Samstag, 16. Dezember 2023

Kluge Köpfe kommen – aber nicht nach Südtirol

Südtirol hat ein großes Problem: Es hat schweizerische Lebenshaltungskosten und gefühlt albanische Gehälter. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Südtiroler Studierende im Ausland nicht zurückkehren, sondern jenseits des Brenners arbeiten. Die Folge: Der Fachkräftemangel wird zusätzlich befeuert. Der heimische Arbeitsmarkt muss daher für Rückkehrer attraktiver werden. Ein Kommentar von „Dolomiten“-Redakteur Josef Bertignoll.

„Südtirols Arbeitsmarkt muss aber auch abseits der Gehälter attraktiver werden. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, eine eigene Betriebs-KITA: Das alles sind wichtige Aspekte, die für junge Arbeitnehmer zunehmend eine Rolle spielen“, schreibt Josef Bertignoll.

Der wichtigste Faktor ist das Geld und in dieser Hinsicht haben Südtirols Arbeitgeber gegenüber der Konkurrenz im Ausland schlechte Chancen zu überzeugen: Es ist, als versuche man sein Kind mit einem Stück Brokkoli zu beglücken, während der andere Elternteil mit 10 Tafeln Schokolade wirbt. Aussichtslos. Deswegen braucht es höhere Löhne. Gewerkschaften fordern dies schon seit Monaten. Die Forderungen dringen jedoch bis in die Büros der Verantwortlichen nicht durch – zu groß sei die Gefahr, dass die Wettbewerbsfähigkeit darunter leidet.

Was schadet jedoch der Wettbewerbsfähigkeit mehr: Höhere Löhne oder keine Arbeitskräfte? Nach einer jüngsten Studie des Max-Planck-Instituts ist der Fachkräftemangel die größte Wachstumsbremse für Wohlstand. Man lässt in Deutschland jährlich 90 Milliarden Euro an Wohlstandsschaffung liegen, weil es zu wenig Leute für den Arbeitsmarkt gibt.

Nur wenn es den Leuten gut geht, geht es der Wirtschaft gut und nicht umgekehrt.
Josef Bertignoll


Wenn die Löhne schon nicht angehoben werden, könnten zumindest Steuerbegünstigungen finanzielle Anreize für Rückkehrer schaffen. Dazu hat Italien bereits ein Gesetz: das „Rientro cervelli“. Es sieht vor, dass Rückkehrer die ersten 5 Jahre nur auf 30 Prozent des Gehalts Steuern zahlen müssen. Eigentlich ein schönes Geschenk, das den potenziellen Fachkräften im Ausland angeboten wird. Doch nun will man im Rom das Gesetz reformieren. Zu viele hätten das Gesetz in Vergangenheit missbraucht, argumentiert die italienische Regierung. Der wahre Grund für die Reform sind aber Sparmaßnahmen, da nicht nur die Anspruchskriterien verschärft werden, um Ausnutzung vorzubeugen, sondern auch die steuerlichen Vorteile reduziert werden. Eine fatale Sparmaßnahme.

Südtirols Arbeitsmarkt muss aber auch abseits der Gehälter attraktiver werden. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, eine eigene Betriebs-KITA: Das alles sind wichtige Aspekte, die für junge Arbeitnehmer zunehmend eine Rolle spielen. Damit Arbeit und Freizeit besser vereinbar werden, müssen Südtirols Arbeitgeber mehr denn je investieren. Denn nur wenn es den Leuten gut geht, geht es der Wirtschaft gut und nicht umgekehrt.

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ber

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