Jirko Pribyl begleitet schwererziehbare und straffällig gewordene Jugendliche auf dem Weg zurück in ein geregeltes Leben. Sie sind im Alter von 14 bis 17 Jahren; Schulverweigerung, Alkohol- und Drogenkonsum, Drogenhandel und Einbrüche haben sie hinter sich. Eltern und Erzieher sind überfordert.
Im „Trainingscamp Südtirol“ versucht Pribyl, diesen Jugendlichen neue Perspektiven zu geben und sie aus der Abwärtsspirale zu holen – mit sehr viel Sport, knallharten Regeln, Disziplin und Respekt. „Respekttraining“ nennt es Pribyl. Für seinen Einsatz wurde er bereits mit einem Preis für Zivilcourage geehrt.
Am gestrigen Donnerstag war er in Milland, weil ihn ein Elternpaar um Hilfe ersucht hatte, sagt er. Es war kurz nach 13 Uhr: „Ich saß mit den beiden beim Vorgespräch in einer Bar nahe dem großen Supermarkt. Da ist ein Jugendlicher – etwa 17 Jahre alt – an uns vorbeigegangen. Mir ist aufgefallen, dass er sich nochmals nach mir umgedreht hat“, berichtet Pribyl.
Pribyl kennt den jungen Mann. Dessen Eltern hatten sich vor einigen Monaten an ihn gewandt, weil er Probleme mit Alkohol und Drogen hatte, sagt er. „Ich habe es damals versucht, aber er ist nie zu den vereinbarten Treffen erschienen.“
Ein Blick genügt – Gruppe passt ihn ab
Als er nach dem Elterngespräch wieder zu seinem Auto gehen wollte, stand der Jugendliche in einiger Entfernung. Und er war nicht allein. „Insgesamt 8 Jugendliche, schätzungsweise zwischen 16 und 17 Jahre alt, sind mir vom Supermarkt in Richtung meines geparkten Autos gefolgt. Sie sprachen mich auf Deutsch an, sie wollten mit mir reden. Also bin ich mit ihnen ein kleines Stück gegangen. Dort in der Nähe sind Fußballplätze.“ Und dann ging alles ganz schnell. „Sie sagten etwas auf Albanisch – was genau, konnte ich nicht verstehen – und schon hatte ich die erste gefangen.“Pribyl ist geübt in Selbstverteidigung – „aber gegen 8 hat man allein keine Chance“, sagt er. „Sie standen in einem Kreis um mich. Die ersten Schläge gingen in den Bauch und gegen die Rippen. Ich habe mich zusammengerollt und bin zu Boden gegangen. Dann haben sie ein paar Mal mit den Schuhen nach mir gestoßen – und meinen Schneidezahn getroffen.“
Das Ganze habe nur etwa eine halbe Minute lang gedauert. „Dann hat ein Passant laut gerufen und sie sind abgehauen.“
„Habe keine Angst“
Pribyl war benommen, musste sich fassen. Den ausgeschlagenen Zahn hat er nicht mehr gefunden. Bei der Polizei hat er eine Meldung erstattet, sagt er. „Der Jugendliche, den ich kenne, hat nicht selbst zugeschlagen. Ich habe den Beamten zwar seinen Namen genannt; aber die Täter kenne ich nicht.“Im Krankenhaus in Bruneck wurden seine Prellungen an der rechten Seite der Rippen untersucht, auch an einem Unterarm hat er solche, wie er berichtet. „Es ist nichts gebrochen. Aber die Prellungen schmerzen.“ Einen Termin beim Zahnarzt muss er erst machen. „Den Zahnersatz muss ich selbst bezahlen.“
Angst hat er aber nicht. „Das ist meine Arbeit, es ist meine Berufung. Mir ist lieber, sie gehen auf mich los als auf einen wehrlosen Jugendlichen.“