Mittwoch, 14. Juni 2023

Italien nimmt Abschied von Silvio Berlusconi: Staatsbegräbnis in Mailand

Mailand, Heimatstadt von Silvio Berlusconi und Schauplatz seiner unternehmerischen, politischen und sportlichen Erfolge, nimmt am Mittwochnachmittag Abschied von dem am Montag verstorbenen Politiker und Medienunternehmer. Aus dem Ausland kommen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft zum Staatsbegräbnis im Mailänder Dom.

Aufbauarbeiten vor dem Mailänder Dom. - Foto: © APA/AFP / GABRIEL BOUYS

Erwartet werden der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban, der Emir von Katar, Tamim bin Hamad, sowie der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber. Der EU-Wirtschaftskommissar, der Italiener Paolo Gentiloni, wird EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen vertreten. Die Namen einiger ausländischer Politiker, die nach Mailand reisen, wurden aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben, teilte die Regierung mit.

Anwesend sind Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella, Premierministerin Giorgia Meloni und 32 Regierungsmitglieder sowie die gesamte Riege von Berlusconis rechtskonservativer Partei Forza Italia, Juniorpartner der Koalition in Rom.

Über 2000 Menschen bei Zeremonie im Mailänder Dom

2300 Personen werden zur Trauerzeremonie im Mailänder Dom zugelassen. Die Messe wird vom Mailänder Erzbischof Mario Delpini zelebriert. 2 Großbildschirme wurden auf dem Domplatz für die Menschenmenge, die die Zeremonie verfolgen will, aufgestellt. Die U-Bahn-Station nahe dem Mailänder Dom wurde geschlossen, der Zugang zum Platz wird streng kontrolliert. Schon seit dem frühen Mittwoch strömten Menschen zum Mailänder Domplatz. Vor dem Domplatz wurden mehrere Blumenkränze ausgestellt.

Für Mittwoch wurden ein Trauertag in Italien ausgerufen und alle Fahnen auf halbmast gesetzt. Die Arbeit im Parlament wird die ganze Woche lang ruhen. Politiker aus allen Lagern kondolierten der Familie Berlusconis. Die 5 Kinder des Medienmoguls veröffentlichten in den prestigereichsten italienischen Tageszeitungen eine Seite, in dem sie ihrem Vater dankten. „Danke für das Leben und für die Liebe. Du wirst immer in uns weiterleben“, hieß es im Inserat, das von Berlusconis Kindern Marina, Pier Silvio, Barbara, Eleonora und Luigi geschaltet wurde. Veröffentlicht wurde auch ein ganzseitiges Inserat von Berlusconis Mediengruppe Mediaset. „Ganz Mediaset umarmt mit Liebe und Dankbarkeit seinen Gründer Silvio Berlusconi“, hieß es.

Der 86-jährige Berlusconi war am Montag in der Mailänder Klinik San Raffaele gestorben. Er litt an chronischer Leukämie. Der Mailänder Medienunternehmer hat Italiens politische Landschaft seit seinem Einstieg in die Politik im Jahr 1994 zutiefst geprägt. Der Senat legte am Mittwochnachmittag eine Schweigeminute zu Ehren des Vorsitzenden der Forza Italia ein.

Opposition kritisiert quasi „Heiligsprechung“

Die Entscheidung der Regierung für ein Staatsbegräbnis und eine Staatstrauer für Berlusconi auszurufen, wird von Oppositionellen angefochten. Sie kritisierten eine quasi „Heiligsprechung“ Berlusconis durch seine Medien. Bisher war noch nie ein Trauertag für einen Premier ausgerufen wurden. Politikerinnen und Politiker der Opposition beschuldigten die Regierung Meloni, Berlusconis Begräbnis zur politischen Propaganda zu nutzen.

Klare Worte sprach der sozialdemokratische Senator Andrea Crisanti, der die Entscheidung für den Trauertag als „unangemessen“ bezeichnete: „Ich begreife den Schmerz, den das Ableben von Berlusconi nicht nur bei seinen Angehörigen auslöst, denen mein aufrichtiges Beileid gilt, sondern auch bei seiner politischen Gemeinschaft, die sich mit seinem politischen Kurs und seiner Person identifiziert hat. Ich muss jedoch meine entschiedene Ablehnung gegenüber einem Staatsbegräbnis zum Ausdruck bringen, das ich für unangemessen halte, sowie gegenüber einem nationalen Trauertag für den ehemaligen Ministerpräsidenten“, meinte Crisanti und bezog sich auf die vielen Skandale, in die Berlusconi verwickelt war.

Paolo Romano, sozialdemokratischer Regionalrat in der Lombardei, schrieb an Premierministerin Meloni, um gegen den Trauertag zu protestieren. „Berlusconi wurde wegen Steuerbetrugs verurteilt, er hat wirtschaftliche Vereinbarungen mit der Mafia getroffen, er hat uns Italiener in Europa und der Welt mit seinen Privatangelegenheiten lächerlich gemacht. Er verdient keinen Trauertag“, kritisiert der sozialdemokratische Vertreter in einem Posting.

Mehr zum Tod von Silvio Berlusconi lesen Sie hier.



apa

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