Obwohl er also bereits 8 Jahre vor dem Unglück über Sicherheitsmängel informiert gewesen war, habe er nichts getan. „Ich habe nichts unternommen, und das bedaure ich sehr“, gestand Mion vor Gericht.
Seit vergangenen Juli läuft der Prozess mit insgesamt 59 Angeklagten, darunter Mion und Giovanni Castellucci, der Ex-Chef der Autobahngesellschaft „Autostrade per l'Italia“ (ASPI), Betreiberin der eingestürzten Brücke. Die Anklage lautet auf fahrlässige Tötung, vorsätzliche Körperverletzung, Behinderung von Amtshandlungen, Urkundenfälschung und vorsätzliches Unterlassen von Sicherheitseinrichtungen am Arbeitsplatz.
Bei den Verdächtigen handelt es sich um hochrangige Manager des Autobahnbetreibers, um Fachleute sowie höhergestellte Beamte des Verkehrsministeriums in Rom. Der Staatsanwaltschaft von Genua zufolge hatten die meisten von ihnen mit dem Einsturz der in den 1960er-Jahren gebauten Brücke gerechnet und trotzdem nichts unternommen, um diesen zu verhindern. Stattdessen soll bei der Instandhaltung möglichst viel Geld eingespart worden sein, um den Aktionären höhere Dividenden zu sichern. Es soll zudem auch schon lange vor dem Einsturz bekannt gewesen sein, dass es Schäden an dem Bauwerk gab.
Das Unglück hatte sich bei strömendem Regen ereignet, während Familien auf dem Weg zum Sommerurlaub in Ligurien waren. Hunderte, die in Häusern unter der langen Hochbrücke wohnten, wurden obdachlos. Die Reste des Bauwerks wurde abgerissen. Im August 2020 wurde eine neue, vom Stararchitekten Renzo Piano entworfene Brücke eingeweiht, die „Ponte San Giorgio“ heißt.