Freitag, 6. Oktober 2023

Teures Wohnen in Bozen: „Noch nie war die Situation so ernst“

In Bozen zu wohnen, ist teuer. Seit Jahren sind die hohen Kosten bekannt. „Doch noch nie war das Problem so ernst und besorgniserregend wie heute.“ Darauf machte am Freitag der Präsident des Verbandes der Hauseigentümer, Alberto Boscarolli, aufmerksam. Und er legte einige Ideen vor, wie man das Problem aus seiner Sicht abmildern könnte.

Alberto Boscarolli, Präsident des Verbandes der Hauseigentümer, fordert unter anderem, die Immobiliensteuer auf langfristig vermietete Wohnungen zu senken.

„Der Kauf einer Wohnung ist für einen großen Teil der Gesellschaft und insbesondere, so sagen die Experten, auch für die sogenannte Mittelschicht fast unerschwinglich geworden, und dies trotz der öffentlichen Subventionen, die die lokale Gesetzgebung vorsieht“, betonte Boscarolli bei seiner Rede anlässlich der Vollversammlung des Verbandes im Bozner Pastoralzentrum.

Wegen der hohen Mieten und Darlehenskosten könnten viele Familien in Bozen nur mehr unter Schwierigkeiten leben, zudem schrecke diese Situation all jene ab, die von außerhalb der Provinz in die Landeshauptstadt ziehen möchten. Dazu komme, dass die Hochschulwelt über einen großen Mangel an Wohnraum, sowohl für Studenten als auch für Lehrkräfte und Assistenten, klage.

Risiko: Schwerwiegende Folgen für Bozen

Diese Situation könnte für Bozen schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, warnte Boscarolli. So bestehe das Risiko, dass es in nicht allzu ferner Zukunft zu einer Verarmung kommen könnte. Zudem gebe es bereits Anzeichen für einen demografischen Rückgang. Auch könnte es Schwierigkeiten geben, „ein akzeptables Niveau an Dienstleistungen für eine moderne und effiziente Stadt aufrechtzuerhalten und dass Bozen in der Lage sein wird, berufstätige Menschen und Fachkräfte aufzunehmen“.

Eine entscheidende Ursache dafür seien die hohen Immobilienkosten, „doch auch die überhöhte Immobiliensteuer trägt sicherlich dazu bei, ebenso wie das Sammelsurium komplizierter Vorschriften, die das Bauwesen regeln und einengen“.

Forderung: Steuerlich entlasten statt belasten

Doch wie kann man gegensteuern? Laut dem Verband der Hauseigentümer wäre bei finanziellen Anreizen und steuerlichen Erleichterungen anzusetzen.

So schlug Boscarolli vor, Anreize für private Vermietungen zu schaffen und diese zu erleichtern – „und vielleicht einen Plan für erschwinglichen Wohnraum umzusetzen“. Zudem müsse die steuerliche Belastung gesenkt werden, forderte Boscarolli mit Blick auf die Immobiliensteuer. Es reiche nicht aus, in irrelevanten Fällen an der Immobiliensteuer herumzufeilen, vielmehr müsste sie, zum Beispiel für langfristig vermietete Wohnungen, gesenkt werden. Die Super-GIS bezeichnete er zudem als „unnötig und schädlich“.

„Immobilieneigentum nicht verteufeln“

Nicht zuletzt ist es laut Boscarolli für Bozen „absolut notwendig“, das Wohnungsangebot zu erhöhen, indem neue Baugebiete geschaffen werden, eventuell durch einen öffentlichen Bebauungsplan. Oder indem zum Beispiel geprüft wird, ob ein Teil der produktiven Flächen und des Grünkeils genutzt werden könnte.

„Jede mögliche Lösung ist zu prüfen“, forderte Boscarolli. Denn: „Wenn uns die Stadtplaner sagen, dass Bozen in den nächsten 10 bis 12 Jahren etwa 5000 bis 7000 Wohnungen braucht, und die Unternehmer sagen, dass Bozen 30.000 Arbeitskräfte braucht, was wird dann aus Bozen, wenn dieser Zustand anhält?“

Klar ist für ihn, dass man jedenfalls nicht aus der Misere herauskommen könne, „indem wir das Immobilieneigentum verteufeln und für die hohen Bau- und Mietkosten verantwortlich machen – und es mit Steuern belasten.“

stol

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