Montag, 3. Juli 2023

Abbas setzt Sicherheitskoordination mit Israel aus

Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas hat wegen der groß angelegten Offensive der israelischen Armee im Westjordanland den Kontakt und die Sicherheitskoordination mit Israel ausgesetzt. Das teilte Abbas' Büro am Montagabend mit. Bei dem in der Nacht auf Montag gestarteten umfangreichen Militäreinsatz mit Drohnen und Hunderten Soldaten im besetzten Westjordanland waren zuvor nach palästinensischen Angaben mindestens acht Menschen getötet worden.

Abbas reagiert auf israelischen Beschuss. - Foto: © APA/AFP/POOL / JADE GAO

Die Entscheidung des palästinensischen Präsidenten erfolgte am Montag nach einem Treffen von Abbas mit anderen führenden Vertretern der Palästinensischen Autonomiebehörde. Abbas hat die Koordinierung mit Israel in der Vergangenheit bereits mehrfach während früherer Gewaltausbrüche vorübergehend ausgesetzt.

Im Tagesverlauf waren am Montag immer wieder Schüsse und Explosionen aus der Stadt Jenin zu hören, wo sich die israelischen Truppen und die Kämpfer der militanten Jenin-Brigaden Gefechte lieferten. Zeitweilig waren mindestens sechs Drohnen über der Stadt und dem angrenzenden Flüchtlingslager zu sehen, wo 14.000 Menschen auf weniger als einem halben Quadratkilometer leben. Einem israelischen Militärsprecher zufolge könnte der Einsatz Stunden, aber auch Tage dauern. Eine mit den Plänen des Militärs vertraute Person sagte am Nachmittag, es würden noch mindestens 24 Stunden benötigt.

Die Armee sprach von einem Einsatz im Umfang von einer Brigade, was 1.000 bis 2.000 Soldaten entsprechend würde. Ein Sprecher erklärte, Ziel sei es der Einstellung zu begegnen, das Lager sei ein sicherer Hafen. Es sei zu „einem Hornissennest“ geworden. Getroffen worden seien eine Waffenfabrik und ein Sprengstofflager sowie ein Gebäude, das als Kommandozentrum für die Jenin-Brigaden gedient habe. In der Miliz haben sich Kämpfer verschiedener Palästinenser-Gruppen in dem gleichnamigen Lager zusammensetzt. Sie meldete ihrerseits Gefechte mit israelischen Truppen und den Abschuss einer Drohne. Die Stadtverwaltung von Jenin teilte mit, gepanzerte israelische Bulldozer hätten die Straßen des Lagers aufgepflügt die Wasserversorgung der Stadt unterbrochen.

Ein Sprecher von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas bezeichnete den Einsatz als „ein neues Kriegsverbrechen gegen unser wehrloses Volk“. Die palästinensische Reaktion dürfte davon abhängen, ob sich auch Kämpfer aus dem von der Hamas kontrollierten Gazastreifen daran beteiligen. Der Islamische Jihad, dort die zweitstärkste bewaffnete Gruppe, erklärte, alle Optionen lägen auf dem Tisch.

Die USA bekräftigten unterdessen Israels Recht auf Selbstverteidigung - und riefen das Land zu einer Wiederaufnahme der Sicherheitskooperation mit der Palästinensischen Autonomiebehörde auf. „Wir unterstützen Israels Sicherheit und sein Recht, die Bevölkerung gegen die Hamas, den Palästinensischen Islamischen Jihad und andere terroristische Gruppen zu verteidigen“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington am Montag.

Gleichzeitig sei es „zwingend notwendig, alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um den Verlust von Menschenleben zu verhindern“, fügte der Sprecher hinzu.

US-Präsident Joe Biden hatte in den vergangenen Monaten wiederholt sowohl Israel als auch die Palästinenser im Konflikt zwischen beiden Seiten zur Zurückhaltung aufgerufen. Washington kritisierte mehrfach die rechtsgerichtete Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu wegen der wachsenden Zahl von Siedlungen in den besetzten Gebieten kritisiert - ohne jedoch Konsequenzen zu fordern.

Jenin galt schon vor der jüngsten Eskalation als Zentrum der Gewaltspirale in Nahost. Seit mehr als einem Jahr hat es dort zahlreiche Militäreinsätze gegeben, die laut Israel gegen mutmaßliche Extremisten gerichtet waren. Das Militär reagierte damit auf eine Reihe palästinensischer Anschläge in israelischen Städten und Siedlungen. Nach der vorherigen großen Razzia in Jenin töteten palästinensische Kämpfer wiederum vier Israelis nahe einer jüdischen Siedlung im Westjordanland. Daraufhin verwüsteten jüdische Siedler palästinensische Dörfer in dem besetzten Gebiet.

apa

Stellenanzeigen


Teilzeit






Teilzeit





powered by
Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden