Montag, 5. Juni 2023

Credit Suisse soll am 12. Juni in der UBS aufgehen

Die Schweizer Großbank UBS ist beim geplanten Kauf des angeschlagenen Rivalen Credit Suisse (CS) kurz vor dem Ziel. Die UBS will die weltweit bedeutendste Bankenübernahme seit der Finanzkrise am 12. Juni 2023 unter Dach und Fach bringen, teilte das Institut am Montag mit. Mit dem Deal entsteht ein Riese mit verwaltetem Vermögen von über 5 Billionen Dollar (4,65 Billionen Euro) und rund 120.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Dei traditionsreiche Schweizer Bank ist in wenigen Tagen Geschichte. - Foto: © APA/AFP / FABRICE COFFRINI

Die Credit-Suisse-Titel sollen ab dem 12. Juni von der New York Stock Exchange (NYSE) und am 13. Juni von der der Schweizer Börse (SIX) genommen werden, wie das kleinere Institut mitteilte.

In einer Woche werde die Credit Suisse Group AG in der UBS Group AG aufgehen, hieß es in der Mitteilung. Die UBS übernehme sämtliche Vermögenswerte und Verbindlichkeiten der Credit Suisse. Im Gegenzug erhalten die Aktionäre der Credit Suisse wie bereits angekündigt eine UBS-Aktie pro 22,48 CS-Anteilsscheinen. Der Vollzug stehe unter dem Vorbehalt, dass die US-Wertpapieraufsicht SEC die Registrierungserklärung für die auszugebenden Aktien für wirksam erkläre und die UBS die übrigen Vollzugsbedingungen als erfüllt ansehe oder auf deren Einhaltung verzichtet.

An der Börse kletterten Credit-Suisse-Aktien im Frühhandel um 2,3 Prozent auf 0,8126 Franken (0,83 Euro), die UBS machte 1,5 Prozent gut. „Wir erachten den Vollzug der Übernahme als wichtigen Schritt, um die aus unserer Sicht langwierige Integration in die Wege zu leiten und Nägel mit Köpfen zu machen“, kommentierte ZKB-Analyst Michael Klien.

Verluste in Milliardenhöhe

Die Credit Suisse häufte 2022 einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken (7,5 Milliarden Euro) an, unter anderem weil die Erträge deutlich hinter den Kosten zurückblieben. Eine Reihe von Fehlschlägen und Skandalen ließ zudem das Vertrauen der Kunden in den 167 Jahre alten Konzern erodieren. Um einen Bankensturm zu beenden, orchestrierte die Schweizer Regierung im März eine Notübernahme durch die UBS. Der Kaufpreis von 3 Mrd. Franken lag dabei deutlich unter dem Buchwert des Instituts. Seitdem hat sich die Schweizer Nummer eins bei Aufsichtsbehörden rund um den Globus um Bewilligungen für die Übernahme bemüht.

Einem Bericht der „Financial Times“ zufolge erwägt die UBS wegen der geplanten Übernahme die Verschiebung des Zwischenberichts auf Ende August. Eigentlich ist die Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Quartal für den 25. Juli vorgesehen. Die 3 Mrd. Franken schwere Transaktion sei kompliziert, berichtet die Zeitung. Die UBS hoffe mit den Zahlen auch eine aktualisierte Planung für das Schweizer Geschäft der Credit Suisse vorlegen zu können. Die UBS wollte zu dem Bericht keine Stellungnahme abgeben.

Konzernchef: „Eine großartige Geschichte“

UBS-Konzernchef Sergio Ermotti, der extra für die Integration ans Steuer des Konzerns zurückgeholt worden war, äußerte sich vergangene Woche erneut zuversichtlich zum Ausblick der neuen Megabank. „Ich bin überzeugt, dass dies nicht nur für unsere Aktionäre und Mitarbeiter, sondern auch für unsere Kunden und die Finanzdienstleistungsbranche in der Schweiz eine großartige Geschichte sein wird.“ Gleichzeitig warnte er aber vor schmerzhaften Entscheidungen in Zusammenhang mit dem Abbau von Stellen nach der Übernahme. „Wir werden nicht in der Lage sein, kurzfristig Arbeitsplätze für alle zu schaffen. Synergien sind ein Teil der Geschichte.“

Das Ausmaß des Stellenabbaus dürfte auch davon abhängen, ob das Schweizer Geschäft der Credit Suisse vom neuen Konzern abgespalten wird. Die Bank analysiere die Situation noch immer, sagte Ermotti am Freitag. Das „Basisszenario“ bleibe jedoch eine vollständige Integration in die UBS, und er werde sich bei der Entscheidung über das weitere Vorgehen nicht von „Nostalgie“ leiten lassen.

Mit einer Abspaltung könnte die UBS bei der Schweizer Öffentlichkeit allerdings punkten. Politiker haben kritisiert, dass der Wettbewerb in Teilen des Heimatmarkts mit dem Zusammenschluss von UBS und Credit Suisse leiden und viele Stellen dauerhaft verloren gehen könnten. Viele sind zudem verärgert, dass nach der UBS während der Finanzkrise der Staat nur 15 Jahre später erneut einspringen musste, um auch die zweite Großbank vor dem Kollaps zu bewahren. Dazu kommen Befürchtungen, dass eine Rettung der neuen UBS, die über eine rund doppelt so große Bilanz verfügen wird wie die jährliche Schweizer Wirtschaftsleistung, die Kräfte des Landes übersteigen könnte.

apa

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