Samstag, 2. Dezember 2023

„Kein Mensch weiß, wann er in Pension gehen kann“

Südtirol hat etwa 120.000 Rentner – und Zehntausende von ihnen sind einem ständigen Kaufkraftverlust ausgesetzt, weil ihre Renten nicht der Inflation angepasst werden: Darauf macht Alfred Ebner, Landessekretär der Rentnergewerkschaft im CGIL/AGB, aufmerksam. In 10 bis 15 Jahren mache der Kaufkraftverlust 10 bis 15 Prozent aus – auch weil die Inflation in Südtirol höher als in Italien sei.

Die Rentner werden zur Kasse gebeten, kritisiert die Rentnergewerkschaft im CGIL/AGB (im Bild von links): Elida Erioldi, Alfred Ebner, Tania Scacchetti und Irmgard Gamper.

Die Rentnergewerkschaft LGR/SPI lud gestern zu einer Tagung ins Kolpinghaus – dort wurde dann Klartext geredet. Weil vielen Rentnern nicht der tatsächliche Inflationsausgleich gewährt werde, entgingen ihnen während ihres Ruhestandes Beträge in Höhe von Zehntausenden Euro. Rentner hätten im Unterschied zu Beschäftigten den Nachteil, „nicht nachverhandeln zu können“, meint Ebner.

Auch wenn vor den Landtagswahlen angekündigt wurde, dass man versuchen werde, die Renten zu erhöhen, so bleibt Ebner skeptisch: Die Zuständigkeit dafür habe der Staat. Versuche das Land, aufzubessern, dann hätte dies negative Auswirkungen auf die staatliche Rente. Deshalb sei eine Erhöhung durch das Land vorher abzuklären, betont Ebner.

„Wer hohe Pensionen bekommt, hat auch viel eingezahlt“

Etwa 30.000 Rentner in Südtirol würden nicht den vollen Inflationsausgleich erhalten – die Inflation laut ISTAT. Je höher die Rente, desto geringer der Inflationsausgleich. Für Brutto-Renten von bis zu 2272 Euro gebe es noch die volle Inflationsanpassung, darüber hinaus werde dann je nach Höhe der Rente prozentuell immer weniger an Inflationsausgleich überwiesen.

Auch wenn hohe Pensionen manchmal kritisch betrachtet werden: Ebner verteidigt sie, denn diese Rentner hätten auch viel an Beiträgen eingezahlt und viel an Steuern entrichtet.

Nicht akzeptabel ist für den Rentnergewerkschafts-Sekretär hingegen, dass heutzutage „kein Mensch weiß, wann er in Pension gehen kann“. Die Bürger bräuchten mittelfristig Sicherheit. Man habe die Quote 103 abschaffen wollen, „dann wagte man es aber doch nicht“.

Keine garantierte Mindestrente mehr

Kritisch sieht Ebner das rein beitragsbezogene Rentensystem. Damit würde es in Zukunft keine garantierte Mindestrente mehr geben. Ebner spricht sich dafür aus, diese Mindestrente zu erhalten. „Im öffentlichen Rentensystem sollte auch ein solidarisches Element enthalten sein“, sagt der Gewerkschaftssekretär.

Als man das rein beitragsbezogene Rentensystem eingeführt habe – vor fast 30 Jahren – hätten fast alle Beschäftigten unbefristete Arbeitsverträge gehabt. Danach habe es eine Vielzahl an prekären Arbeitsverhältnissen gegeben – diese wirkten sich dann nachteilig auf die Rente aus. Einige ältere Bürger könnten nicht in Rente gehen, weil sie ein gewisses Rentenniveau nicht erreicht hätten – ihr Rentenbetrag ist zu niedrig, berichtet Ebner. Er wäre dafür, diese Bürger trotzdem in Rente gehen zu lassen.

Nach Ansicht des CGIL/AGB will die römische Regierung bei den Renten abkassieren und die Rentner als „Geldautomaten“ benutzen. „Im Haushaltsgesetz für 2024 wurden strengere Bestimmungen aufgenommen, um die Menschen davon abzuhalten, aus dem Arbeitsleben auszuscheiden, und um diejenigen finanziell zu benachteiligen, die sich trotzdem für den Ruhestand entscheiden“, so Ebner.

hof

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