Mittwoch, 13. Dezember 2023

Einfach unglaublich: 16.000 Senioren haben weniger als 600 Euro im Monat

16.000 ältere Menschen in Südtirol erhalten weniger als 600 Euro Rente. Damit lässt es sich kaum (über)leben. Das zeigen die folgenden Berichte.

Immer mehr ältere Menschen teilen dasselbe Schicksal – auch in Südtirol: Am Ende des Monats wird das Geld knapp, weil man mit einer kleinen Rente (über)leben muss. Die Caritas hilft. - Foto: © dpa-tmn / Hauke-Christian Dittrich

Josef (Name geändert) ist 70 und alleinstehend. Klagen will er nicht. „Es geht schon“, sagt er. Mit seinen 900 Euro Rente, die er im Monat bezieht, gehört er zum Durchschnitt. „Andere kriegen viel weniger.“ Leicht leben lässt es sich mit dem Geld aber nicht.

Josef hat zwar eine kleine Eigentumswohnung, die wäre aber dringend zu renovieren. Geld dafür hat er keines, nicht einmal für die drängendsten Arbeiten. Und so hält Klebeband weiter eines der kaputten Fenster notdürftig zusammen, weil er sich die Reparatur nicht leisten kann. „Dafür müsste ich einen Kredit aufnehmen.“ Das gehe aber nicht, weil er schon einen abstottere, den er vor Jahren für eine notwendige Zahnbehandlung aufgenommen hat.

Die Caritas hilft mit ihrer Aktion „Not ist näher, als du denkst“ und bittet die Bevölkerung um Unterstützung.



Mit Leuten, denen es schlechter geht, meint Josef vielleicht die 85-jährige Anna (Name geändert). Die Witwe hat vor einiger Zeit ihren Mann verloren und bezieht eine kleine Hinterbliebenenrente. Etwa 600 Euro sind es im Monat. Eigene Rente hat sie keine. Dafür hat sie 6 Kinder großgezogen und ein Leben lang den Haushalt der Familie versorgt. Zu den 600 Euro Rente kommen noch 900 Euro Pflegegeld. Macht 1500 Euro im Monat. Das reicht gerade einmal für die Bezahlung der „Badante“ aus der Ukraine. Anna ist nämlich pflegebedürftig. Keinen Schritt kann sie mehr alleine machen, für alles braucht sie Hilfe – von morgens bis spätabends. Dass sie dennoch nur in der zweiten Pflegestufe ist, kann sie nicht so recht verstehen.

„Gott sei dank habe ich die Kinder“, erzählt Anna. „Die zahlen drein, sodass es halbwegs gilongt.“ Alles sei viel teurer geworden – und mit dem Alter wachsen die Ausgaben: für Medikamente, für Brille und Hörgeräte, für Hygieneartikel. Der Besuch beim Frisör sei eine sehr seltene Freude. „Wenn überhaupt, übernimmt eines der Kinder die Kosten – als Weihnachtsgeschenk oder zum Geburtstag.“

Bescheidene Senioren

„Viele ältere Menschen leben sehr bescheiden“, weiß Werner Niederbrunner von der Caritas-Schuldnerberatung, der das Caritas-Büro in Bruneck leitet. „Kommen dann unvorhergesehene Ausgaben hinzu, kann sie das schnell aus der Bahn werfen.“ In Notfällen können wir schnell und unbürokratisch eine Überbrückungshilfe gewähren, sagt Niederbrunner.

Werner Niederbrunner, Leiter des Caritas-Büros in Bruneck - Foto: © kat



Von vielen Schwierigkeiten bekommt allerdings nicht einmal die Caritas etwas mit. „Ältere Menschen schämen sich oft für ihre Armut“, erklärt Niederbrunner. „Und sie weigern sich, bei Ämtern um eine Unterstützung zu betteln. Wir motivieren sie trotzdem“, aber alles offenlegen zu müssen, sei – so wichtig es für die zielgerichtete Hilfe sei – auch demütigend.

Armut macht einsam

„Wer kein Geld hat, zieht sich zurück“, verweist Werner Niederbrunner auch auf die psychologischen Folgen von Altersarmut. Geld ermögliche die Teilnahme am Leben der Gesellschaft. Dem, der zu wenig habe, bleibe diese verwehrt. Franz (Name geändert) etwa muss mit 700 Euro im Monat auskommen. „Wenn ich jeden Tag im Jahr einen Kaffee in der Bar trinke, macht das eine Monatsrente aus.“ Das könne er sich nicht leisten. So bleibe er lieber zu Hause, als unter Leute zu gehen.

Bis zu 200 von Armut Betroffene kommen Jahr für Jahr zur Caritas in Bruneck. Etwa die Hälfte von ihnen sind ältere Menschen. Um ihnen helfen zu können, bedarf es der Unterstützung durch die Bevölkerung. Ihre Gelder kommen notleidenden Menschen in unserem Land zugute. Gespendet werden kann entweder online (www.caritas.bz.it) oder mittels einer Banküberweisung unter dem Kennwort „Caritas“ auf eines der folgenden Konten.

Raiffeisen Landesbank, IBAN: IT42 F0349311600000300200018;
Südtiroler Sparkasse, IBAN: IT17 X0604511601000000110801;
Südtiroler Volksbank, IBAN: IT12 R0585611601050571000032.
Intesa Sanpaolo, IBAN: IT18 B0306911619000006000065

kat

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