Dienstag, 24. Oktober 2023

Durnwalder mit deutlicher Kritik an Nachfolgern: „Zu wenig Optimismus“

Nach der schweren Niederlage der Südtiroler Volkspartei bei der Landtagswahl wartet Altlandeshauptmann Luis Durnwalder mit deutlicher Kritik an der Wahlkampfführung der Partei auf. „Es ist viel zu wenig Optimismus verbreitet worden. Stattdessen hat man gesagt, dass man ohnehin verlieren wird. Das ist wie bei einem General, der in den Krieg zieht, aber seine Soldaten nicht begeistern kann“, meinte Durnwalder im APA-Gespräch in Richtung seines Nachfolgers Arno Kompatscher.

Vor lauter „akademischem Gerede“ würde die SVP manchmal die „Realität der Menschen“ nicht mehr sehen, sagt Landeshauptmann A.D. Luis Durnwalder. - Foto: © Markus Perwanger

„Wenn man selber nicht an sich glaubt, wie kann man dann andere dazu bringen, daran zu glauben“, fragte Durnwalder, der Südtirol von 1989 bis 2014 25 Jahre lang regierte. Man habe zu viel auf die negativen Umfragewerte Bezug genommen und zu wenig eine Offensiv-Strategie gefahren und deutlich gemacht, dass trotzdem alles möglich sei. Die „Optimismus-Lokomotive“ – diese habe gefehlt, diese „Welle der Begeisterung“.

„Wenn man selber nicht an sich glaubt, wie kann man dann andere dazu bringen, daran zu glauben?“

Auch sah der frühere Landeschef die „Sammelpartei“ offenbar zu wenig draußen bei den Menschen. Vor lauter „akademischem Gerede“ würde man manchmal die „Realität der Menschen“ nicht mehr sehen: „Es gibt bei uns nicht nur die Akademiker. Es gibt die einfachen Menschen, die Arbeiter, die Bauern.“

„Hinaus zu den Menschen, zum Volk, ins Leben“ – das hätte mehr die Devise sein sollen. Dahingehend merkte der 82-Jährige aber auch an, dass es diese starke Verankerung der Partei in dieser Form nicht mehr gebe wie zu seinen Zeiten – unter anderem drücke sich dies in der geringeren Zahl an Ortsgruppen aus.

„Die Jugend vergessen“

Auch 2 weitere Wahlkampfdiagnosen hatte der frühere Landeschef parat. „Man hat auf die Jugend vergessen“, meinte er. Auf diese hätte man in den Städten und Gemeinden mehr zugehen und sie gezielt ansprechen müssen – etwa in Form von Veranstaltungen. Und außerdem: „Es wurde zu wenig mit den Italienern geredet.“ Hier wäre Stimmen- und prozentmäßig durchaus noch einiges zu holen gewesen.



Eine Personaldiskussion um Kompatscher und SVP-Obmann Philipp Achammer will Durnwalder nicht. Dies wäre fehl am Platz und helfe nicht weiter: „Hier bin ich absolut kein Befürworter.“

„Wieder eine Sammelpartei werden“

Auch das Ende der SVP als „Sammelpartei“ sah der ehemalige Spitzenpolitiker keinesfalls von vornherein eingeläutet oder als Naturgesetz, wie vielerorts medial geschrieben oder von Experten postuliert werde, gegeben. „Die ,Sammelpartei‘ ist nicht tot, man muss nur wieder eine ,Sammelpartei‘ werden.“ Den Tod der „Sammelpartei“ dürfe man sich erstens nicht einreden lassen und sich damit quasi dem nicht zutreffenden Schicksal ergeben, sowie müsse man zweitens das Blatt eben wenden und das Ganze wieder „umdrehen“.

Durnwalder erinnerte zudem daran, dass die SVP durchaus an 40 Prozent hätte streifen können, würde man den Stimmenanteil für die Liste des ehemaligen SVP-Landesrates Thomas Widmann von mehr als 3 Prozent hinzuzählen. Aber auch anderswo wäre mit entsprechender Wahlkampfführung noch etwas zu holen gewesen. „14 Mandate waren drin“, zeigte sich Durnwalder überzeugt. Die SVP war diesmal auf 13 Mandate bzw. 34,5 Prozent gekommen. (Was Achammer und Kompatscher zum Debakel sagen, lesen Sie hier.)

Das war auch Thema in der STOL-Elefantenrunde:



Neben der Wahlkampfführung habe es übrigens auch an der Aufstellung der Kandidatenliste gehapert. Man hätte „auf beiden Seiten mehr Geduld haben müssen“, meinte er in diesem Zusammenhang zum Konflikt zwischen der SVP und Widmann. Durnwalder hatte sich bereits vor der Wahl für ein gemeinsames Vorgehen der Widersacher ausgesprochen.

Was Thomas Widmann dazu sagt, können Sie sich im Videointerview ansehen:



Hinsichtlich der Regierungsbildung wollte der Altlandeshauptmann keine Präferenz abgeben. Er ließ aber zumindest durchklingen, von einer Zusammenarbeit mit den italienischsprachigen Rechtsparteien „Fratelli d'Italia“ und Lega einiges zu halten, da diese auch in der Regierung in Rom vertreten sind. Die Südtiroler Regierung würde sich in diesem Fall im Verhältnis zum Zentralstaat „leichter tun“. „Das sollte jedenfalls mitberücksichtigt werden“, legte Durnwalder der SVP-Führung ans Herz.

Alles zu den Landtagswahlen lesen Sie hier.

apa

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