Beteiligung. In der Schweiz gehören etwa die Globus-Warenhäuser zum Portfolio des Immo-Konzerns.

Innerhalb dieser Woche muss Benko 600 Millionen Euro auftreiben. - Foto: © APA/afp / JOE KLAMAR



Als Kommanditist für die „Swiss Invest“ ist laut „St. Galler Tagblatt“ aus dem Signa-Depot die bestehende Vorratsholding SPS Zweiundsechzig eingetragen. Diese gehöre neu der „Swiss Beteiligung“, als deren Kommanditist wiederum die SPS Einundsechzig eingesetzt worden sei. Alle Firmen zusammen zählten zum Konsolidierungskreis der Signa Prime Selection, der österreichischen Zwischenholding für das Signa-Immobilienreich.
Die Globus-Immobilien, die in der Schweiz das Portfolio der Signa ausmachen, seien ebenfalls in luxemburgischen Firmen untergebracht; die genaue Adresse sei dabei gleichzeitig auch der Firmenname, so die Schweizer Zeitung. Zusammengefasst sind sie den Angaben zufolge bei der Matterhorn Immobilien Holding.
Über 2 weitere Zwischenholdings landen die Immobilien schließlich wiederum bei der Signa Prime Selection.
„Es wäre nicht das erste Mal, dass Benko finanzielle Engpässe überbrückt, indem er entweder weitere Zwischenholdings einbaut oder die Assets in Schwestergesellschaften verschiebt“, heißt es in dem Zeitungsbericht weiters.

Thailändische Co-Eigner wollen an Globus festhalten

Vor rund 2 Wochen hatte der thailändische Co-Eigner von Globus, die Central Group, signalisiert, dass die Zukunft der Kaufhäuser gesichert sei. Eine Woche später übernahmen die Thailänder die Kontrolle über die britische Handelskette Selfridges, an der sie und Signa beim Kauf im Sommer 2022 zu je 50 Prozent beteiligt waren. Benko fuhr die Beteiligung nun dem Vernehmen nach auf 45 Prozent zurück.

„Handelsblatt“: Signa könnte Einzelhandelssparte verkaufen

Was sich laut „Handelsblatt“ schon heute abzeichnet: Um zu überleben, werde sich die Signa Holding auf einen gesunden Kern reduzieren müssen, Randgeschäfte sollen abgestoßen werden.
Dazu könnte etwa die Handelstochter Signa Retail mit ihren Firmen KaDeWe und Galeria gehören. „Dafür muss man eine Lösung finden“, sagte eine mit den Überlegungen zur Sanierung vertraute Person zu der deutschen Wirtschaftszeitung.

Zu den Optionen für die Handelssparte gehöre Finanzkreisen zufolge neben dem Verkauf an einen Dritten ein Deal, bei dem Fremd- in Eigenkapital umgewandelt werde „und Signa dadurch die Bande kappt und Verpflichtungen los wird“.

Sanierer vor „Mammutaufgabe“

Signa hatte dem Warenhauskonzern Galeria 200 Millionen an Liquidität zugesagt, die erste Tranche ist laut „Handelsblatt“ im März fällig.
Die Leute rund um den Sanierer Arndt Geiwitz sowie ein großer Stab externer Experten stünden bei der Sanierung von Signa vor einer „Mammutaufgabe“, so die Zeitung.

Rene Benko hat das Ruder des Signa-Konzerns an den deutschen Sanierer Arndt Geiwitz übergeben. - Foto: © Volkmar Koenneke Ulm


Das Problem: Es gebe keine Struktur, nach der sich der Konzern einfach in Einzelteile zerlegen ließe. Damit gebe es auch keine Möglichkeit, einen klaren „Haircut“ zu machen, also einen prozentualen Abschlag auf den Vermögenswert zu nehmen. Kurzfristig sei es das oberste Ziel, Transparenz herzustellen.

Die Verbindlichkeiten liegen laut „Handelsblatt“ auf vielen verschiedenen Ebenen, und die Signa-Firmen hätten sich untereinander Geld geliehen – etwa der Entwickler Signa Development an die auf die Immobilien-„Prunkstücke“ des Konzerns fokussierte Signa Prime.
Insgesamt soll die Gruppe nach Aussagen von Signa-Insidern eine Verschuldung von rund 15 Milliarden Euro haben. Hier Transparenz herzustellen, könne womöglich 3 Monate dauern, hieß es.

Insider: Benko ist weiter präsent

Eine weitere Überraschung ist dem Bericht zufolge „die weiterhin große Präsenz von Benko im laufenden Betrieb“ trotz seines angekündigten Rückzugs: „René arbeitet weiter wie bisher“, sagte ein Signa-Insider. „Er steht auf den meisten Verteilern, sitzt mit Geiwitz in den Meetings.“ Das sorgt für Kritik unter den Gesellschaftern.

apa

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