Montag, 6. November 2023

„Stimmung in Südtirol schlechter als die Lage“

Nach einer leichten Entspannung in den vergangenen Monaten ist bei Südtirols Arbeitnehmern die Unsicherheit wieder zurück und auch die Sorge, dass das Einkommen nicht reicht. Das zeigt die jüngste Umfrage des Arbeitsförderungsinstitutes AFI. Allerdings sind die wirtschaftlichen Daten Südtirols gar nicht so schlecht, wie das AFI betont.

37 Prozent der Arbeitnehmer gaben in der Herbstumfrage an, nur mit Schwierigkeiten über die Runden zu kommen, weil das Geld nicht bis ans Monatsende reicht. - Foto: © Shutterstock / shutterstock

Die Zwischenbilanz für Südtirols Wirtschaft fällt aus Sicht des AFI in Summe eigentlich zufriedenstellend aus: So hätten sich der Arbeitsmarkt und der Tourismus bislang positiv entwickelt.
Immerhin sei die Beschäftigung in den ersten 9 Monaten um 2 Prozent gewachsen, die Arbeitslosenrate bewege sich mit 1,3 Prozent auf Niedrigstniveau und der Tourismus habe im ersten Halbjahr ein deutliches Nächtigungsplus verzeichnet.
Auch die Inflation habe sich mittlerweile etwas abgeschwächt (auf 4,7 Prozent).
Andererseits seien freilich erste „Ermüdungserscheinungen“ nicht zu leugnen: Im zweiten Quartal habe der Export geschwächelt und das Kreditvolumen habe sich im Juli erstmals leicht rückläufig gezeigt. „Dass die positive Beschäftigungsdynamik noch lange Zeit anhält, gilt alles andere als sicher“, betont das AFI.

Südtirols Arbeitnehmer durchleben seit Ausbruch der Corona-Pandemie ein Wechselbad der Gefühle. Dies ist Ausdruck einer erhöhten allgemeinen Verunsicherung.
Andreas Dorigoni, AFI-Präsident


Diese Entwicklung schlägt sich auch auf die Stimmung der Arbeitnehmer nieder – und zwar stärker als die Daten hergeben würden. Ein Phänomen, das das AFI seit der Corona-Pandemie beobachtet: Seitdem schlagen die Stimmungsindikatoren des AFI-Barometers stärker nach unten und nach oben aus als dies in den 10 Jahren zuvor der Fall war.
„Südtirols Arbeitnehmer durchleben seit Ausbruch der Corona-Pandemie ein Wechselbad der Gefühle. Dies erschließt sich ganz klar aus der Langzeitbetrachtung der Stimmungsindikatoren und ist Ausdruck einer erhöhten allgemeinen Verunsicherung“, erklärt AFI-Präsident Andreas Dorigoni.

Klamme Kassen bleiben Problem Nummer 1

So zeigen in der Herbst-Umfrage des AFI-Barometers 6 von 7 Stimmungsindikatoren nach unten – einige mehr, andere weniger. Mit anderen Worten: „Die Stimmung bei Südtirols Arbeitnehmern ist aktuell schlechter als die Lage - Ausdruck einer allgemeinen starken Verunsicherung“, betont AFI-Direktor Stefan Perini.

Problem Nummer 1 bleiben jedenfalls die klammen Kassen der Arbeitnehmerfamilien. 37 Prozent der Arbeitnehmer gaben in der Herbstumfrage an, nur mit Schwierigkeiten über die Runden zu kommen, weil das Geld nicht bis ans Monatsende reicht.
Zum Vergleich: In der Frühjahrs- und der Sommerumfrage hatte es hier eine leichte Entspannung gegeben, 30 bzw. 20 Prozent hatten bei den beiden Umfragen von Schwierigkeiten gesprochen. Vor einem Jahr hingegen hatten bei der Herbstumfrage sogar 47 Prozent, Probleme mit dem Einkommen eingeräumt.

52 Prozent können nichts sparen

Ebenso schwierig für Südtirols Arbeitnehmer: etwas zu sparen: Derzeit geht jeder Zweite (52 Prozent) davon aus, in den nächsten 12 Monaten kein Geld auf die hohe Kante legen zu können.

Auch die Aussichten, was die Entwicklung der Südtiroler Wirtschaft in den nächsten 12 Monaten anbelangt, bewerten die Arbeitnehmer laut der Umfrage wieder schlechter.

Dafür ist das Risiko, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, so gut wie nicht präsent. „Allerdings haben sich die Perspektiven, einen gleichwertigen Job zu finden, zum zweiten Mal deutlich eingetrübt, was – wenn in der nächsten Umfrage bestätigt – eine Abschwächung der Beschäftigungsdynamik anzeigen würde“, wie es im AFI-Bericht heißt.


stol

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