Freitag, 23. Juni 2023

Der absolute Schutzstatus des Wolfes: Auch für die Tiere selbst ein Problem

Tierarzt Dr. Helmuth Gufler ist Spezialist für das Gesundheitsmanagement kleiner Wiederkäuer. Er erklärt im Folgenden, was passiert, wenn sich Raubtiere unkontrolliert vermehren können: Es hat auch für die Tiere selbst negative Konsequenzen.

Eine Regulierung der Wolfspopulation tut not. - Foto: © Shutterstock

Vernünftige Haustierhalter – Züchter ausgenommen – lassen ihre Tiere kastrieren oder sterilisieren, seien es Hunde, Katzen, Kaninchen oder andere. Sie wissen, dass eine unkontrollierte Vermehrung nicht zu verantworten ist. Auch streunende Hunde und Katzen werden von Tierschutzorganisationen kastriert, da Tierschützern bewusst ist, dass anderenfalls nur größeres Leid erzeugt wird.

Aus tierärztlicher Sicht müssen konsequenterweise auch Raubtiere wie der Wolf in ihrem Bestand kontrolliert werden, um letztendlich ihr Fortbestehen zu sichern und die Akzeptanz für sie zu erhalten.

Tierarzt Dr. Helmuth Gufler ist Spezialist für das Gesundheitsmanagement kleiner Wiederkäuer.



In vielen europäischen Ländern können sich Raubtiere derzeit ungehindert vermehren und ausbreiten. Das wäre in einem Land mit reinster Wildnis zunächst auch kein Problem, aber in Europa, wo die Zivilisation das Land derart verändert hat, wo es Städte, Straßen und Landwirtschaft gibt, kann es auf Dauer nur zu Konflikten kommen.

Die Folgen der unkontrollierten Ausbreitung

Aus tierärztlicher Sicht ist der absolute Schutzstatus des Wolfes sehr kritisch zu betrachten, da er den Verlust der Scheu und der Reinrassigkeit des Wolfes sowie die potenzielle Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten zur Folge haben kann:

Die „Unantastbarkeit“ des Wolfes/Bär führt dazu, dass das an und für sich scheue Raubtier seine Gewohnheiten ändert und diese auch an die nächsten Generationen weitervererbt. Wozu soll der Wolf einem Hirsch nachlaufen und kostbare Energie vergeuden, wenn es doch einfacher ist Nutztiere, am besten eingezäunte, zu reißen?

Der Verlust der Scheu des Wolfes führt auch dazu, dass er sich nahe den Siedlungen aufhalten wird, und es zu Paarungen mit Hunden kommen kann. Die daraus entstehenden Mischlinge werden letztendlich den „reinen“ Wolf zunehmend verdrängen, sodass die „gute“ Absicht, den Wolf vor dem Aussterben zu bewahren, vermutlich mit dem Gegenteil enden wird.

Die Überpopulation birgt die Gefahr der Ausbreitung spezifischer Krankheiten (Räude, Staupe und andere). Nicht zu unterschätzen ist die Gefahr der Tollwut, eine tödliche Viruserkrankung, die in osteuropäischen Ländern nie erloschen ist. Die Tollwut wird vor allem vom Fuchs, aber auch vom Wolf weiterverbreitet und sie kann auch den Menschen befallen.

Als Folge des Verlustes der Scheu und des Verweilens in Dorf- und Stadtnähe können Konflikte mit Menschen nicht ausgeschlossen werden

Aus tierärztlicher Sicht besteht die Gefahr, dass durch den absoluten Schutzstatus des Wolfes die Akzeptanz des Wolfes zunächst bei der ländlichen, aber letztendlich der gesamten Bevölkerung schwinden wird und folglich den Wölfen selbst zum Verhängnis werden kann.

Reservate: Ein möglicher Ausweg

Eine vernünftige Lösung zur Erhaltung der Art Wolf und dessen Akzeptanz ist die Ausweisung von großflächigen menschenleeren Reservaten, wo der Wolf artgerecht leben kann.


Dr. Helmuth Gufler, Tierarzt und Diplomate of the European College for Small Ruminant Health Management

In Teil 1 unserer Serie hat Dr. Gufler mit einigen Mythen rund um das Thema Herdenschutz aufgeräumt und erklärt, welche Probleme sich aus den bekanntesten Forderungen ergeben, die Wolfsschützer an Weidetierhalter stellen. Hier können Sie den Text nachlesen.

stol

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