Montag, 27. November 2023

Signa: Die nächste Gesellschaft ist insolvent

Im Zuge der Schieflage des Immobilien- und Handelskonzerns Signa des Innsbrucker Investors René Benko hat eine weitere Tochtergesellschaft Insolvenz angemeldet: die Signa Real Estate Management Germany GmbH, die Immobilien der Signa-Gruppe in Deutschland entwickelt und verwaltet.

Die Signa sucht einen Investor, der 500 bis 600 Millionen Euro zuschießt. - Foto: © ANSA / CHRISTIAN BRUNA

Demnach wird der Berliner Rechtsanwalt Torsten Martini zum Insolvenzverwalter bestellt. Die Signa Holding in Wien reagierte nicht auf wiederholte Anfragen der Deutschen Presse-Agentur.

Die Signa Real Estate Management Germany, die laut Bundesanzeiger 2021 etwa 140 Mitarbeiter hatte, ist innerhalb von Benkos Firmengeflecht ein Dienstleister, und nicht die Eigentümerin von Signa-Immobilien und -Projekten wie die Münchner Alte Akademie, die Hamburger Alsterarkaden oder das Berliner Hochhaus Stream.
Mit den Problemen der Signa Real Estate Management Germany wird jedoch ein weiterer Riss in Benkos komplexem Firmenkonstrukt sichtbar.

Benko auf der Suche nach Geld

Ende Oktober hatte die Sporthandelssparte von Signa Insolvenz angemeldet. Anfang November kündigte Benko unter dem Druck von Mitgesellschaftern seinen Rückzug als Vorsitzender des Beirates der Signa-Holding an, blieb aber über seine Familienstiftung Mehrheitseigentümer.
Der deutsche Sanierer Arndt Geiwitz wurde ins Boot geholt und mit weitreichenden Management-Kompetenzen ausgestattet. Ob er wie angekündigt bis Ende November wesentliche Schritte zur Restrukturierung des Unternehmens präsentieren kann, und ob Miteigentümer oder andere Investoren noch rechtzeitig neues Geld für Signa zur Verfügung stellen, bleibt abzuwarten.

René Benko musste sich auf Druck der Aktionäre zurückziehen. - Foto: © APA/epa / HANS KLAUS TECHT



Dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ und dem Magazin „News“ zufolge verhandelt Signa nun nur noch mit dem US-Hedgefonds Elliott über einen Finanzspritze.
Finde sich nicht kurzfristig ein Kreditgeber, könnte die gesamte Gruppe fallen, hatten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen gesagt. Dies sei Benkos „letzte Chance“, hieß es dem Bericht zufolge aus seinem Umfeld.

Bei einigen Investoren schon abgeblitzt

Bei anderen Investoren wie Mubadala Investment, der staatlichen Investmentgesellschaft aus Abu Dhabi, oder dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF und dem Vermögensverwalter Attestor Capital sei Signa abgeblitzt. Ein Elliott-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern.
Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete, müsste ein Investor kurzfristig 500 bis 600 Millionen Euro zuschießen, wobei das Geld nur zum Teil besichert wäre. Dementsprechend hoch wären die Zinsen: Gemeinsam mit zusätzlichen Gebühren könnten demnach Kreditkosten von über 20 Prozent pro Jahr entstehen.

Signa hat ein Viertel der Anteile am Einkaufszentrum „Goldenes Quartier“ verkauft. - Foto: © signa



Daneben bemüht sich Signa, einzelne Immobilien oder Anteile zu verkaufen. So hat Signa Prime Assets GmbH knapp ein Viertel am Luxus-Einkaufstempel „Goldenes Quartier“ in Wien an die deutsche RAG-Stiftung verkauft, berichtete das Nachrichtenmagazin „Profil“ am Montag.

Die Rolle der österreichischen Banken

Unter anderem haben der Signa auch österreichische Banken Kredite gewährt. Das Gesamt-Exposure der österreichischen Finanzinstitute habe sich auf rund 2,2 Milliarden Euro belaufen, hatte eine Person mit Kenntnis der Situation zu Reuters gesagt und sich dabei auf Daten von der Mitte des Jahres bezogen.
Die größten Kreditgeber seien die Raiffeisen Bank International (RBI), die ihr Engagement bei Signa in den vergangenen Jahren deutlich reduziert habe, und die zur italienischen UniCredit gehörende Bank Austria. Auf diese beiden Geldhäuser entfielen den Daten zufolge beinahe 2 Drittel des Kreditvolumens, so der Insider.
Nach Gesprächen mit den Aufsichtsbehörden der Europäischen Zentralbank (EZB), die über die Aussichten der Signa-Gruppe besorgt sind, hätten sich die Banken entschlossen, ihr Engagement bei der Immobilien-Gruppe zu reduzieren, sagte ein weiterer Insider.
Der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär hatte zudem am Montag ein Kreditrisiko von gut 600 Millionen Franken (622 Millionen Euro) bei einer Unternehmensgruppe eingeräumt.

Lichtblick für Elbtower

Bei mehreren großen Bauprojekten in Deutschland liegen derzeit die Bauarbeiten auf Eis. Wobei das „Handelsblatt“ zu Wochenbeginn berichtete, dass der Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne laut Insidern die Übernahme der Hochhausbaustelle Elbtower in Hamburg prüfe. Die Baukosten wurden mit rund 950 Millionen Euro angegeben.

Bozner Waltherpark: Arbeiten gehen weiter

Beim Südtiroler Projekt der Signa, dem Waltherpark in Bozen, gehen indes die Arbeiten weiter. Das Projekt sei nach wie vor nicht in Gefahr, hieß es gestern auf Nachfrage vonseiten der Signa Italia.

Das Signa-Projekt in Bozen: der Waltherpark. Er soll 2025 fertig sein. - Foto: © signa



Erst wenige Tage zuvor hatte Heinz Peter Hager, Präsident von Signa Italia, versichert, dass der Waltherpark „ausfinanziert und zudem in der Vermarktung schon seit über einem Jahr ein großer Erfolg“ sei. Und selbst wenn das Mutterhaus in Wien in finanzielle Schieflage gerate, werde es von Seiten der Signa Italia keine Zahlungen geben – „das ist geklärt“, so Hager.

Schulden von 2 Milliarden Euro

Die Signa-Holding hatte in der Bilanz für das Vorjahr Schulden von 2 Milliarden Euro ausgewiesen. Heuer sollen davon 1,3 Milliarden Euro refinanziert werden müssen.

dpa/apa/stol

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