Freitag, 29. März 2024

Italien streitet über Höchstzahl ausländischer Schüler in Klassen

In Italien ist eine Diskussion über eine Höchstzahl ausländischer Schüler in italienischen Schulklassen entbrannt. Bildungsminister Giuseppe Valditara erklärte, er unterstütze einen Vorschlag von Lega-Chef und Vizepremier Matteo Salvini, wonach eine Höchstquote von 20 Prozent ausländischer Kinder pro Schulklasse eingeführt werden sollte.

In Italien wird über den Anteil ausländischer Schüler in den Klassen diskutiert. - Foto: © shutterstock

„Die Mehrheit der Schüler muss italienisch sein“, sagte der italienische Bildungsminister in sozialen Netzwerken. Integration sei nur dann möglich, wenn ausländische Kinder die italienische Sprache, Geschichte, Literatur, Kunst und Musik gut lernen würden. Es sei wichtig, dass auch ihre Eltern in das Erlernen der italienischen Sprache und Kultur einbezogen würden und nicht in getrennten Gemeinschaften lebten, argumentierte der Minister aus den Reihen der Lega.

Bildungsminister Giuseppe Valditara - Foto: © ANSA / CLAUDIO PERI



Davor hatte Salvini die Einführung einer Höchstquote von 20 Prozent ausländischer Kinder pro Klasse gefordert. „Wenn man viele Kinder in einer Klasse hat, die verschiedene Sprachen sprechen und kein Italienisch können, ist das ein Chaos. Ein 20-prozentiger Anteil ausländischer Kinder in einer Klasse ist positiv, aber wenn nur 20 Prozent Italiener in der Klasse sitzen, wie soll das Lehrerpersonal unterrichten?“, so Salvini laut Medienangaben.

Lega-Chef Matteo Salvini - Foto: © ANSA / ALESSANDRO DI MEO / DIM

Schulfrei am Ende des Ramadan: Streit mit Regierung

Salvini schaltete sich in die Debatte um eine Schule in Pioltello bei Mailand ein, die trotz Widerstands der Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni beschlossen hatte, den Schülern zum Ende des muslimischen Fastenmonats am 10. April einen Tag schulfrei zu geben.

Diese Schule in Piotello sorgt für Diskussionen. - Foto: © ANSA / Andrea Canali / Z3Z


Der Leiter der Schule in Pioltello, einer Stadt in der östlichen Peripherie Mailands, begründete die Schließung nach dem Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr) mit dem Argument, dass in den vergangenen Jahren am Tag nach dem Ende des Ramadans die meisten muslimischen Schüler nicht in die Schule gekommen seien und der Schultag damit verloren gewesen sei.

„Bildungsminister unterstützt den Wahn Salvinis“

Die Worte des Bildungsministers lösten Kritik bei den Oppositionsparteien aus. „Der Bildungsminister unterstützt den Wahn Salvinis, der die Kinder ausländischer Eltern aus dem Klassenzimmer werfen will. Man kann die Verbissenheit der regierenden Rechten gegen diese Kinder nicht verstehen. Glaubt sie, dass sie denjenigen, die in Italien geboren und aufgewachsen sind, das verfassungsmäßige Recht auf Bildung verweigern können?“, fragte die sozialdemokratische Parteichefin Elly Schlein.

PD-Chefin Elly Schlein äußerte Kritik am Bildungsminister. - Foto: © ANSA / Michele Maraviglia



Der Bürgermeister von Florenz, der Sozialdemokrat Dario Nardella, fragte, ob es wirklich Salvinis Idee sei, ausländische Buben und Mädchen von den Schulen zu weisen. „Wir verweisen sie aus den Schulen, und wohin schicken wir sie dann?“, so der Bürgermeister.

Ausländeranteil: Große Unterschiede zwischen Regionen

In Italien darf die Zahl der ausländischen Schüler mit eingeschränkten Italienischkenntnissen 30 Prozent der Schüler pro Klasse nicht überschreiten, wobei Ausnahmen möglich sind.

Im Schuljahr 2021/2022 hatten 7,2 Prozent aller Schulen in Italien mehr als 30 Prozent ausländische Schüler, während der Anteil der Schulen mit 0 Ausländern 18 Prozent betrug, wobei es große Unterschiede zwischen den Regionen gibt: Sardinien hat den höchsten Anteil an Schulen ohne ausländische Schüler, während im Norden, vor allem in der Lombardei, der Emilia Romagna und Venetien, der Anteil der Klassen mit mehr als 30 Prozent hoch ist. In den Außenbezirken von Großstädten beträgt der Ausländeranteil oft 50 Prozent oder mehr.

Rund 877.000 Buben und Mädchen ausländischer Nationalität besuchen italienische Schulen. Dabei handelt es sich vor allem um Kinder der „zweiten Generation“, das heißt Schüler, die in Italien geboren wurden, aber keine italienische Staatsbürgerschaft besitzen, weil ihre Eltern aus anderen Ländern stammen. Die italienische Staatsbürgerschaft beruht auf dem Grundsatz des „ius sanguinis“ (Blutrecht), wonach nur Kinder eines italienischen Vaters oder einer italienischen Mutter italienische Staatsbürger sind.

apa

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