Donnerstag, 5. Oktober 2023

Landtagswahl: „Sicher“ sind der SVP nur 28 Prozent

Ein mauer Wahlkampf, der erst jetzt so richtig in Fahrt kommt: Entsprechend haben Südtirols Parteien ihr Wähler-Potenzial im Becken der Konkurrenz seit Sommer kaum angezapft. „Drin“ ist aber laut dem Meinungsforschungsinstitut INSA-CONSULERE noch einiges.

Mit einem überzeugenden Schlussspurt ihrer Mitbewerber könnten der SVP maximal noch weitere 7 Prozentpunkte verloren gehen, etwa in Richtung Grüne. Aber auch das Team K und die Widmann-Liste haben noch gute Chancen auf SVP-Wähler. - Foto: © Erika Gamper

Mit einem überzeugenden Schlussspurt ihrer Mitbewerber könnten der SVP maximal noch weitere 7 Prozentpunkte verloren gehen, etwa in Richtung Grüne. Aber auch das Team K und die Widmann-Liste haben noch gute Chancen auf SVP-Wähler.

Verringert hat sich der Prozentsatz der „SVP-Sonntags-Wähler“

28 Prozent der Befragten hatten in der ersten Umfragerunde im Sommer angegeben, sicher die SVP zu wählen. 28 Prozent tun dies auch bei der aktuellen Umfrage. Verringert hat sich hingegen der Prozentsatz der „SVP-Sonntags-Wähler“, nämlich von 37 auf 35 Prozent.

Als die Teilnehmer der Umfrage im Juni/Juli allerdings gefragt worden waren, wen sie wählen würden, wenn am Sonntag Landtagswahl wäre, stand die Liste von Thomas Widmann noch nicht zur Auswahl. Dies ist nun anders, und das Minus von 2 Prozentpunkten für die SVP dürfte durchaus auf dessen Kappe gehen.

Theoretische Chance auf ein Wahlergebnis von 47 Prozent

Zulegen konnte die SVP jedoch bei Wählern, die sich grundsätzlich vorstellen können, ihr Kreuz bei der Volkspartei zu machen. Denn im Sommer lag das SVP-Potenzial noch bei 8 Prozentpunkten, mittlerweile ist es auf 12 Prozentpunkte angewachsen. Damit hätte die SVP eine theoretische Chance auf ein Wahlergebnis von 47 Prozent.

Theoretisch, denn so erläutert Hermann Binkert von INSA, „die potenziellen Wähler kommen ja aus unterschiedlichen Lagern. Dass eine Partei all ihr Potenzial einsammeln kann, ist sehr unwahrscheinlich. Je nachdem, wie man seinen Wahlkampf aufzieht, spricht man die einen mehr, die anderen weniger an“.

Die Herkunft von potenziellen Wählern

Ein Blick auf die „Herkunft“ dieser potenziellen Wähler unterstreicht das Dilemma: Das größte Potenzial hat die SVP in der Team-K-Wählerschaft, dort könnte man bis zu 2,7 Prozentpunkte holen. Bei den Grünen sind es immerhin noch 2 Prozentpunkte (im Sommer waren es noch bis zu 3), 1,7 Prozentpunkte könnte man sich von der Widmann-Liste zurückholen und bei Fratelli d'Italia wären theoretisch auch 1,2 Prozentpunkte drin.

Hermann Binkert vom Meinungsforschungsinstitut INSA-CONSULERE



Dass man all diese Wähler nicht gleichermaßen ansprechen kann, liegt auf der Hand. „Sichere Wähler“ hat die SVP seit dem Sommer nicht dazu gewinnen können, und aus dem Potenzial wurden bislang auch noch keine „Sonntags-Wähler“, im Gegenteil, es haben der Volkspartei andere erfolgreich Stimmen „geklaut“.

Die Differenz aus den „Sonntags-Wählern“ und den sicheren Wählern bildet das Becken, aus dem die Konkurrenz noch fischen kann. Laut aktueller INSA-Umfrage umfasst das Becken also 7 Prozent, die der SVP auch noch verloren gehen könnten.

Grüne könnten SVP bis 6,5 Prozentpunkte abnehmen

Überhaupt ist es laut der INSA-Analyse nur einer Partei seit Sommer gelungen, den Anteil ihrer „sicheren Wähler“ zu erhöhen: dem Team K. Nicht in berauschenden Größenordnungen, aber immerhin ließ sich der Prozentsatz von 6 auf 7 steigern. Bei den „Sonntags-Wählern“ hat man um 3 Prozentpunkte (von 8 auf 11) zugelegt. Und das zusätzliche Potenzial ist entsprechend von 17 auf nun 15 Prozentpunkte gesunken.

Damit hat das Team K nun eine theoretische Chance auf 26 Prozent der Wählerstimmen – plus ein Prozentpunkt im Vergleich zum Sommer. Wie gesagt theoretisch. Die viel versprechendste Stoßrichtung wäre dabei in Richtung SVP und Grüne, denn das Team-K-Potenzial speist sich zu einem guten Drittel bzw. einem guten Viertel aus diesen beiden Wählerbecken.

Die anderen Parteien

Für die Grünen ist hingegen (fast) alles gleich geblieben: Die sicheren Wähler liegen weiter bei 9 Prozent, die Sonntags-Wähler bei 12, nur das Potenzial ist im Vergleich zum Sommer um 4 Prozentpunkte auf nun 12 Prozent gesunken. Die potenziellen Wähler kommen dabei nach wie vor zu über der Hälfte aus dem SVP-Lager. Und das könnte die SVP immer noch bis zu 6,5 Prozentpunkte kosten.

Auf ein zusätzliches Wählerpotenzial im zweistelligen Bereich kommen laut der INSA-Studie auch die Freiheitlichen und die Süd-Tiroler Freiheit. 12 Prozent sind es bei den Freiheitlichen, die damit im besten aller Fälle – theoretisch (!) – 18 Prozent der Wählerstimmen bekommen könnten. Ihr zusätzliches Wählerpotenzial liegt mit einem wirklich satten Viertel hauptsächlich bei den SVP-Wählern.

Die Hälfte der Freiheitlichen „Sonntags-Wähler“ sind „sichere“ Wähler

Ein knappes Viertel stellt das Team K, und auch bei der Süd-Tiroler Freiheit wäre noch was zu holen. Aber auch hier gilt: Um alle gleichzeitig zu werben, wird nicht gehen. „Und dann darf man ja auch seine Stammwähler nicht vergraulen“, erinnert Binkert. Nur die Hälfte der Freiheitlichen „Sonntags-Wähler“ sind übrigens „sichere“ Wähler.

Und damit ist nicht nur der Prozentsatz bei den „Sonntags-Wählern“ im Vergleich zum Sommer deutlich gesunken (von 9 auf 6 Prozent). Sie mussten sogar bei den sicher geglaubten Wählern Federn lassen. Denn die lagen im Sommer noch bei 7 Prozent – und damit höher als der aktuell übrig gebliebene „Sonntags-Wähler“-Prozentsatz von 6.

Die sicheren Wähler sind mittlerweile auf 3 Prozent zusammengeschmolzen. Die Süd-Tiroler Freiheit hat noch ein Potenzial von zusätzlichen 13 Prozent zu ihren aktuell 5 Prozent „Sonntags-Wählern“ („sicher“ sind auch ihnen nur 3 Prozent). Auch für diese Bewegung gibt es am meisten bei der SVP und insbesondere beim Team K zu holen.

Widmann-Potenzial speist sich aus SVP-Becken

Die neue Liste von Ex-SVP-ler Thomas Widmann kommt bei der Sonntagsfrage, wie berichtet, aktuell auf 5 Prozent. „Sicher“ sind Widmann dabei 3 Prozent. Doch mit einem überzeugenden Wahlkampf-Schlussspurt könnte er sich weitere 7 Prozent der Stimmen sichern – und damit ein maximales Ergebnis von 12 Prozent einfahren.

Laut der INSA-Analyse kommen diese potenziellen zusätzlichen Wähler – wenig verwunderlich – zur Hälfte aus dem SVP-Lager. Er könnte der SVP also insgesamt noch weitere knapp 3,5 Prozentpunkte abnehmen. Fischen kann Widmann auch noch bei den Freiheitlichen, hier wäre noch knapp ein Prozentpunkt drin.

Noch nicht aller Tage Abend ist es auch für die Lega

Bei den italienischen Parteien hat der PD den größten Spielraum nach oben, nämlich 9 Prozent. Addiert mit den 3 Prozent der Sonntagsfrage wären also 11 Prozent drin. Allerdings sind der Demokratischen Partei nur 2 Prozent der Wählerstimmen „sicher“.

Noch nicht aller Tage Abend ist es auch für die Lega. Die liegt zwar aktuell in der Wählergunst nur noch bei 4 Prozent (und bei „sicheren“ 3 Prozent). Mit einem Potenzial von weiteren 8 Prozentpunkten ließe sich aber theoretisch noch etwas aufholen. Das Potenzial der Fratelli d'Italia liegt hingegen nur bei zusätzlichen 4 Prozent zu den 7 Prozent bei der Sonntagsfrage.

Mehr zu den Landtagswahlen lesen Sie hier.

ih/stol

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