Dienstag, 27. Juni 2023

Nach P. Lintners Ablehnung aus Rom: Protest von kirchlichen Verbänden

Wegen seiner Positionen zur katholischen Sexualmoral hat die zuständige Stelle im Vatikan ihre Zustimmung zur Ernennung von P. Martin Lintner zum Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) Brixen verweigert. Von kirchlichen Verbänden kommt Protest.

Bekommt nach dem Veto aus dem Vatikan Zuspruch von kirchlichen Verbänden: P. Martin Lintner.

Gegen die Wahl von Prof. Martin Lintner zum Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen gab es Einspruch aus Rom: wegen seiner Publikationen zur katholischen Sexualmoral. Das Hochschulkollegium muss nun einen neuen Dekan bzw. eine neue Dekanin wählen. STOL hat berichtet.

Der Katholisch-Theologische Fakultätentag – der Zusammenschluss und das Repräsentativorgan von insgesamt 18 Theologischen Fakultäten bzw. Fachbereichen an staatlichen Universitäten oder in kirchlicher Trägerschaft in Deutschland – protestierte am Dienstag gegen die Entscheidung und solidarisierte sich mit Martin Lintner, wie das Portal katholisch.de berichtet. Der Fakultätentag erwarte, dass die Wahl anerkannt werde. Lintner sei „ein hoch angesehener, geschätzter und renommierter Fachkollege“: „Er ist eine wichtige Stimme im fachlichen und öffentlichen Diskurs, der in seinen Publikationen zur Beziehungsethik versucht, die Sexualmoral theologisch-ethisch so zu entfalten, dass sie ein positiver, lebensnaher und fruchtbarer Beitrag für die Menschen dieser Zeit sein kann“, zitiert das Portal den Fakultätentag. Lintners Positionen gälten in der theologischen Ethik als Konsens.

In der Verweigerung der Zustimmung sieht der Fakultätentag einen Ausdruck des Misstrauens und der Kontrolle: „Das weithin intransparente Nihil-Obstat-Verfahren widerspricht dem von Papst Franziskus beschworenen synodalen Geist. Es läuft dem Anliegen der Wissenschaftsfreiheit zuwider und untergräbt die Selbstverwaltung der katholischen Fakultäten und kirchlichen Hochschulen.“

„Unverständnis und Befremden“ auch in Südtirol

Auch das Südtiroler „Katholische Forum“, dem Katholische Jungschar Südtirols (KJS), Südt. Kath. Jugend (SKJ), Kath. Frauenbewegung (KFB), Kath. Männerbewegung (KMB), Kath. Familienverband Südtirols (KFS), Kath. Verband der Werktätigen (KVW), Kath. Werktätige Jugend (KWJ), Kolpingwerk Südtirols (KWS), Südt. Vinzenzgemeinschaft (SVG), Organisation für eine solidarische Welt (OEW), Kath. Südt. Lehrerbund (KSL), Berufsgemeinschaft der Religionslehrerinnen und Religionslehrer (BG der RL), Südt. Pfadfinderschaft (SP), Kath. Blindenapostolat (KBA), Verein La strada-Der Weg und die Arbeitsgemeinschaft Jugenddienste (AGJD) angehören, ist „befremdet und enttäuscht“ über die Ablehnung: „Es ist kaum zu glauben.“ Die Nachricht, dass das Dikasterium für die Kultur und die Bildung im Vatikan die Zustimmung zur Ernennung von P. Dr. Martin M. Lintner verweigert habe, löse Unverständnis und Befremden aus. „Wir sehen die Vorgangsweise als einen kleinlichen Akt der Bestrafung für ,unbotmäßiges Verhalten‘ und – was wohl gravierender ist – als Warnung und als einen Akt der Einschüchterung.“

Der Auseinandersetzung mit Fragen, die sich viele Gläubige seit langem stellen, sei P. Martin Lintner in seiner Forschung und Lehre nicht aus dem Weg gegangen. „Er hat diese Fragen ernst genommen und mit großem Gespür, mit intellektueller und geistlicher Redlichkeit versucht, diese Fragen in einem heutigen Kontext zu bearbeiten und theologisch fundierte Antworten zu geben.“

Die Vorsitzenden des Katholischen Forums, Sonja Reinstadler und Franz Tutzer, und der gesamte Vorstand sprechen Lintner ihre volle Solidarität aus und ermutigen ihn, „seinen Weg der kritischen theologischen Forschung und Lehre im Dienst der Kirche unerschrocken weiterzugehen“.

Wie berichtet, hat Bischof Ivo Muser im Einvernehmen mit Prof. Lintner auf das Rechtsmittel eines hierarchischen Rekurses gegen den Entscheid verzichtet.

stol

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