Die Regierung in Rom arbeitet an einer internationalen Konferenz zum Thema Einwanderung, die noch vor der Sommerpause stattfinden soll. Daran sollen sich mehrere afrikanische und arabische Länder sowie Institutionen beteiligen, die sich mit Migrationsfragen beschäftigen, erklärte Außenminister Antonio Tajani nach einem Besuch in Abu Dhabi. Tajani hob „die strategische Freundschaft zwischen Italien und den Emiraten in allen Bereichen der Außenpolitik“ hervor. Anfang März hatte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Vereinigten Arabischen Emirate besucht, die die größten Investoren in Afrika sind.
Unterdessen fordern humanitäre Organisationen die Einrichtung einer europäischen DNA-Datenbank zur Identifizierung der Toten nach Seefahrten über das Mittelmeer. „Das Fehlen von Daten über die Identität der Toten ist eine der großen Tragödien im Zusammenhang mit der Migrationskrise“, erklärte Tareke Brhane, Präsident des „Komitees 3. Oktober“, das sich für die Rechte von Migranten einsetzt.
„Die Familien von Flüchtlingen wollen wissen: 'Sind sie am Leben oder tot?' Wenn sich eine Naturkatastrophe oder beispielsweise ein Terroranschlag ereignet, gibt es internationale Regeln, um die Folgen zu bewältigen, die Toten zu identifizieren und die Vermissten zu bergen und sicherzustellen, dass die Rechte der Verstorbenen geachtet werden. Im Falle von Todesfällen bei Seefahrten über das Mittelmeer gibt es keinen solchen Rahmen“, kritisierte Brhane.
Seit Beginn dieses Jahres haben nach Angaben des Innenministeriums in Rom mehr als 55.000 Migranten Italien auf dem Seeweg erreicht. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr, wo im selben Zeitraum rund 23.500 Ankünfte registriert wurden. Nach Angaben des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) kam die Mehrheit der in Italien registrierten Migranten zuletzt von Tunesien aus über das Mittelmeer. Häufigste Ursprungsländer der Schutzsuchenden waren in den ersten Monaten dieses Jahres Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste), Guinea und Ägypten.