Sonntag, 6. August 2023

Krebs: Die bewegende Geschichte eines Bozner Architekten

Die Geschichte von Roberto Palazzi, einem angesehenen Bozner Architekten, ist packend und regt zum Nachdenken an. Der 75-Jährige litt an einer aggressiven Form des Prostatakrebses.

Die Geschichte des 75-jährigen Roberto Palazzi, einem angesehenen Bozner Architekten, ist packend und regt zum Nachdenken an. - Foto: © sabes

Roberto Palazzi, ehemaliger Architekt, leidenschaftlicher Skifahrer und Hobbykoch, erhielt 2017 bei einer Routinekontrolle die Schocknachricht: Prostatakrebs.

„Durch Zufall wurde bei mir im Jahr 2017 Prostatakrebs diagnostiziert“, erinnert sich Palazzi. „Im Zuge einer gewöhnlichen Blutuntersuchung schlug der behandelnde Arzt vor, eine Biopsie durchzuführen, um eine Erkrankung auszuschließen. Vor allem, weil mein PSA-Wert etwas zu hoch war.“ Der PSA-Wert ist ein von der Prostata synthetisiertes Vitamin, das als Tumormarker dient.

„Lasst euch untersuchen!“
Roberto Palazzi (75), ehemaliger Architekt

Der Wendepunkt

Für Palazzi war dies ein bedeutender Wendepunkt in seinem Leben: „Ich ging in die urologische Abteilung des Krankenhauses Bozen. Dort wurde festgestellt, dass einige Gewebezylinder (Biopsieproben, Anm. d. Red.) positiv waren. Ich hatte überhaupt keine Symptome, aber die bei mir gefundene Tumorart erwies sich als sehr aggressiv. Daher werde ich nicht müde zu sagen: Lasst euch untersuchen!“.

Bei dem Architekten waren die Erfahrungen eines Freundes, der ebenfalls an Prostatakrebs erkrankt war, ausschlaggebend dafür, dass er sich möglichst bald einer Biopsie unterzog: „Seine Erzählungen haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet, denn ich beschloss, die Untersuchung um einige Monate vorzuziehen. In der Tat war das mein Glück. In der urologischen Abteilung hat mich Ärztin Carolina D'Elia sofort beruhigt“, erzählt der Architekt.

„Sie war es auch, die mir erklärt hat, dass durch neue Technologien mittlerweile Krebserkrankungen heilbar sind, die es früher nicht waren“, so Palazzi. Mit der Diagnose Adenokarzinom an der Prostata gab es 2 Möglichkeiten: Strahlentherapie oder chirurgischer Eingriff. „Auf Anraten der Ärzte entschied ich mich für die Entfernung der Prostata. Der Eingriff verlief sehr gut“, sagt der 75-Jährige.

Der Rückfall

Obwohl die Operation erfolgreich war, hatte ich 2021, also 4 Jahre später, einen Rückfall: „In meinem Fall handelte es sich um ein biochemisches Rezidiv, das mit einer zweimonatigen Strahlentherapie behandelt wurde. Zum Glück gab es keine größeren Nebenwirkungen, abgesehen von einer starken Müdigkeit“, so Palazzi.

Zeit ist Geld, aber Geld ist nicht Leben. Zeit ist Leben.“
Roberto Palazzi (75), ehemaliger Architekt


Um die Gefährlichkeit eines Tumors einzustufen, gibt es den sogenannten Gleason-Score, eine Skala von 1 bis 10 mit steigendem Risiko. Der Wert von Palazzi lag bei 8, und stand somit für einen der aggressivsten. „Als ich die Diagnose erhielt, konnte ich es nicht glauben, Angst hatte ich aber nicht. Vielleicht lag es daran, dass ich von Natur aus Optimist bin, aber mir kamen nur positive Beispiele wie jenes meines Freundes, der die Krankheit hervorragend meisterte, in den Sinn“, erklärt Palazzi.

„Natürlich beeinflussen solche Sachen die Wahrnehmung der Dinge - insbesondere der Zeit. Aus diesem Grund habe ich mir den Spruch aus einem Theaterstück von Marco Paolini zu eigen gemacht: Zeit ist Geld, aber Geld ist nicht Leben. Zeit ist Leben“, führt der ehemalige Architekt fort.

Kleine Dinge schätzen gelernt

Mit ein bisschen Ironie erzählt Palazzi, dass für ihn sogar das Gassi gehen mit dem Hund um 3 Uhr morgens zu einem Vergnügen wurde: „Viele kleine Dinge, die vorher eher lästig waren, habe ich jetzt zu schätzen gelernt. Manchmal kann eine Krankheit dazu beitragen, dass man ein besserer Mensch wird. Es ist eine Lebenserfahrung, die dich dazu bringt, die kleinen Dinge neu zu bewerten. Es klingt abgedroschen, aber man genießt zum Beispiel ein gemeinsames Essen mit der Familie viel mehr“, so Palazzi.

In seinem letzten Gedanken vergleicht Roberto Palazzi die Krebsbehandlung mit einem „Kampf gegen den inneren Feind“: „Als Patienten können wir nicht viel mehr tun, als uns auf die Medizin zu verlassen und die Prävention sehr ernst zu nehmen. Das sind die einzigen Waffen, die uns zur Verfügung stehen, abgesehen von unserem Optimismus und dem Willen, immer weiterzumachen.“

„Mittlerweile kocht meine Frau zu Hause nicht mehr.“
Roberto Palazzi (75), ehemaliger Architekt


Palazzi hat den Krebs besiegt und kann nun seiner Leidenschaft, dem Kochen für Familie und Freunde, wieder nachgehen. „Mittlerweile kocht meine Frau zu Hause nicht mehr“, blickt der 75-Jährige mit einem Lächeln auf seine schwierige Zeit zurück.

----------------------------------------------

Nutzen Sie auch das Sommer-Digitalangebot des Tagblatts „Dolomiten“ und der „Zett“ für nur 3,30 Euro im Monat. Klicken Sie hier für das Angebot.


stol

Stellenanzeigen


Teilzeit






Teilzeit





powered by
Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden