Warum wir erst jetzt darüber berichten? Weil sich die Suchaktion als wahrer Krimi entpuppte und der Fall – wie die Ehefrau des Vermissten im Interview mit s+ betont – noch lange nicht zu den Akten gelegt werden kann. Hansjörg Zuech von der FFW-Rettungshundestaffel Bezirk Bozen schildert gegenüber STOL, wie seine Kollegen und er den Einsatz mit mehr als überraschendem Ausgang erlebt haben. <BR /><BR /><b>STOL: Sie wurden von den Trientner Kollegen zur Unterstützung bei einer Suchaktion ins Trentino gerufen. Passiert das häufiger?</b><BR />Zuech: Ja, wir werden häufig zu Einsätzen außerhalb der Provinz gerufen. Wir sind ein gut eingespieltes Team und auch sehr erfolgreich mit unseren Hunden.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="815456_image" /></div> <BR /><b>STOL: Wie stellte sich die Situation in diesem konkreten Fall dar?</b><BR />Zuech: Um 15 Uhr trafen Martin Pernter mit Hündin Maia und ich mit meiner Hündin Afra in der Feuerwehrhalle, wo die Einsatzzentrale untergebracht war, ein. Der Einsatzleiter des CNSAS von Pinzolo erklärte uns die Lage und bat uns mit unseren Hunden die Umgebung des Bivacco Roberti abzusuchen. Bis dorthin hätten andere Suchhunde eine Fährte verfolgt. Um 16.00 Uhr wurden Martin, ein Bergführer und ich per Hubschrauber zum Biwak im Nardistal auf ca. 2200 Meter geflogen. Die Hunde zeigten uns Negativ an. Das bedeutet, dass die vermisste Person niemals in der Nähe des Biwak war.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="815459_image" /></div> <BR /><b>STOL: Sie haben dann noch andere Wege abgesucht?</b><BR />Zuech: Um auf Nummer sicher zu gehen, suchten wir noch die Kletterrouten unterhalb der umliegenden Felsen und die Steilrinnen Richtung Monte Pedertic ab, da der Vermisste gerne klettert. Um 19 Uhr wurde die Suche abgebrochen und um 21 Uhr befanden wir uns am Ausgang des Nardistales, wo wir unsere treuen Vierbeiner nochmals ansetzten. Diese zeigten uns, dass die Fährte Richtung Val Genova geht. Um 22.30 Uhr begaben wir uns zur Einsatzzentrale und ließen uns das Auto des Vermissten von den Carabinieri öffnen. Unter dem Fahrersitz befand sich die Toilettentasche des Vermissten. Für uns eine super Geruchsartikeltasche. <BR /><BR /><b>STOL: Und mit dem frischen Geruch in der Nase ging es mit Ihren Hunden in die Val Genova...</b><BR />Zuech: Bis nach Mitternacht wurde für den nächsten Tag der weitere Einsatz geplant. Am Sonntag um 1.00 Uhr legten wir uns für 3,5 Stunden zur Ruhe, dann ging es erneut los. Um 5.00 Uhr begannen, Martin, ein Alpin-Carabinieri, ein CNSAS-Mann und ich erneut mit der Suche. Die Hunde verfolgten auf der orografisch rechten Talseite, entlang des Flusses Sarca di Genova die Fährte. Um 8.00 Uhr, nach gut 10 Kilometer Fährtenarbeit, endete diese auf der Straße bei Piano di Genova. Dort zeigten unsere Hunde Negativ. Um sicher zu gehen fuhren wir bis zum Talschluß, dort wo der Steig Richtung Mandronehütte, sowie Richtung Adamellogletscher führt. Dort zeigten 3 Hunde Negativ, inzwischen war auch Enrico Rizzardi mit seinem Bluthund Ult hinzugekommen. Eine weitere Suche 4 Kilometer talauswärts, an einer Wandersteig-Kreuzung, brachte uns dasselbe Ergebnis. Wir haben alle Eventualitäten abgecheckt und die Hunde täuschen sich mit ihrem hervorragenden Geruchssinn eigentlich nie.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="815462_image" /></div> <BR /><BR /><b>STOL: Das hieß dann also: Der Mann war nie dort unterwegs, wo er laut Informationen der Ehefrau bzw. den anderen Angehörigen hätte sein sollen.</b><BR />Zuech: Genau. Gegen Mittag stand für uns fest, dass der Vermisste mit großer Sicherheit in einem Auto talauswärts gefahren ist. Unser Suchergebnis haben wir der Einsatzleitung umgehend mitgeteilt, die verständlicherweise verblüfft war. Man suchte bereits mit mehreren Gruppen den Adamello-Gletscher und Presanella-Gletscher seit Freitag ab – auch größere Gletscherspalten, Wanderwege wurden nachgegangen und viele Hubschrauberflüge unternommen. Allein unsere Einsatzstunden mit Rückfahrt beliefen sich auf 26 Stunden. An dieser Stelle möchte ich der Einsatzleitung des CNSAS, den Einsatzgruppen und den Feuerwehren Bezirk Pinzolo ein großes Lob aussprechen. <BR /><BR /><b>STOL: Was passierte dann?</b><BR />In der Einsatzleitung angekommen wurde uns ein Video gezeigt das unseren Verdacht bestätigte: der Vermisste ist schon am Donnerstag, 9. Juni gegen 14 zu seinem Auto zurückgekehrt, hat weitere Ausrüstung mitgenommen und ist gegen 14.30 im Bus nach Trient gefahren. <BR /><BR /><b>STOL: Wie fühlt man sich in dem Moment?</b><BR />Zuech: Dazu möchte ich mich nicht äußern, meine Meinung ist hier auch nicht wichtig.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Wenn Sie mehr über diesen unglaublichen Fall erfahren möchten:</b> <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/verschwunden-im-trentino-mein-mann-wollte-seinen-tod-nur-vortaeuschen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">s+ hat mit der Ehefrau des Vermissten über das plötzliche Verschwinden ihres Mannes Pietro Martini, über ihre Emotionen während der Suchaktion im Trentino und über die bittere Erkenntnis gesprochen, dass ihr Mann seinen Tod nur vorgetäuscht und seine „Flucht“ über Monate eiskalt geplant hatte. </a><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="815465_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><BR />