Donnerstag, 4. Mai 2023

„Schule in Not“: Südtirols Lehrer schlagen Alarm

1142 Lehrpersonen aller Schulstufen in Südtirol haben sich an der Petition „Schule in Not“ beteiligt, um auf Umstände im Unterrichtsalltag hinzuweisen, die zum Teil nicht mehr tragbar seien, heißt es. Gerichtet ist das Schreiben vor allem an Landeshauptmann Arno Kompatscher, an Bildungslandesrat Philipp Achammer, die Bildungsspitze, aber auch an die Südtiroler Gesellschaft.

1142 Lehrpersonen aller Schulstufen in Südtirol haben sich an der Petition „Schule in Not“ beteiligt, um auf Umstände im Unterrichtsalltag hinzuweisen, der zum Teil nicht mehr tragbar seien. - Foto: © Shutterstock / shutterstock

„Wir brauchen Hilfe.“ So heißt es in der Petition, die von 1142 Lehrpersonen unterschrieben und mitgetragen wird. „Wir sehen uns immer öfter mit Problematiken konfrontiert, die einen guten Unterricht be- und manchmal sogar verhindern.“

„Kollegen, die krank werden und an Motivation verlieren“

Die Folgen seien schwerwiegend: „Kollegen, die krank werden und an Motivation verlieren und/oder an einen Berufswechsel denken, Schüler, die nicht angemessen gefördert werden können, Schüler, die samt ihren Familien nicht mehr erreichbar (sich in Krisensituationen
befinden) sind, Familien, die den Wert der Schule nicht erkennen/verstehen und nicht an unserer Seite stehen.“

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„Wenn wir uns mit unserer Petition auch an die Allianz für Familie und an die Medien und damit an die Bevölkerung wenden, dann deshalb, weil wir auf jeden Fall auch die Unterstützung der Bevölkerung brauchen, um gute Arbeit leisten zu können. Und ja, es bröckelt an dieser so notwendigen Wertschätzung und Unterstützung von Seiten der Gesellschaft, ohne die wir aber nicht arbeiten können“, heißt es weiter.

Die dringendsten Baustellen

Dann zählen die Lehrpersonen die wichtigsten Baustellen auf: Es brauche dringend mehr qualifiziertes Personal. „In letzter Zeit treffen wir Lehrer immer öfter auf Unterrichtssituationen, die uns überfordern. Dies passiert immer dann, wenn Kinder mit diversen ,Störungen' (Verhaltensstörungen, Lernstörungen, soziale Vernachlässigung, Migrationsproblematiken
u.a.) nicht von qualifizierten Mitarbeitern betreut werden, weil kein fachmännisches Personal zur Verfügung steht.“

Die betroffenen Schüler seien dann eben nicht in der Lage, die notwendigen Entwicklungs- oder in manchen Fällen sogar auch Heilungsschritte zu vollziehen. „Es kommt in der Klasse zu Störungen, die einen guten Unterricht verunmöglichen.“

„Extreme Auswirkungen auf die tägliche praktische Arbeit“

„Wir spüren und nehmen wahr, dass die Wertschätzung für unsere Arbeit von Seiten der Gesellschaft einen Tiefpunkt erreicht hat“, heißt es in der Petition. Dies habe extreme Auswirkungen auf die tägliche praktische Arbeit und münde letztendlich im fehlenden Respekt vieler Schüler und Eltern der Schule und den Lehrpersonen gegenüber, den es aber unbedingt brauch. „Wir glauben, dass auch die Politik und die Verantwortlichen der Schulverwaltung viel mehr dafür tun müssen, um diese so wichtige Wertschätzung für ,Schule' wiederherzustellen.“

Mehr Mitspracherecht, Unterstützung der Eltern und mehr Gehalt: Dies sind die Forderungen der Lehrpersonen. „Bei allen schulischen Anliegen müssen die am Kind arbeitenden Lehrer ein
gewichtiges Mitspracherecht haben. Nicht mehr über unsere Köpfe, nur mehr mit uns“, heißt es.

Schule hat einen klaren Bildungsauftrag und ist keine Aufbewahrungsanstalt“

„Die Eltern von Schülern müssen uns unterstützen, wenn unsere Arbeit auf fruchtbaren Boden fallen soll. Jedes Schimpfen, Verunglimpfen oder Beleidigen von Lehrern und der Schule im Beisein Ihrer Kinder schädigt das Vertrauen, den Respekt und die Motivation des Kindes/Jugendlichen.“

Schule hat einen klaren Bildungsauftrag und ist keine Aufbewahrungsanstalt.“ Dieser Aspekt dürfe nicht außer Acht gelassen werden, heißt es in der Petition. „Wir bilden junge Menschen aus, für
Therapie, Freizeit- und Unterbringungsangebote sind andere zuständig.“

„Im europäischen Vergleich stehen wir ganz weit unten“

„Wer den Beruf des Lehrers ergreifen möchte, muss eine langjährige Ausbildung absolvieren, die sehr viel Einsatzbereitschaft und Geld abverlangt“, heißt es weiter. Leider sei das Gehalt eines Lehrers ein Spiegelbild der Wertschätzung in Südtirol. „Im europäischen Vergleich stehen wir ganz weit unten.“

stol

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