Sonntag, 16. Juli 2023

Die Arbeit mit dem Wetter: „Mich haben schon als Kind Blitze fasziniert“

Das Wetter ist immer Gesprächsthema. Gerade, wenn es wieder heftig gehagelt hat wie die vergangene Woche. Unermüdlich am Daten-Sammeln, Twittern und Fragen-Beantworten sind dann die Männer vom Landeswetterdienst. Besonders gefragt ist Dieter Peterlin. Im Sonntags-Gespräch spricht er über seine Leidenschaft für das Wetter, den Job des Landesmeteorologen, Hitzerekorde und das Phänomen El Niño.

„Das Schönste am Job ist , wenn eine 100 prozentig zutreffende Prognose gelingt.“ – Dieter Peterlin. - Foto: © Dlife/ANDREAS KEMENATER

Von:
Valentina Tanner
STOL: Woher kommt Ihre Leidenschaft für das Wetter?
Dieter Peterlin: Das Interesse am Wetter war bei mir schon immer präsent. Bereits als Kind haben mich im Sommer Blitze fasziniert, Angst hatte ich dabei im Gegensatz zu den Eltern nie. Und im Winter war das absolute Highlight: Schnee. Als Jugendlicher war dann relativ schnell klar, dass ich in dieser Richtung Arbeiten möchte.


STOL: Wie sind Sie zum Landeswetterdienst gekommen?
Peterlin: Nach meinem Studium in Innsbruck bin ich zuerst nach Wien, habe dort bei einem privaten Wetterdienst gearbeitet, bis in Bozen eine Stelle als Meteorologe ausgeschrieben wurde und da habe ich mich dann beworben. Südtirol hat seit 1996 einen eigenständigen Wetterdienst, der stets ausgebaut wurde und mittlerweile arbeiten hier 4 Meteorologen.


STOL: Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag aus?
Peterlin: Der Arbeitstag eines Meteorologen beginnt bereits um 6 Uhr. Als erstes analysieren wir die aktuellen Daten, die über Nacht hereinbekommen sind, um eine erste Prognose für die Radionachrichten um 7 Uhr zu erstellen. Um 7.30 Uhr erscheint der erste offizielle Wetterbericht im Internet und auf der App. Danach geht es so durch den ganzen Vormittag. Neue Wetterkarten trudeln ein, Besprechungen mit den Kollegen, weitere Interviews für die Medien und Weiteres. Am Nachmittag ist der Routinedienst vorbei, dabei kann man sich anderen Tätigkeiten widmen wie zum Beispiel der Betreuung von Wetterstationen, statistischen Auswertungen über das vergangene Wetter oder dem Verfassen von Gutachten bei Schadensmeldungen.


Das Wetter in Südtirol vorherzusagen ist eine tägliche Herausforderung, da wir nicht nur „ein“ Wetter haben, sondern jedes Tal hat seine Eigenheiten und es ist meist sehr unterschiedlich zwischen Norden und Süden, Westen und Osten.
Dieter Peterlin



STOL: Was ist für Sie dabei das Schönste am Job?
Peterlin: Das Schönste am Job ist , wenn eine 100-prozentig zutreffende Prognose gelingt. Das Wetter in Südtirol?utm_campaign=click-on-tag' target='_blank'>Wetter in Südtirol vorherzusagen ist eine tägliche Herausforderung, da wir nicht nur „ein“ Wetter haben, sondern jedes Tal seine Eigenheiten hat. Es ist meist sehr unterschiedlich zwischen Norden und Süden, Westen und Osten. In diesem Chaos von Millionen Wetterdaten die richtigen Schlüsse zu ziehen und das Wetter bestmöglich vorherzusagen, ist das tägliche Bestreben und die Freunde, wenn es gut klappt.


STOL: Die Niederschläge mit Hagelkörnern bis zu 8 Zentimetern Größe haben Sie als ungewöhnlich bezeichnet. Ist dies in diesem speziellen Fall ein vereinzeltes Wetterphänomen oder müssen wir wegen des Klimawandels vermehrt mit Unwettern dieser Art rechnen?
Peterlin: Bis jetzt war das ein außergewöhnliches Einzelereignis. Solche großen Hagelkörner sind in einem inneralpinen Gebiet wie Südtirol sehr, sehr selten, kannte man bisher nur vom Alpenvorland wie von der Po-Ebene oder aus Bayern. Aktuelle Modellberechnungen und Beobachtungen aus der Vergangenheit zeigen aber einen Trend hin dazu, dass starke Hagelereignisse in unseren Breitengraden durch die Klimaveränderung häufiger werden.


Momentan ist ein neuer Temperaturrekord von über 40 Grad nicht in Sicht, aber verlässliche Prognosen reichen nur bis maximal 10 Tage in die Zukunft.
Dieter Peterlin



STOL: Es heißt, heuer sei ein starkes El-Niño-Jahr? Was bedeutet das genau und was heißt das für Südtirol?
Peterlin: Weltweit ist durch El Niño ein weiterer und noch schnellerer Anstieg der Temperatur zu erwarten. Bereits die vergangenen Tage waren weltweit gesehen die wärmsten Tage überhaupt seit Beginn der Aufzeichnungen. Ein direkter Zusammenhang zwischen El Niño und dem Wetter in Südtirol?utm_campaign=click-on-tag' target='_blank'>Wetter in Südtirol ist dagegen nicht so leicht feststellbar, aber auch bei uns liegen die Temperaturen in diesem Sommer bisher deutlich über dem Durchschnitt.


STOL: In einem früheren STOL-Interview haben Sie gesagt, ein neuer Temperaturrekord sei längst überfällig. Nun war auch der Juni überdurchschnittlich warm. Könnte der Hitzerekord von 41,5 Grad Celsius aus dem Jahr 2003 bereits diesen Sommer gebrochen werden?
Peterlin: Momentan ist ein neuer Temperaturrekord von über 40 Grad nicht in Sicht, aber verlässliche Prognosen reichen nur bis maximal 10 Tage in die Zukunft. Wie das Wetter Ende Juli und im August wird, bleibt abzuwarten. Aber der Trend zu immer höheren Temperaturen und stärkeren Hitzewellen ist auch in Südtirol eindeutig ersichtlich. Beispielsweise waren früher Temperaturen von über 35 Grad eine Seltenheit, heutzutage gehören sie zur neuen Normalität.


Alle STOL-Sonntags-Gespräche finden Sie hier im Überblick.

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