Mittwoch, 24. Mai 2023

Drohnenangriff auf russisches Kriegsschiff

Russland hat einen ukrainischen Drohnenangriff auf ein Kriegsschiff im Schwarzen Meer vermeldet. Unbemannte Schnellboote hätten die „Iwan Churs“ unweit des Bosporus attackiert, gab das Verteidigungsministerium am Mittwoch bekannt. Alle feindlichen Schiffe seien zerstört worden. Zugleich trat Moskau Spekulationen über einen Angriff auf die Krim-Brücke entgegen, nachdem dort große Rauchwolken zu sehen waren. Die Brücke sei wegen eines Manövers gesperrt, hieß es.

Krim-Brücke wieder im Fokus. - Foto: © APA/Russian federal road agency Rosavtodor / HANDOUT

Das russische Kriegsschiff habe die Pipelines TurkStream und Blue Stream geschützt, die Erdgas von Russland in die Türkei transportieren. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Eine Stellungnahme der Ukraine lag nicht vor. Im April vergangenen Jahres war das Flaggschiff „Moskwa“ der russischen Schwarzmeerflotte gesunken, nach ukrainischen Angaben wurde es von zwei Raketen getroffen.

Ebenfalls im Vorjahr war die Brücke zwischen der Halbinsel Krim und dem russischen Festland durch die Explosion eines Lastwagens schwer beschädigt worden. Der Verkehr über die Strecke war monatelang eingeschränkt. Der Moskauer Statthalter auf der Krim, Sergej Aksjonow, teilte am Mittwoch eine neuerliche Sperre der Brücke mit. „Die Krimbrücke ist wegen der in dem Gebiet durchgeführten Manöver gesperrt“, sagte er. Wegen der kursierenden Anschlagsgerüchte forderte Aksjonow, „nur überprüften Informationsquellen zu vertrauen“.

Bereits um die Mittagszeit berichtete die regionale Straßenbaubehörde über die Wiedereröffnung des Fahrzeugverkehrs. Das völkerrechtswidrig errichte Bauwerk ist mit 19 Kilometern die längste Brücke Europas. Sie wurde 2018 fertiggestellt, vier Jahre nach der Annexion der Halbinsel durch Russland. Im Krieg dient die Brücke auch der Versorgung der russischen Invasions- und Besatzungstruppen.

US-Militärfahrzeuge im Kriegseinsatz

Die „New York Times“ berichtete indes, dass beim Angriff auf die russische Grenzregion Belgorod mindestens 3 gepanzerte US-Militärfahrzeuge verwendet wurden. Zwei dieser als „MRAP“ (Mine-Resistant Ambush Protected) bekannten Fahrzeuge seien von russischer Seite beschlagnahmt worden, berichtete die Zeitung nach Auswertung von unter anderem auf Telegram veröffentlichten Fotos und Videos am Dienstag (Ortszeit). Unklar sei, wie die Angreifer in den Besitz der Fahrzeuge gekommen sind.

Ebenso unklar ist laut „New York Times“, wie die Fahrzeuge dann nach dem Angriff am Montag in russische Hände geraten seien. Die USA hatten laut der Zeitung mehrere hundert dieser Vehikel dem ukrainischen Militär zur Verfügung gestellt. Diese seien gemäß Videoaufnahmen bisher an verschiedenen Frontabschnitten in der Ukraine eingesetzt worden.

„Wir sind derzeit skeptisch, was den Wahrheitsgehalt dieser Berichte angeht“, zitierte die „New York Times“ Matthew Miller, einen Sprecher des US-Außenministeriums. Die Vereinigten Staaten hätten zu Angriffen innerhalb Russlands weder ermutigt noch diese ermöglicht. Das habe man auch deutlich gemacht, betonte Miller. „Aber wie wir auch gesagt haben, liegt es an der Ukraine zu entscheiden, wie sie diesen Krieg führen will.“ Die Ukraine wies zurück, etwas mit dem Angriff zu tun zu haben.

Kremlsprecher Dmitri Peskow äußerte sich zu den Berichten nicht überrascht. Es sei kein Geheimnis, dass die ukrainischen Streitkräfte immer mehr Ausrüstung aus dem Westen erhielten. Russland kündigte ein entschlossenes Vorgehen für den Fall an, dass erneut Kämpfer aus der Ukraine in sein Hoheitsgebiet eindringen. „Wir werden auch weiterhin auf solche Aktionen ukrainischer Kämpfer umgehend und mit äußerster Härte reagieren“, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu in einer von seinem Ministerium veröffentlichten Erklärung.

„Große Zahl“ von Drohnen greift Belgorod an

Unterdessen wurde die Region Belgorod in der Nacht auf Mittwoch laut Behörden erneut mit einer „großen Zahl“ von Drohnen angegriffen. Es gebe in der Stadt Belgorod selbst und in anderen Orten des Gebiets Schäden, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Mittwoch mit. Es seien Autos, Wohnhäuser und Verwaltungsgebäude beschädigt worden. Die Flugabwehr habe die meisten Drohnen unschädlich gemacht.

In der Region gibt es seit Monaten immer wieder Angriffe. Moskau macht dafür die Ukraine verantwortlich, die mit Artillerie und Drohnen Ziele dort angreife. Diese Woche wurde nach russischen Angaben seit Montag in dem Gebiet gegen Dutzende „Vertreter ukrainischer Militärverbände“ gekämpft. Am Dienstag hoben russische Behörden einen vorübergehend verhängten Alarmzustand wieder auf und erklärten den „Anti-Terror-Einsatz“ für beendet. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, mehr als 70 ukrainische Terroristen „vernichtet“ zu haben. Zu dem Angriff seit Montag haben sich zwei Freiwilligenkorps aus russischen Bürgern bekannt.

Gouverneur Gladkow sagte, es gebe keine neuen Verletzten nach den Angriffen. Im Krankenhaus würden noch neun Menschen nach den Angriffen vom Montag behandelt. Gladkow hatte auch von einem Toten gesprochen. Hunderte Menschen, die sich in Sicherheit brachten, wurden weiter in Notunterkünften versorgt. Sie sollten nach der „Säuberung“ des Gebiets durch die Sicherheitskräfte wieder nach Hause zurückkehren. Noch immer sei das gesamte Ausmaß der Schäden nicht klar, sagte Gladkow.

Im Kreis Graiworon sei eine Gasleitung beschädigt, es gebe einen Brand. Die Reparatur laufe. Einsatzkräfte arbeiteten auch daran, bis zum Mittwochnachmittag die Stromversorgung wieder herzustellen. Danach sollte auch wieder Wasser fließen. Gladkow hatte nach Kritik von Bürgern wegen der Angriffe von ukrainischer Seite gesagt, dass er selbst mehr Fragen an das russische Verteidigungsministerium habe als sie. Dass Dutzende Angreifer mit Militärfahrzeugen und Technik einfach so in Russland einmarschieren konnten, löste breites Entsetzen im Land aus. Die Lage in der Region gilt weiter als gespannt.

Anklage wegen „Söldnertums“

Russland will unterdessen 5 Ausländern den Prozess machen, weil sie an der Seite der Ukraine gegen die russische Armee gekämpft haben. Der Prozess soll am 31. Mai beginnen, wie das Militärgericht im südrussischen Rostow am Don mitteilte. Demnach sind drei Briten, ein Schwede und ein Kroate wegen „Söldnertums“ angeklagt, die alle bei einem Gefangenenaustausch im September 2022 freigekommen waren.

Die 5 Männer sollen Moskau zufolge in der Ukraine gefangen genommen worden sein, wo sie an der Seite der ukrainischen Truppen gegen die russische Armee kämpften. Sie sollen für das ukrainische Asow-Regiments gekämpft haben, das bei der Belagerung der südukrainischen Hafenstadt Mariupol im vergangenen Jahr bis zuletzt gegen die russische Armee kämpfte. Das Asow-Regiment ist in Russland als Terrororganisation eingestuft.

apa

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