Sonntag, 16. Juli 2023

JJ4 soll laut Gericht weiterleben: „Das ist ein Beschluss, der einen ratlos macht“

Nach dem gestoppten Tötungsbefehl für die Bärin JJ4 drängen Tierschützer auf eine Umsiedlung in ein rumänisches Bärenreservat. Im Trentino ist man fassungslos über das Urteil.

„Was wäre, wenn dies einem Ihrer Kinder passiert wäre? Wie hätten Sie reagiert?“: Andrea Papi, der von Bärin JJ4 getötet wurde, auf einem Foto mit seiner Freundin Alessia. - Foto: © privat

In dem seit Monaten schwelenden Justizstreit um das Tier, das Anfang April den 26-jährigen Andrea Papi auf einem Forstweg im Val di Sole getötet hatte, hatten Richter am Freitag eine Entscheidung getroffen: Sie stellten sich gegen die Landesregierung des Trentino, die ein Dekret zur Tötung erlassen hatte. Diese sei „unverhältnismäßig und nicht vereinbar“ mit staatlichen sowie überstaatlichen Rechtsvorschriften, hieß es in der Begründung des Gerichts. STOL hat berichtet.

Allerdings gilt das Urteil des Obersten Verwaltungsgerichts in Rom, des Staatsrates, nur vorläufig. Der Fall geht nun nämlich zurück an das Verwaltungsgericht in Trient. Dieses wird voraussichtlich im Dezember die endgültige Entscheidung treffen.

Ende April hatte der Trentiner Landeshauptmann, Maurizio Fugatti, eine Verordnung zur Einschläferung der Problembären JJ4 und MJ5 erlassen. Den Richtern des Staatsrats zufolge dürfe die Tötung nur das letzte Mittel sein und nur angeordnet werden, wenn es keine andere gültige Lösung gebe.

Der Vater des von der Bärin JJ4 getöteten Andrea Papi (26) fordert seit Langem eine öffentliche Entschuldigung für den Tod seines Sohnes.

Fugatti: „Man fragt sich, ob das Leben eines Tieres mehr wert ist als das eines Menschen“

Tierschützer sehen sich nach dem Urteil von Freitag bestärkt. Einer Umsiedlung nach Rumänien stehe nun nichts mehr im Weg, hieß es in einer Mitteilung. Sie wollen JJ4 in das Bärenreservat „Libearty Bear Sanctuary“ in Siebenbürgen umsiedeln, in dem auf rund 69 Hektar mehr als 100 Bären leben. Der italienische Tierschutzverein Lav hatte immer wieder betont, sich um den Transport von JJ4 kümmern zu wollen. Dieser soll unter der Aufsicht des deutschen Veterinärs Klaus Günther Friedrich geschehen.

Die Trentiner Landesregierung zeigte sich nach dem Urteil fassungslos. „Das ist ein Beschluss, der einen ratlos macht – und man fragt sich, ob das Leben eines Tieres mehr wert ist als das eines Menschen“, sagte Fugatti. Er frage sich außerdem, ob man überhaupt noch das „menschliche Leben oder die Gemeinden in den Bergen des Trentinos respektiere“. Mehr denn je wolle man daran arbeiten, der Bevölkerung der Region ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten.

JJ4 befindet sich weiterhin im Gehege in Casteller.

Alles zur Bärenproblematik finden Sie hier.

dpa/stol

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