Philip Moser: Die Händler sind derzeit zufrieden. In Hinblick auf die Sommersaison sind sie auch optimistisch. Die Buchungen sind nämlich gut und das Wetter spielt mit. Das Wetter ist für den Handel im Sommer immer ein großes Thema.
STOL: Was hat das Wetter mit dem Handel zu tun?
Moser: In zweierlei Hinsicht ist das Wetter ausschlaggebend: Wir brauchen schönes Wetter, damit die Leute nach Südtirol kommen und nicht irgendwo anders hinfahren. Es ist aber auch sehr positiv, wenn es hin und wieder unbeständig ist, damit die Leute in die Stadt einkaufen gehen, statt auf den Berg zu gehen.
STOL: Und man kann das Wetter jetzt schon für den Sommer vorhersagen?
Moser: Nein, das nicht. Aber grundsätzlich ist die Buchungslage nicht schlecht und die mittelfristigen Wetterprognosen sind auch gut. Deswegen ist der Handel positiv eingestellt. Wobei man aber sagen muss, dass die Einheimischen weniger einkaufen.
STOL: Wie das?
Moser: Die Einheimischen kaufen wegen der Inflation bzw. der steigenden Preise sehr viel vorsichtiger und überlegter ein. Die Umsätze der Händler steigen deswegen kaum, auch wenn das in Zeiten von Inflation notwendig wäre.
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STOL: Touristen hingegen macht die Inflation nichts aus?
Moser: Touristen sind im Urlaub und denken und handeln ganz anders als die Einheimischen. Deswegen haben Geschäfte, die mit Touristen arbeiten, die besseren Prognosen als die, die mit Einheimischen arbeiten.
STOL: Welche Branchen leiden besonders darunter, dass die Leute weniger kaufen?
Moser: Es geht weniger um die Branche. Es geht wirklich nur um die Geschäfte, die auf den Einheimischen fokussieren und die, die mit dem Gast arbeiten.
STOL: Das heißt, das Phänomen ist in der Mode genauso zu spüren wie in anderen Branchen?
Moser: In der Mode spürt man es weniger, weil Modegeschäfte eher auf den Gast fokussieren. Aber wie gesagt, es geht weniger um die Branche.
STOL: Die gestiegenen Preise sind ja nicht nur ein Problem für die Kunden, sondern auch für die Händler. Wie gehen sie damit um?
Moser: Für die Händler sind die Kosten enorm gestiegen. Nicht nur Strom und Gas ist teurer geworden, sondern auch die Angestellten. Jeder Händler findet eine andere Lösung. Viele zahlen die hohen Kosten aber aus eigener Tasche und wälzen nur das Nötigste auf den Kunden um.
„ Einkaufszentren sind für Händler kein großes Problem. ”
— Philipp Moser
STOL: Wie blicken die Kaufleute auf den Sommerschlussverkauf?
Moser: Der Sommerschlussverkauf ist vor allem für unsere kleinen Geschäfte gedacht. Gemeinsam legen wir ein Datum fest, wann er beginnt und kommunizieren das dann gemeinsam. Dadurch ist die Werbekraft viel größer und die kleinen Geschäfte bekommen ihre Lager frei für die Herbstware. Auch für den Kunden ist der Sommerschlussverkauf natürlich absolut interessant. Trotzdem muss man den Schlussverkauf immer wieder überdenken. Im Onlinehandel gibt es zum Beispiel keinen solchen Tag.
STOL: Sind der Onlinehandel oder die Einkaufszentren ein Problem für die kleinen Geschäfte?
Moser: Der Onlinehandel schon zum Teil, Einkaufszentren hingegen nicht. Gäste kommen nach Südtirol und wollen beim Einkaufen Emotionen, sie wollen durch die Lauben und nicht in ein Einkaufszentrum gehen. Einkaufszentren haben ein viel größeres Problem mit dem Onlinehandel, weil es bei beiden nur um den Kauf geht. Sie müssen deswegen gerade stark umdenken.
Der Sommerschlussverkauf beginnt heuer am 14. Juli.